Nach einer Impfung oder durchgemachten Krankheit gehen Wissenschaftler von einem mindestens sechsmonatigen Schutz aus. Wie sieht's danach aus - und braucht man einen dritten Piks?
"Wir fragen uns das jetzt seit ein paar Wochen: Wie lange hält das an? Wie lange sind wir durch die Impfung geschützt?" Janina Plato von der Pro Seniore Residenz Frankenhöhe in Mainz und ihr Team haben im Februar ihre zweite Impfung bekommen.
Um herauszufinden, wie lange der Impfschutz anhält, startete sie einen Selbstversuch: Aus reiner Neugier machte sie zusammen mit drei weiteren Kolleginnen einen Antikörper-Test. "Drei von uns hatten einen anscheinend sehr hohen Antikörper-Wert, eine Kollegin hatte einen deutlich geringeren", berichtet Plato. "Nun wollen wir diesen Test in drei oder vier Monaten wiederholen, weil wir das privat gerne besser einschätzen möchten. Man findet ja kaum verlässliche Informationen zu dem Thema – das ist ja alles noch so neu."
Nach Impfung oder Erkrankung mindestens sechs Monate Schutz
Tatsächlich ist bislang noch nicht genau erforscht, wie lange der Schutz durch die Impfungen oder eine durchgemachte Covid-Erkrankung anhält. "Wir haben bisher einfach noch keine Langzeitdaten", sagt Oliver Nolte, Leiter der Mikrobiologie am Zentrum für Labormedizin (ZLM) im schweizerischen St. Gallen im Gespräch mit ZDFheute. Was er aber sagen könne:
Eine aktuelle Studie belegt beispielsweise, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer auch ein halbes Jahr nach der zweiten Impfung noch zu über 90 Prozent wirksam ist. Einem schweren Covid-19-Verlauf beuge der Impfstoff sogar zu 100 Prozent vor.
Der Städte- und Gemeindebund vermisst nach dem Impfgipfel Ergebnisse zum Umgang mit Geimpften. Nach Beratungen könnte der Bundesrat am 28. Mai über Sonderrechte abstimmen.
Auch eine durchgemachte Erkrankung schützt vor einer erneuten Ansteckung, wie eine Studie aus Dänemark zeigt: Demnach sind die meisten Menschen zunächst für eine Dauer von mindestens sechs Monaten geschützt. Das Risiko für Ältere ist hier aber deutlich höher: Bei Menschen über 65 Jahren traten erneute Infektionen häufiger auf als bei jüngeren.
Auch Genesene sollten sich impfen lassen
Dafür, dass der Schutz nach einer einmal durchgemachten Infektion innerhalb einer sechsmonatigen Periode abnimmt, wurden keine Anzeichen gefunden, erklärte die Studienautorin Daniela Michlmayr.
Zudem gibt es Hinweise, dass neben Antikörpern auch sogenannte "Gedächtniszellen" für eine länger anhaltende Immunität verantwortlich sind. Chinesische Forscher konnten diese Zellen in einer Studie mit Covid-Patienten nachweisen, ebenso wie Forscher der Johns-Hopkins-Universität.
Immunantwort nach Impfung besser als nach Erkrankung
Spannend: Es gibt Hinweise darauf, dass eine Impfung besser vor einer Ansteckung schützt als eine durchgemachte Infektion. "Die Immunantwort, die durch das Impfen ausgelöst wird, ist sehr, sehr stark. Die Menge der Antikörper im Blut ist sogar höher als bei Vergleichsgruppen, die eine Erkrankung durchgemacht hatten", so Nolte. "Ich würde einfach mal vermuten: Wenn die Werte höher sind, wird der Schutz vermutlich auch länger bestehen bleiben. Nachgewiesen ist das nicht. Die Daten stimmen uns aber optimistisch."
So ist es wenig verwunderlich, dass sich nach einer Empfehlung des Robert-Koch-Instituts (RKI) auch Genesene impfen lassen sollten. Die Impfung sollte aber frühestens sechs Monate nach der Infektion erfolgen, um eine überschießende Immunantwort zu verhindern, so das RKI. Zudem reiche dann eine Impfdosis für Genesene aus.
Muss die Impfung aufgefrischt werden?
Ob eine Corona-Impfung nach einer bestimmten Zeit wieder aufgefrischt werden muss - ähnlich wie eine Grippeschutzimpfung - ist bislang unklar. Es könnte allerdings mit Blick auf die Virus-Mutanten notwendig werden, um weiterhin einen vollen Schutz zu haben.
Der Chef des Pharma-Riesen Pfizer, Albert Bourla, bezeichnete es als "wahrscheinliches Szenario", dass eine dritte Dosis notwendig werde, irgendwo zwischen sechs und zwölf Monaten. Danach müsse es vermutlich jährliche Auffrischungen geben, das müsse aber noch alles wissenschaftlich bestätigt werden, sagte er in einem Interview mit dem US-Sender CNBC. Ähnlich hatte sich zuvor bereits der Chef von Johnson & Johnson, Alex Gorsky, geäußert.
Fazit: Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Schutz durch eine Impfung oder durchgemachte Erkrankung mindestens sechs Monate lang anhält, vermutlich aber deutlich länger. Möglicherweise muss der Impfschutz nach einer bestimmten Zeit wieder aufgefrischt werden.