Wer geimpft werden will, kann sich ab sofort in die Warteschlange reihen - heute endet die Priorisierung einzelner Gruppen für die Impfung. Einziger Haken: Es fehlt an Impfstoff.
Impfwillige können sich ab diesem Montag unabhängig von der bisherigen Priorisierungsliste um eine einen Corona-Impftermin bemühen. Die Vergabe des Impfstoffs ist nun generell an alle hier lebenden Menschen ab zwölf Jahren möglich.
Allerdings soll es den Sommer über dauern, bis für alle genug Impfstoff da ist. Deshalb mahnten Spitzenvertreter von Deutschlands Ärztinnen und Ärzten sowie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Impfwilligen zur Geduld.
Betriebsärzte starten mit Impfungen
Gleichzeitig steigen mehr als 6.000 Betriebsärztinnen und -ärzte in die Impfungen ein. Sie erhalten in der ersten Woche dafür gut 700.000 der insgesamt gut 6,6 Millionen für diese Zeit angekündigten Impfstoffdosen. Derzeit wird viel Impfstoff für die Zweitimpfungen verwendet. Die Priorisierung verfolgte das Ziel, Menschen mit hohem Corona-Risiko zuerst zu schützen.
Die Aufhebung der Impfpriorisierung werde bei vielen Menschen zu Ernüchterung führen, sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, der "Rheinischen Post".
Verband: Impfstoff zu knapp für die hohe Nachfrage
Auch die deutschen Hausärzte dämpften die Erwartungen an das Ende der Impfpriorisierung. "Denn letztlich ist der Impfstoff noch immer zu knapp für die hohe Nachfrage und wird auch weiterhin zu unzuverlässig geliefert", sagte Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, den Funke-Medien.
Gleichzeitig werde mit der Aufhebung der Priorisierung und der Ankündigung der Kinder- und Jugendimpfungen die Nachfrage noch zunehmen. "Aber das Setting wird das Gleiche bleiben: Wir impfen, so viel wir eben können."
Einige Länder halten an Priorisierung noch fest
Nicht überall sind Menschen mit höheren Risiken bereits geimpft. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern soll die Priorisierung nach Risikogruppen in Impfzentren vorerst bestehen bleiben. In Bremen arbeiten die Zentren die Vorranglisten zunächst weiter ab. Im Saarland sollen Menschen der bisherigen Priorisierungsgruppen nach wie vor vorrangig bei Terminen bedacht werden. In den übrigen Ländern endet auch in den Impfzentren die bisherige Impfreihenfolge. In den Arztpraxen fällt die Priorisierung bundesweit generell weg.
Mehr als 45 Prozent der Bevölkerung haben mindestens eine Impfung. Vielerorts dominieren derzeit die Zweitimpfungen, denn erst mehr als jede oder jeder Fünfte hat den kompletten Impfschutz.
Auch Kinder ab 12 können sich impfen lassen
Zu den Impfwilligen, die ab Montag einen Termin beim Arzt erhalten könnten, zählen auch Kinder ab 12 Jahren. Denn Europas Arzneimittelbehörde EMA hatte Ende Mai grünes Licht für die Zulassung des Präparats von Biontech/Pfizer für dieses Alter gegeben, zuvor war es ab 16 frei.
Die Bewertung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zur Impfung von Kindern steht noch aus - es wird aber erwartet, dass sie mangels ausreichender Datenbasis keine generelle Empfehlung gibt, sondern den Impfstoff zunächst vor allem etwa für vorerkrankte Kinder empfiehlt.
- Wie viele wurden bisher gegen Corona geimpft?
Wie läuft die Impfkampagne in Deutschland und den Bundesländern? Wo gerät sie ins Stocken? Aktuelle Daten zeigen, wie viele Menschen bereits gegen Corona geimpft wurden.