Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat die Corona-Pandemie lange nicht ernst genommen, einen landesweiten Shutdown blockiert er. Die Zahlen in dem Land explodieren.
Brasilien hat erstmals mehr als 100.000 Corona-Neuinfektionen an einem Tag registriert. Das ist der höchste Stand der Infektionen seit dem Beginn der Pandemie. Das Gesundheitsministerium in Brasilia meldete 100.158 neue Fälle in den vergangenen 24 Stunden. Insgesamt haben sich im größten Land Lateinamerikas mehr als 12,3 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert.
Zu wenig Intensivbetten und Medikamente
Wissenschaftler machen die Ausbreitung der sehr viel ansteckenderen Virus-Mutation P.1 für die stark gestiegenen Infektionszahlen verantwortlich. Brasilien beklagt inzwischen mehr als 303.000 Corona-Tote.
Bundesstaaten wie São Paulo und Rio de Janeiro haben einen strengen Lockdown verhängt und das öffentliche Leben heruntergefahren. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro kritisierte erneut die Schutzmaßnahmen als kontraproduktiv. Sie schadeten nur der Wirtschaft.
Derweil steht im ganzen Land das Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch. Wie die Zeitung "O Globo" berichtete, warten allein in Rio de Janeiro mehr als doppelt so viele Covid-19-Patienten auf ein Intensivbett, als Plätze vorhanden sind. Zudem fehlt es an Medikamenten, die für die Beatmung notwendig sind, und Sauerstoff wird knapp.
Die Corona-Pandemie trifft viele junge Leute in Brasilien hart. Die Schulen mussten schließen, eine sichere Zukunft scheint weit entfernt.
Virusmutante P.1 überall ausgebreitet
Die neue Virusmutante P.1 tauchte erstmals in der Amazonas-Metropole Manaus auf und hat sich inzwischen auf das ganze Land ausgebreitet. Seit Anfang März macht sie rund die Hälfte der Neuinfektionen aus, teilte das staatliche Forschungsinstitut FioCruz mit. Laut einer Studie soll sie um bis zu 150 Prozent ansteckender sein als die Ursprungsvariante von Covid-19.
Am Mittwoch hatte Brasilien die Marke von 300.000 Toten überschritten, am Dienstag erstmals mehr als 3.000 Tote innerhalb eines Tages verzeichnet. Brasilien hat 210 Millionen Einwohner.
- "Werden eine enorme Zahl an Mutationen haben"
Professor Miguel Nicolelis gilt als einer der einflussreichsten Mediziner Lateinamerikas. Er warnt vor neuen, gefährlicheren Virusvarianten. Die könnten in Brasilien entstehen.