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Falschinformation und Gerüchte : Corona-Impfung macht nicht unfruchtbar

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Ist der Corona-Impfstoff nicht genug getestet? Und gibt es Langzeitschäden? Medizinjournalist Christoph Specht über Fragen und Behauptungen, die es zum Corona-Impfstoff gibt.

ZDF: Es gibt viele Gerüchte und auch Falschinformationen zur Impfung. Ein Gerücht lautet, "die Impfung kann unfruchtbar machen". Gibt es dafür irgendwelche Hinweise?

Dr. Christoph Specht: Nein. Diese Idee kam auf, weil jemand meinte, es gebe Ähnlichkeiten zwischen einem Spike-Protein und einem anderen Protein, was notwendig ist, um die Plazenta, also den Mutterkuchen, aufzubauen. Diese Ähnlichkeit besteht aber gar nicht. Die Idee war, dass Antikörper, die gebildet werden, dann nicht nur gegen das Virus wirken, sondern auch gegen das "Plazenta-Protein".

Wenn das so wäre, dann würde das während oder nach einer Covid-19-Erkrankung der Fall sein, denn da werden ja auch Antikörper gebildet. Inzwischen haben aber Hunderttausende Frauen auf dieser Welt Kinder bekommen, die Covid hatten oder infiziert waren. Also da ist nichts dran.

ZDF: Unsicherheit entsteht bei vielen, weil es keine Langzeitstudien gibt, über Langzeitfolgen der Impfungen also nichts gesagt werden kann: Wären genau die aber nicht wichtig, um das Risiko realistisch einzuschätzen?

Specht: Natürlich wäre es gut, man hätte mehr Zeit. Sagen wir mal, man hätte zehn Jahre Zeit, könnte einen Impfstoff lange überprüfen und dann zehn Jahre anschauen. Aber das ist fast nie der Fall. Und in diesem Fall wäre das völlig falsch, weil der Impfstoff uns dann auch gar nichts mehr nützt.

Es besteht ein wesentliches Missverständnis: Menschen haben Angst davor, dass nicht nur akute Nebenwirkungen auftreten können, sondern irgendwelche, die nach fünf Jahren sichtbar werden. Das gibt es bei Impfstoffen aber tatsächlich nicht, sondern alle diese Nebenwirkungen treten, auch wenn sie schwer sind, relativ schnell auf. Also Tage oder Wochen, allerspätestens ganz wenige Monate danach.

Und diese Nachbeobachtungszeit hat man. Das könnten dann Langzeitschäden sein, die lange Zeit anhalten, aber es sind keine Schäden, die erst in fünf Jahren passieren.

[Warum es bei Impfstoffen keine Langzeit-Nebenwirkungen im eigentlichen Sinne gibt, lesen Sie auch hier.]

ZDF: Wenn ein Impfstoff in dieser kurzen Zeit entwickelt, geprüft und zugelassen wird: Kann es wirklich sein, dass da genauso gründlich gearbeitet wurde, wie bei Impfstoffen, die viele Jahre brauchen, manchmal auch ein Jahrzehnt, bis sie verimpft werden? 

Specht: Die Angst und die Vorbehalte kann ich absolut verstehen. Aber man muss schauen, was eigentlich gemacht wurde. Man hat so das Gefühl, es wäre eine Studie, ein Protokoll abgekürzt worden. Das wurde nicht gemacht. Was aber getan wurde: Die verschiedenen Phasen, die es bei einer solchen Untersuchung gibt, wurden zusammengeschoben.

Das heißt: Normalerweise müssen Forscher die Phase eins abschließen, bevor sie mit der Phase zwei, den Tests, überhaupt beginnen können. Das war hier nicht so, man hat erlaubt, dass man die Phase zwei schon beginnen kann, während Phase eins noch läuft. Und durch dieses Zusammenschieben hat man diese Verkürzung erreicht. Aber abgekürzt wurde nicht.

