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Corona-Protokolle : Wie der Impfstreit Familien spaltet

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Die Spannungen zwischen geimpften und nicht geimpften Menschen belasten häufig auch das Familienleben. Zwei Mütter und zwei Söhne berichten von ihrem Impfstreit.

Eine Maske liegt vor dem Impfzentrum in der Messe Erfurt.
Impfen oder nicht? Das spaltet viele Familien in Deutschland.
Quelle: dpa

Regina*, 67 Jahre, Thüringen:

"Ich würde mich als vorsichtigen Menschen bezeichnen: Ich halte mich an Regeln, schlage nicht über die Stränge. Seit Corona bin ich selten unter Leuten, und wenn, dann immer mit Abstand und Maske. Ich habe Reisen abgesagt und mir bei größeren Familienfeiern auch mal eine Ausrede einfallen lassen, um nicht hinzumüssen. Ich hatte einfach Angst, mich mit Corona anzustecken.

Ich habe aber auch Angst vor schweren Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe. Diese Angst konnte mir bis jetzt keiner nehmen. Ich hatte lange mit einer Gürtelrose zu kämpfen. Mein Immunsystem ist nicht mehr so toll. Ich habe Angst, dass es mir nach der Spritze richtig schlecht geht.

Meine Kinder drängen mich, dass ich mich endlich impfen lasse. Ich solle aufhören mit "dem Quatsch", mich "vor der Welt zu verstecken". Selbst meine Enkel machen manchmal Witze über mich. Das tut weh. Was vor kurzem das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war die Diskussion über eine Corona-Impfung für die Kleinen.

Meine Kinder wollen meine Enkel so bald wie möglich impfen lassen. Sie sagen: 'Um sie vor dem Virus zu schützen.' Aber mein Gott: Welche Risiken gehen sie dabei ein!? Sie wollen überhaupt nicht mit mir darüber reden. Auf kritische Artikel, die ich ihnen zu dem Thema schicke, reagieren sie nicht. Wir reden aktuell auch nicht miteinander. Es ist einfach nur noch traurig."

*Name von der Redaktion geändert

Alexander, 44 Jahre, Reginas Sohn:

"Dass meine Mutter eigentlich ein supervorsichtiger Mensch ist, stimmt völlig. Umso verrückter ist es für mich, dass sie als jemand, der ein gewisses Alter hat und körperlich nicht wirklich fit ist, die schützende Corona-Impfung ausschlägt.

Ich habe alles versucht: Erst ihre Argumente angehört und gesammelt; dann im Netz nach Fachinformationen gesucht; alles ausgedruckt, die wichtigsten Passagen angemarkert; ihr alles gegeben und erklärt. Effekt? Gleich null!

Oder noch schlimmer: Sie hat mir dann Whatsapp-Videos geschickt, wo angebliche Ärzte abstruse Reden gehalten haben. Tenor: Corona ist wie eine Grippe, lasst euch nicht verrückt machen und Vorsicht vor den Impfstoffen!

Ich habe meine Mutter noch nie so verbohrt erlebt. Ich erreiche sie überhaupt nicht mehr. Völlig ausgetickt ist sie zuletzt, weil wir über eine Corona-Impfung für die Kinder nachdenken. Wir wissen, dass die Krankheitsverläufe da zum Glück meist mild sind. Aber muss man ein Long-Covid-Risiko eingehen?

Als wir darüber gesprochen haben, ist meine Mutter immer aufgebrachter geworden. Ich habe sie dann leider etwas barsch zurechtgewiesen. Dann hat sie mir vorgeworfen, ich wäre unverantwortlich, ein schlechter Vater. Jetzt herrscht erstmal Funkstille zwischen uns.

Frank Ulrich Montgomery vom Weltärztebund. Archivbild
Interview

Wenn Stiko-Empfehlung vorliegt - Montgomery: Impfpflicht auch für Kinder 

Weltärztechef Montgomery sagt, er verstehe "den ganzen Aufstand" gegen die Corona-Impfung nicht. Er appelliert im ZDF-Interview an das soziale Verantwortungsgefühl Ungeimpfter.

Christian, 39, Thüringen:

"Ganz ehrlich: Corona geht mir so was von auf den Sack! Ich sage nicht, dass wir da überhaupt kein Problem mit dem Virus haben. Aber die ganze Gesellschaft dreht doch völlig durch! Das zieht sich bis in die Familie rein. Alles dreht sich nur noch um dieses eine Thema.

Meine Eltern nerven mich die ganze Zeit: 'Wann gehst du endlich zum Impfen? Musst doch eh bald! Sei nicht so bockig!' Solche Sprüche. Sie sind längst geimpft, und ich finde das auch gut so in ihrem Alter.

Aber die sollen mich, meine Frau und meine Kinder in Ruhe lassen: Wir sind alle kerngesund, und ich denke, dass wir das Virus ohne Probleme wegstecken würden. Ich habe da überhaupt keine Angst - und ich lasse mir auch von niemandem vorschreiben, was ich mit meinem Körper zu machen habe.

Meine Eltern hatten zwischendurch die Sorge, dass wir sie anstecken könnten. Das war, als rauskam, dass der Impfschutz nach einer Zeit nachlässt. Wir haben uns dann eine Weile nicht gesehen. Mittlerweile testen wir uns jeden Tag im Betrieb, bei den Kindern gibt es immerhin zwei Tests pro Woche in der Schule. Meine Eltern haben sich schon den dritten Impfschuss geben lassen. Also, wo ist das Problem?"

Wie kann man die Impfansprache verbessern, wie Impfgegner überzeugen und was ist dran an Nebenwirkungen durchs Impfen und den Argumenten der Impfgegner? Darüber spricht u.a. Mediziner Dr. Christoph Specht.

Beitragslänge:
20 min
Datum:

Helga*, 62, Christians Mutter:

"Das Problem ist, dass sich mein Sohn maßlos überschätzt und die Gefahren nicht ernst nimmt. Er raucht seit 20 Jahren ein bis zwei Schachteln Zigaretten am Tag, er trinkt und isst gerne und macht kaum Sport. Auf den ersten Blick wirkt er ja noch ganz gut in Form, aber richtig sportlich ist der Junge schon lange nicht mehr.

Ich habe Angst, dass er auch auf der Intensivstation landet, sie ihn mit einem Schlauch beatmen müssen. Und im schlimmsten Fall … Was dann? Er hat eine Frau und drei Kinder. Was würden die ohne ihn machen?

Christian, immer die große Klappe! Und dann doch ein bisschen zu kurz gedacht. Denn selbst wenn er Corona gut verkraften würde, könnte er ja andere anstecken. Daran denkt der gar nicht. Das macht mich richtig sauer!

Und wenn ich dann was sage, wird er närsch**: "Lass mich doch in Ruhe, Mutti!" Aber nein, die kriegt er von mir nicht, solange er so ignorant ist. Mir macht der Dauerknatsch auch keinen Spaß, aber da müssen wir wohl jetzt durch, bis das ausgefochten ist."

*Name von der Redaktion geändert

** umgangssprachlich für "aufgebracht", "aufbrausend"

Protokolle zusammengestellt von Marcel Burkhardt.

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31.05.2023
von Sven Rieken
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