Im Restaurant, im Flugzeug, bei Veranstaltungen gelten 3G- oder 2G-Regeln - doch sie werden häufig nicht kontrolliert. Die Kritik daran von Seiten der Politik wird immer lauter.
In vielen Einrichtungen gelten die 3G- oder sogar 2G-Regeln, doch sie werden nicht ausreichend kontrolliert. Bei den Behörden gehen viele Beschwerden über Regelverstöße ein.
Deutschland im Corona-Herbst 2021: Die Inzidenzen steigen und steigen, am zweiten Tag in Folge meldete das Robert-Koch-Institut heute einen neuen Höchstwert bei Neuinfektionen. Das RKI sieht eine gestiegene Gesundheitsgefahr, inbesondere für Ungeimpfte sei sie "sehr hoch". Politiker streiten über die richtige Strategie, um die Infektionszahlen zu senken.
Doch es gibt auch Maßnahmen, die bereits gelten - aber vielerorts nur halbherzig oder gar nicht umgesetzt werden. Beispiel: 3G- beziehungsweise 2G-Regelungen. Wer in ein Flugzeug steigt, an einer Großveranstaltung teilnehmen oder in einem Restaurant essen gehen will, muss geimpft, genesen oder getestet sein. Kontrollieren müssen das in der Regel die Fluggesellschaften, die Veranstalter oder Gastronomen - bei der Einreise nach Deutschland soll die Bundespolizei die Impfnachweise kontrollieren.
Umfrage: Viele mussten noch nie Impfnachweis zeigen
Doch das klappt häufig nicht: "Also um ehrlich zu sein: Ich wurde nicht kontrolliert", erzählt Janina Eichhorn unserem Reporter am Flughafen Hannover bei einer Stichprobe. In Sozialen Medien häufen sich die Erfahrungsberichte:
Selbst Gesundheitsminister Jens Spahn ist das bereits im September aufgefallen: Bei einem Besuch in Italien sei er an einem Tag öfter kontrolliert worden als in Deutschland in zwei Wochen, berichtete er.
Die einzelnen Erfahrungsberichte decken sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen: Aus dem "Covid-19 Snapshot Monitoring" der Universität Erfurt geht hervor, dass über die Hälfte der Befragten noch nie oder fast nie einen Impfnachweis vorzeigen mussten (Stand: September 2021).
Lauterbach: Kontrollen sind "läppisch"
Auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für "Business Insider" aus dem September zeigt: 3G- oder 2G-Regeln werden selten kontrolliert - und noch seltener durchgesetzt. 40 Prozent der Befragten wurden bei ihrem letzten Restaurant-, Bar- oder Kinobesuch gar nicht kontrolliert. Weitere 29 Prozent wurden zwar kontrolliert, mussten aber keinen Ausweis vorzeigen.
Nicht mal jeder Zehnte wurde vollständig - also mit Ausweiskontrolle - überprüft. Nur acht Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen schon einmal der Einlass verwehrt wurde, weil sie keinen Impfnachweis oder negativen Test vorlegen konnten.
Politiker kritisieren immer lauter die unzureichende Umsetzung der Regeln. Gesundheitsminister Spahn sagte am Freitag, es bestehe der Konsens, "dass wir mehr Kontrolle brauchen". Wenn die Regeln "irgendwo nur aufgeschrieben" stehen, mache das noch keinen Unterschied. Es muss auch kontrolliert und umgesetzt werden." Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält die bisherigen Kontrollen für "läppisch".
GdP-Chef gegen mehr Kontrollen durch die Polizei
Inzwischen hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) seine Mitglieder zu einer "konsequenten Zugangskontrolle" aufgerufen. Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges sagte: "Wenn alle es machen, akzeptieren es auch die Gäste."
Die Forderung von Spahn, dass auch die Behörden deutlich mehr tun müssten bei der Durchsetzung von 3G- oder 2G-Regeln, lehnt die Gewerkschaft der Polizei ab: "Wir brauchen Corona nicht, um Arbeit zu haben", kontert GdP-Chef Oliver Malchow. Wenn jetzt auch noch intensiver und komplizierter kontrolliert werden solle, "bedeutet das, dass wir andere Arbeit nicht machen können."