Kinder- und Jugendärzte (BDKJ) fordern eine 2G-Regel an Tagesstätten und Schulen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte, "wir müssen uns einer Impfpflicht nähern".
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BDKJ) fordert eine Corona-Impfpflicht für Erzieher und Lehrer. Das reine Testen des Personals auf das Coronavirus sei zu wenig, sagte BDKJ-Sprecher Jakob Maske der "Rheinischen Post". SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach plädiert eher für eine Maskenpflicht an Schulen über den Winter hinweg.
"Wir brauchen eine 2G-Regel für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Kindertagesstätten und Schulen", sagte BDKJ-Sprecher Maske. Er forderte:
Schülerkonferenz: Kritik an ungeimpften Lehrkräften
Die Bundesschülerkonferenz kritisierte unterdessen Lehrerinnen und Lehrer, die sich einer Corona-Impfung verweigern. Lehrkräfte hätten "eine Verantwortung gegenüber ihrem Umfeld und besonders gegenüber den Schülerinnen und Schülern, denen sie in der Klasse begegnen", sagte die Generalsekretärin der Konferenz, Katharina Swinka, der Funke Mediengruppe.
Impfpflicht für alle: Ja oder Nein?
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach reagierte zunächst zurückhaltend auf die Forderungen nach einer Impfpflicht für Lehrpersonal. In Altersheimen sei die von den Ministerpräsidenten der Länder für Pflegekräfte geforderte Impfpflicht richtig, weil sie besonders gefährdete Menschen schütze.
An Schulen hingegen wäre die Impfpflicht für das Personal "nicht unbedingt notwendig, weil die Kinder und Jugendlichen durch eine Covid-19-Infektion eher nicht so stark getroffen werden". Sinnvoller sei die Maskenpflicht an den Schulen, betonte Lauterbach in der "Rheinischen Post".
Lauterbach: Müssen über Impfpflicht nachdenken
In einem Podcast-Interview sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland:
In der Debatte über eine allgemeine Impfpflicht sagte Lauterbach am Sonntagabend dann in der Sendung "Die Richtigen Fragen" des TV-Senders Bild. "Ich würde das auf keinen Fall mehr ausschließen und tendiere dazu zu sagen: Das hilft uns jetzt nicht akut, aber wir müssen uns einer Impfpflicht nähern."
- "Sollen wir Kinder für Ungeimpfte quälen?"
Kinder werden "am meisten drangsaliert", beklagt Jakob Maske vom Berufsverband der Kinderärzte. Maßnahmen wie Tests oder Maskenpflicht müssten sinnvoller eingesetzt werden.
Gefahr von Long Covid bei Kindern
Lauterbach übte harte Kritik am nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) dafür, dass dieser die Maskenpflicht an den Schulen aufgehoben hatte.
Diese Entscheidung sei "verantwortungslos" gewesen: "Da haben sich viele Kinder infiziert. Das war vollkommen unnötig." Der SPD-Politiker und Mediziner warnte vor Langzeitwirkungen von Covid-Erkrankungen bei Kindern.
Lauterbach: Long Covid hinterlässt vereinzelt Spuren
Es sei damit zu rechnen, dass etwa vier bis sieben Prozent der infizierten Kinder mit Covid-19-Symptomen das sogenannte Long Covid entwickeln. Long Covid sei bei Kindern zwar zum Glück nicht so gravierend wie bei Erwachsenen, aber auch keine Kleinigkeit.
Es führe etwa dazu, dass Kinder "durchweg Schwierigkeiten haben können, sich zu konzentrieren", sagte Lauterbach. Es werde Kinder geben, die nach einer Covid-Erkrankung "nicht mehr so schwungvoll und auch nicht mehr so gut in der Schule" seien wie vorher.
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