In der Europäischen Union dürfen künftig auch auf die Omikron-Variante angepasste Corona-Impfstoffe eingesetzt werden. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) in Amsterdam hat am Donnerstag den Weg freigemacht für Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna, die sich auch gegen die Omikron-Subvariante BA.1 richten. Final muss nun noch die EU-Kommission entscheiden, das gilt aber als Formsache.
"Jetzt können Impfstoffe eingesetzt werden, die gegen alle bisher bekannten Virusvarianten sehr gut wirken", sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Donnerstag. Der SPD-Politiker sprach von einem "Quantensprung im Kampf gegen die Pandemie". Fragen und Antworten:
Um welche Impfstoffe geht es?
Der Ausschuss für Humanarzneimittel beschäftigte sich mit der Bewertung von zwei sogenannten bivalenten mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna. Bivalent bedeutet, dass zwei Komponenten berücksichtigt sind: Die Präparate sind sowohl auf den ursprünglichen Typ von Sars-CoV-2 als auch auf die Omikron-Sublinie BA.1 angepasst. Experten gehen davon aus, dass diese Vakzine auch einen Vorteil gegen den in Deutschland derzeit dominierenden Subtyp BA.5 bringen.
Geimpfte Deutschland
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Wann kommen die angepassten Impfstoffe?
Lauterbach zufolge könnten die Impfungen mit dem neuen Vakzin ab der nächsten Woche beginnen. Sein Ministerium erwartet in den nächsten beiden Wochen rund 14 Millionen Dosen der beiden Präparate. Erste Dosen könnten voraussichtlich noch am Donnerstag oder Freitag kommen. "Jetzt ist der optimale Zeitpunkt, Impflücken für den Herbst zu schließen", so Lauterbach.
Wirken die neuen Impfstoffe nur gegen das veränderte Virus?
Die angepassten Impfstoffe sind zwar auf die Omikron-Subvariante BA.1 zugeschnitten, wirken aber auch gegen den ursprünglichen Virusstamm und jüngere Omikron-Ableger. "Angepasste Impfstoffe können den Schutz gegen verschiedene Varianten erweitern und dürften daher dazu beitragen, einen optimalen Schutz gegen Covid-19 aufrechtzuerhalten, während sich das Virus weiterentwickelt", erklärte die EMA. BA.1 war der erste Omikron-Subtyp, der durch Europa zog, er wurde jedoch rasch von der noch ansteckenderen Sublinie BA.2 verdrängt. Mittlerweile dominiert BA.5 das Infektionsgeschehen in Deutschland, wobei sich weitere Unterlinien ausbilden.
[Nicht mehr verwenden] Geimpfte nach Alter Deutschland
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Wer braucht den angepassten Booster?
Diese Antwort müsste von der zuständigen Ständigen Impfkommission (Stiko) kommen - eine Empfehlung zu den neuen Präparaten gibt es bisher nicht. Die EMA ließ die beiden neuen Corona-Impfstoffe für Menschen ab zwölf Jahren zu, die schon einmal gegen Corona geimpft wurden.
Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, hält eine Empfehlung für einen zweiten Booster mit den neuen Präparaten nur für
bestimmte Gruppen für wahrscheinlich - etwa Menschen ab 60 Jahren, mit unterdrücktem Immunsystem oder mit Vorerkrankungen. "Ich wäre sehr überrascht, wenn die Stiko sagen würde, dass sich alle Erwachsenen noch mal impfen lassen sollen." Er wolle der Stiko nicht vorgreifen - aber allen voran profitierten Risikopatienten. Wer über 60 sei und bisher mit der vierten Impfung gewartet habe, für den sei jetzt die Gelegenheit.
Anteil der Corona-Varianten in Deutschland
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Lohnt es sich, auf noch aktuellere Impfstoffe zu warten?
Ein weiterer neuer an die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 angepasster Impfstoff soll ebenfalls bald zur Verfügung stehen. Der EMA liegt der Zulassungsantrag von Biontech/Pfizer vor, eine Zulassung noch im Herbst wird angestrebt. Man warte aber noch auf weitere Daten, heißt es bei der EMA. Es handelt sich in diesem Fall ebenfalls um einen sogenannten bivalenten Impfstoff, der auf den Wildtyp von Sars-CoV-2 und die beiden Subvarianten BA.4 und BA.5 abzielt.
Immunologe Carsten Watzl rät Impfwilligen klar vom Warten auf diese noch aktuelleren Impfstoffe ab: "Es gibt zu diesem Impfstoffkandidaten bisher keine klinischen Daten." Man könne nur über den Nutzen spekulieren - auch angesichts der nicht vorhersehbaren Entwicklung der vorherrschenden Varianten in den kommenden Monaten. Experten geben auch zu bedenken, dass der große Sprung in der Virusentwicklung zwischen dem Wildtyp und BA.1 lag, zwischen BA.1 und BA.4/BA.5 lägen viel weniger Mutationen.
Im September erwartet Gesundheitsminister Lauterbach weitere Impfstoffe. Es handelt sich um mehrere angepasste Vakzine gegen Omikron. Welcher passt am besten zu mir?
von Petra Mertens
Quelle: AFP, Reuters, dpa