Während Deutschland mit der Impfquote hinterherhinkt, wird Geimpften eine Booster-Impfung empfohlen - aber mit welchem Impfstoff? Ein Experte zu den wichtigsten Impf-Fragen.
Während sich die Corona-Lage in Deutschland zuspitzt, drängen viele Experten darauf, schnellstmöglich mit den Booster-Impfungen voranzukommen. Dafür soll, wenn es nach dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) geht, das Präparat von Moderna vermehrt zum Einsatz kommen.
In einem Schreiben an die Länder hatte das BMG für die nächsten Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Biontech-Impfstoff angekündigt. Das löste teils heftige Kritik aus und sorgte für Verunsicherung in der Bevölkerung. Infektionsimmunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité klärt über die Impfstoffe auf:
Noch-Gesundheitsminister Spahn hat seinen Vorstoß verteidigt, mehr Impfstoff von Moderna statt von Biontech einzusetzen. Viele Ärzte halten diesen Kurs jedoch für schwer umsetzbar.
Sind Moderna und Biontech gleichwertige Impfstoffe?
Experte Sander meint: Ja.
Studien hätten gezeigt, dass beide "extrem gut funktionieren". Wenn überhaupt habe man in einigen Studien einen kleinen Vorteil bei dem Impfstoff von Moderna gesehen. Das könne jedoch daran liegen, dass die Dosierung etwas höher ist, erklärt Sander. In seinen Augen sind aber beide als "absolut gleichwertig zu betrachten".
- Booster wirklich erst nach sechs Monaten?
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Sind die Nebenwirkungen bei einem Impfstoff größer?
Die Reaktionen, die unmittelbar nach der Impfung von Biontech und Moderna auftreten - etwa Kopfschmerzen, Fieber oder Schmerzen an der Einstichstelle - seien "sehr vergleichbar", sagt der Infektionsimmunologe.
Die Nebenwirkungen seien, wenn überhaupt, bei der Grundimmunisierung mit dem Moderna-Impfstoff, bei der die volle Dosis verabreicht wird, womöglich etwas stärker. Wiederum werde bei der Booster-Impfung nur die halbe Dosis verwendet, weshalb hierbei die Impfreaktionen ungefähr vergleichbar seien.
Zuerst Biontech und dann beim Boostern Moderna - geht das?
Das sei kein Problem, denn beide Imfpstoffe seien im Prinzip gleich und ließen sich kombinieren.
- Moderna oder Biontech: "Nehmen, was da ist"
Praxen und Impfzentren sollen verstärkt Moderna einsetzen, damit die Dosen nicht verfallen. Was heißt das für die Auffrischimpfung?
Wer sollte sich boostern lassen und wann?
Sinnvoll sei es, dass erst diejenigen schnell eine Auffrischungsimpfung erhalten, bei denen die Impfung am längsten zurückliegt, über sechs Monate her ist, Personen, die älter sind oder Risikofaktoren haben. Bei diesen Menschen sehe man auch, dass es vermehrt zu sogenannten "Durchbruchinfektionen" kommen könne, erklärt Sander. "Die sollen sich jetzt schnell boostern lassen."
Er schlägt vor, dass erst der Reihe nach geboostert wird und man sich ab fünf Monaten um einen Termin für eine Auffrischungsimpfung kümmern sollte. Es werde aber darauf hinauslaufen, dass alle Menschen eine dritte Dosis bekommen.
Das sei bei anderen Impfungen ähnlich. So etwa bei der Hepatitis-Impfung, bei der ein halbes Jahr nach den ersten beiden Dosen eine weitere gegeben werde, erklärt Sander. Wichtig sei eine Booster-Impfung besonders bei Älteren und bei denjenigen mit Vorerkrankungen. In Israel habe man beispielsweise gesehen, dass es in seltenen Fällen trotz Impfung zu einer schweren Erkrankung kommen könne.
Aber auch alle anderen sollten sich Sanders Ansicht nach boostern lassen, denn das würde sich auf die Virusausbreitung auswirken und womöglich dabei helfen, die Welle zu brechen. Das werde sich aber erst im Januar oder Februar zeigen, da das Infektionsgeschehen bereits so weit fortgeschritten ist, so der Infektionsimmunologe.
Ist die Impfung der einzige Weg aus der Pandemie?
Welchen Impfstoff man zur Auffrischung bekommt ist nur bedingt wählbar. Von Biontech sind nicht genug Dosen da. Obwohl Moderna genauso wirksam und genügend vorhanden ist, haben viele Menschen Bedenken.
Und diese Immunität in der Bevölkerung könne nur über eine Impfung aufgebaut werden, erklärt Sander. Würden sich hingegen alle Menschen nach und nach infizieren, würde es zu sehr vielen schweren Erkrankungen und auch Todesfällen kommen. Deshalb sei der einzig sichere Weg aus der Pandemie, dass sich alle Menschen impfen ließen.
Mit Material von dpa und AFP
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