Stark steigende Corona-Zahlen befeuern die Debatte um eine Impfpflicht für Pflegekräfte. Der Landkreistag ist dafür - private Einrichtungen und Verbände lehnen sie ab.
In der Diskussion um eine Impfpflicht für Personal in Pflegeheimen gehen die Meinungen weiter auseinander. Der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager, ist dafür. Mehrere fachnahe Verbände sträuben sich dagegen.
"Wir erachten mittlerweile eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, gerade in der Pflege, für unausweichlich", sagte Sager den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es sei wichtig, "die besonders vulnerablen Personen auch besonders wirksam zu schützen".
Landkreise für mehr Tempo bei Booster-Impfung
Gleichzeitig müsse es mehr Tempo bei den Booster-Impfungen geben, da "der Winter naht und gerade bei Älteren nimmt der bestehende Impfschutz bereits wieder ab". Die Landkreise unterstützten dabei weiter mit mobilen Impfteams, vor allem in Pflegeeinrichtungen.
Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, hatte zuvor ebenfalls eine verpflichtende Corona-Impfung für alle Mitarbeiter im Pflegesektor gefordert.
In der Debatte um Corona-Auffrischungsimpfungen planen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern, dass es für jeden sechs Monate nach der Zweitimpfung eine Auffrischung geben soll.
Heimbetreiber: Keine rechtliche Basis für Impfpflicht
Private Pflege- und Altenheime halten beim Thema Impfpflicht dagegen. Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND):
Gleichwohl werbe der Verband für eine hohe Impfbereitschaft. Laut Meurer lenkt die Diskussion um eine Impfpflicht für Pflegekräfte aber vom Versäumnis ab, Auffrischungsimpfungen schnell und flächendeckend umzusetzen.
- Braun will Testpflicht in der Pflege
Kanzleramtsminister Braun hat sich für eine Testpflicht in der Pflege ausgesprochen. Eine Impfpflicht fürs Pflegepersonal lehnte er bei "maybrit illner" dagegen ab.
Meurer zufolge sind die fehlenden Auffrischungsimpfungen der wesentliche Grund für Impfdurchbrüche: "Wir erläutern immer wieder aufs Neue, dass jeder geimpfte Mitarbeiter das Risiko für sich und in den Einrichtungen senkt und Leben schützt."
Berufsverband: Fakten fehlen
Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, lehnt eine Impfpflicht für Pflegekräfte mit dem Hinweis auf fehlende Fakten ab.
Es sei bislang unbekannt, wie viele Beschäftigte sich aus welchen Gründen nicht hätten impfen lassen. Man wisse auch nicht, wie die Impfquoten mit der Qualifikation der Beschäftigten zusammenhängen, sagte Bienstein den Funke-Zeitungen.
Stiftung Patientenschutz: Tägliche Tests nötig
Auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, ist gegen eine Impfpflicht für Pflegekräfte. Brysch begründete dies in den Funke-Zeitungen damit, "dass sich auch Geimpfte und Genesene mit Corona infizieren und das Virus unbemerkt an die Pflegebedürftigen weitergeben" könnten.
Vielmehr sei eine bundesweit geltende tägliche Testpflicht für Personal und Besucher in den Pflegeheimen nötig.