Ein bisschen Mathe zum Feilschen - mehr Bildung ist für Rehan nicht mehr drin. Corona holt Indiens Kinder aus der Schule und treibt sie in die Arbeit.
Rehan bleibt nur der sehnsüchtige Blick auf den alten Pausenhof. Es ist der Blick zurück auf eine Kindheit, die nicht mehr sein darf. Er arbeitet, damit seine Familie überleben kann. Keine Zeit mehr für Kindheit, keine Zeit mehr für Schule, erst recht nicht in diesen Krisenzeiten.
Schule - ein geplatzter Traum
Rehan ist erst 14 Jahre alt, aber schon mitten in der Welt der Großen. Feilschen um Kartoffeln, Blumenkohl und Gurken. Wenn es gut läuft und er alles verkauft, macht er drei Euro Tagesgewinn. Jeder Cent zählt.
Ein bisschen Mathe zum Feilschen - mehr Bildung ist für Rehan nicht drin. Corona holt Indiens Kinder aus der Schule und treibt sie in die Arbeit.
Eigentlich will er nicht zu den Großen gehören. Viel lieber würde er mit seinen Freunden aus der Schule spielen. Doch das ist seit Corona nicht mehr möglich.
Es sind nicht nur die Pausenzeiten, die er vermisst, sondern auch das Lernen. Die wenigen Mathematik-Fähigkeiten, die ihm bleiben, braucht er jeden Tag: "Ich muss ja wissen: Wie viel Geld kann ich ausgeben, wie viel bekomme ich zurück? Die ganze Rechnung, ich darf nicht zu viel zahlen, alles muss stimmen. Da muss ich genau rechnen."
Bildung in Indien - für viele unbezahlbarer Luxus
Nach dem Schulabschluss wollte Rehan Beamter werden und gutes Geld verdienen. Diesen Wunsch hat er aufgegeben. Er ist der älteste von vier Söhnen, der Vater hat die Familie im Stich gelassen. Nun muss der 14-Jährige einspringen und sich kümmern. Und das heißt: schuften.
160 Millionen Jungs und Mädchen sind laut einem neuen Report Opfer von Kinderarbeit.
Seine Mutter klingt verzweifelt: "Als Mutter möchtest du dein Kind zur Schule schicken. Wenn du das nicht kannst, fühlst du dich schlecht. Es beschämt mich. Rehan hat das Leben vor sich und sollte es nicht damit verbringen, Gemüse zu verkaufen." Sie sagt zudem:
Laut der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) der Vereinten Nationen sind mehr als zehn Millionen Mädchen und Jungs in Indien von Kinderarbeit betroffen, knapp 43 Millionen Kinder besuchen nicht die Schule.
Enorme Bildungslücken durch Corona
Durch die Slums von Delhi, ein Meer der Hoffnungslosigkeit, bahnt sich der "Hope-Bus" seinen Weg. Unterricht auf vier Rädern: Wenn die Kinder nicht zur Schule kommen können, kommt die Schule eben zu den Kindern.
Ein kleiner Tropfen, aber ein wichtiger. Die Lehrkräfte werden von Spendern finanziert - und vom eigenen Idealismus angetrieben. So auch Rosabela Khristadas: "Corona hat die Kinder aus der Bahn geworfen. So lange ohne Unterricht heißt, wir müssen viel aufholen. Schule ist für viele Eltern jetzt Nebensache."
Indien hat über lange Zeit große Fortschritte in der Bildung seiner Kinder gemacht. Mühsam errungene Erfolge, die nun von der Pandemie durchkreuzt werden.