ZDF: Wir wissen, die Impfstoffe schützen vor der Erkrankung an Covid-19. Ob die Impfung auch die Übertragung des Virus verhindern kann, wissen wir noch nicht. Wenn die Übertragung nicht verhindert werden kann: Was würde das für die Bekämpfung der Pandemie bedeuten?

Specht: Eindeutig klar ist, sie kann vor Krankheit und Tod schützen. Das ist schon mal ganz toll. Da ist die Impfung wie eine vorgezogene Therapie. Aber wir wissen nicht, ob man noch infiziert werden kann, das heißt, das Virus wäre im Körper. Und die noch spannendere Frage ist natürlich: Könnte man infektiös sein, könnte man andere noch anstecken? Wahrscheinlich ist es so, dass man zwar infiziert werden kann, jedenfalls manche, auch nach der Impfung noch, aber mit der Infektiosität, das wissen wir noch nicht.

Sollten Menschen nach der Impfung tatsächlich noch infektiös sein, dann würden die Geimpften natürlich nicht zur Reduktion in dem Sinne beitragen, dass die Verbreitung behindert wäre. Wenn wir die Alten und die wirklich schwer davon Betroffenen, sagen wir mal bis zum Sommer, impfen könnten, dann hätten wir erreicht, dass sie geschützt sind.

Und wenn sich im Sommer wieder jüngere Leute anstecken würden, wäre das nicht schlimm, denn diese haben selber ein deutlich niedrigeres Risiko und ihre Großeltern könnten sie nicht anstecken, die wären ja geimpft.

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ZDF: Außenminister Heiko Maas hat angeregt, dass es Erleichterungen geben soll für alle die, die sich schon jetzt haben impfen lassen. Das hieße, die dürften früher wieder in Restaurants und Kinos etc. Ist das legitim? 

Specht: Das ist sogar legal und eine Rückgabe der Grundrechte. Das sollte ja der Normalzustand sein. Das Problem dabei ist nur, wir wissen noch gar nicht, ob sich Geimpfte tatsächlich infizieren können. Und da stellt sich die Frage: Sind Sie noch infektiös? Das ist ja entscheidend.

Nehmen wir mal an, sie könnten sich zwar noch infizieren, werden aber nicht mehr krank. Dann ist das quasi wie eine vorauseilende Therapie. Wenn die aber noch infektiös wären, dann wäre es nicht gut, wenn sie auch ins Restaurant gehen können. Denn dann würden sie zwar selber kein Corona mehr bekommen. Aber sie könnten andere anstecken und die müssen dann wieder in die Intensivstationen.

Also das macht keinen Sinn. Erst, wenn wir wissen, dass sie auch nicht infektiös sind, würde das Sinn machen. 

ZDF: Wann wissen wir das denn? 

Specht: Man geht davon aus, dass wir Ende Januar schon etwas mehr dazu sagen können. Man braucht einfach Zahlen. Und die sind im Moment noch nicht da. 

ZDF: Sind denn die Auswirkungen von Weihnachten und Silvester in den aktuellen Zahlen schon enthalten? 

Specht: Knapp. Wir sind jetzt gerade in der Zeit, wo sich das so langsam nivelliert, beziehungsweise, wir die Werte davon sehen. Jetzt kommen wir in die Phase hinein, wo es sich wieder normalisiert 

ZDF: Gibt es Impfstoffe, die besser sind als andere, es gibt ja mehrere im Rennen? 

Specht: Das können wir momentan so noch nicht sagen. Wenn wir mal sehen, was zugelassen ist, dann sind das Moderna, der amerikanische Impfstoff, und Biontech/Pfizer, der deutsch-amerikanische. Beides sind mRNA-Impfstoffe. Sie sind von der Wirksamkeit und auch von den Nebenwirkungsraten sehr vergleichbar. Da braucht es noch Monate, bis wir wirklich Unterschiede sehen.

Bis jetzt wissen wir nur, dass es einen Unterschied in der Logistik gibt. Also, welcher Stoff stärker gekühlt werden muss. Moderna muss weniger gekühlt werden als Biontech. Für die Patienten spielt das aber erst mal keine Rolle. 

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