Bislang ist rätselhaft, wie sich Nilpferde im Antwerpener Zoo mit Sars-Cov-2 anstecken konnten. Was sagt uns die Infektion der Tiere über die Anpassungsfähigkeit des Coronavirus?
Die beiden Nilpfere Imani und Hermien im Zoo von Antwerpen haben sich mit Corona infiziert. Ihrem Tierarzt war aufgefallen, dass die Nasen der zwei besonders stark liefen und hat sie daraufhin getestet. Das Testergebnis war positiv.
Fabian Leendertz vom Helmholtz Institut für One Health in Greifswald erklärt gegenüber ZDFheute, was sich von der Infektion der Nilpferde ablesen lässt.
Corona-Infektionen bei Nilpferden und anderen Tieren
Tatsächlich handelt es sich nicht um die erste Tierart, die sich mit Sars-Cov-2 infiziert hat. Man weiß bereits von infizierten Gorillas, Katzenarten, Hunden, Nerzen oder etwa wild lebenden Weißwedelhirschen in den USA.
Und jetzt eben auch Nilpferde. Und das zeige, so Leendertz, dass wir auf alles Mögliche gefasst sein müssen.
Gefahr von weiteren Varianten wie beispielsweise Omikron
Auf der einen Seite bestehe die Gefahr, dass sich das Virus ein neues Reservoir suche. Nach dem primären, ursprünglichen Reservoir, sei der Mensch das sekundäre. Wenn das Virus auf eine andere Tierart überspringe und dort zirkuliere, entstünde ein zusätzliches, tertiäres Reservoir, erklärt Leendertz. Dort könnte das Virus möglicherweise weiter mutieren.
Ein so genanntes Reservoir ist ein Lebewesen (Mensch oder Tier), welches den Erreger trägt und weiter geben kann.
Viele Infektionskrankheiten können von Tieren auf den Menschen überspringen (und umgekehrt). Eine solche Krankheit nennt man Zoonose. Dabei gibt es unterschiedliche Wege.
Wird Sars-Cov-12 dann auf den Menschen zurück übertragen, könne es möglicherweise aufgrund des anderen Immunsystems oder etwa des Wirtswechsels zu Mutationen kommen, die vielleicht für den Menschen ein Risiko darstellten, so der Experte für Zoonosen. Gerade auch mit Blick auf die Omikron-Variante gebe es Spekulationen, ob sie sich in einem Tierreservoir entwickelt habe.
Auf der anderen Seite könnten Tiere an Covid-19 erkranken oder gar sterben, was aus Sicht des Artenschutzes ein wichtiger Punkt sei.
Möglicherweise Übertragung vom Mensch aufs Tier
Bislang ist unklar, wie sich die beiden infizieren konnten. Die Tierpfleger im Antwerpener Zoo wurden negativ auf das Virus getestet. Sie sind die einzigen, die nah an die Tiere herankommen, erklärt der Zoo Antwerpen gegenüber ZDFheute. Außer ihnen habe niemand richtigen Kontakt, auch nicht die Besucher. Als mögliche Infektionsquelle, so der Zoo, käme ein asymptomatischer Pfleger in Frage, aber auch dafür gebe es keinen Beweis. Auch für Leendertz scheint das die wahrscheinlichste Variante zu sein.
Dass es das Flusspferd auch erwischt hat, ist für ihn keine große Überraschung. Das Infektionsgeschehen sei sehr dynamisch und das Virus verändere sich. Daher müsse man die Augen offen halten: Wenn sich eine Tierart zunächst einmal nicht infiziert habe, könne das in der Zukunft anders aussehen.
Übertragung von Tieren auf Menschen
Leendertz geht davon aus, dass es für Sars-Cov-2 kein Problem darstelle vom Nilpferd zurück auf den Menschen zu springen. Tatsächlich gebe es kaum Viren, die so wenige Probleme mit der Artenbarriere haben. Ein derart breites Wirtsspektrum sei erstaunlich und mache das Virus besonders fit.
Insofern müsse man beim Vorgehen gegen Zoonosen, also von Krankheiten, die von Mensch zu Tier und von Tier zu Mensch übertragbar seien, umdenken und präventiv handeln. Ein Virus reise heute schneller von einem Punkt zum nächsten als früher. Und damit werde es immer schwerer sein, Zoonosen zu bekämpfen.
Um Ansteckungen durch die Nilpferde zu verhindern, wurde das Nilpferdhaus in Antwerpen nach Erkennen der Infektion für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Tierpfleger tragen zusätzliche Schutzausrüstung. Bei keinem wurde bislang eine Infektion festgestellt.
Gibt es weitere Infektionen bei Zootieren in Antwerpen?
Bislang haben sich nach Auskunft des Zoos Antwerpen keine anderen Tiere mit Corona infiziert. Imani und Hermien zeigen keine Symptome, abgesehen von laufenden Nasen. Die Nilpferde werden weiterhin isoliert, bis das Coronavirus bei ihnen nicht mehr nachweisbar ist.