Viele Eltern fürchten, dass ihre Kinder nach einer Corona-Infektion an Pims erkranken können. Erste Beobachtungen deuten darauf hin, dass Omikron das Problem nicht verschärft.
In aller Regel stecken Kinder eine Corona-Infektion leichter weg als Erwachsene. Das gilt auch für die in Deutschland vorherrschende Variante Omikron, bei der Symptome meist milder ausfallen als bei vorherigen Varianten.
Dennoch können Kinder in seltenen Fällen infolge einer Corona-Infektion an dem multisystemischen Entzündungssyndrom Pims leiden - eine tückische, potentiell lebensbedrohliche Krankheit. ZDFheute hat die neuesten Informationen dazu gesammelt.
Was genau ist Pims?
Pims ist die Abkürzung für die englische Krankheitsbezeichnung "Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome": Entzündungserkrankung verschiedener Organe bei Kindern und Jugendlichen bis 19 Jahre. Es handelt sich um eine verzögerte, überschießende Immunreaktion auf Corona, die selbst bei zunächst leichten oder sogar unerkannten Covid-Verläufen auftreten kann.
Was sind die Symptome von Pims?
Symptome treten typischerweise vier bis sechs Wochen nach der Corona-Infektion auf. Nach der Definition der WHO liegt ein Pims-Fall vor, wenn nach der Covid-Erkrankung für mindestens drei Tage lang Fieber auftritt und dazu mindestens zwei weitere Anzeichen:
- Hautausschlag
- dauerhaft niedriger Blutdruck
- Anzeichen einer Herzerkrankung wie Entzündungen des Hermuskels oder Herzbeutels, die sich beispielsweise durch Schmerzen am Brustbein und Kurzatmigkeit bemerkbar machen
- Blutgerinnungsstörungen
- Magen-Darm-Probleme wie Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen
Wer ist von Pims betroffen?
Laut DGPI sind Jungen deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Sie machen etwa zwei Drittel aller Pims-Fälle aus. Die Fälle sind gleichmäßig über alle Altersgruppen verteilt. Auch Kinder ohne Vorerkrankung können an Pims leiden.
Wie häufig ist Pims?
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind an Pims erkrankt, ist relativ gering: "Pro 4.000 Infektionen tritt ungefähr ein Pims-Fall auf. Das sehen wir auch international, die dänischen Kollegen zum Beispiel kommen auf die gleichen Größenordnungen", erklärt der Kinder- und Jugendmediziner Jakob Armann vom Universitätsklinikum Dresden im Gespräch mit ZDFheute.
Bisher wurden in Deutschland 688 Fälle gemeldet (Stand 13. Februar), wie aus dem Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) hervorgeht. Die meisten Erkrankungen traten bisher jeweils "zeitlich versetzt um wenige Wochen parallel zum Peak der Covid-19-Hospitalisierungen bei Kindern und Jugendlichen" auf, heißt es auf der Website des DGPI. Inklusive einer Dunkelziffer schätzt Armann die Gesamtzahl in Deutschland auf etwa 1.000 Pims-Betroffene. Trotz des jüngst verzeichneten Anstiegs der Zahlen sei das Niveau in diesem Winter geringer als vor einem Jahr, so Armann.
Ob sich das mit Omikron ändert, sei im Moment noch nicht klar, weil zwischen der Infektion und dem Auftreten von Pims in der Regel vier bis sechs Wochen liegen. "Da ist noch zu wenig Zeit vergangen", erläutert Armann. Doch in seiner Dresdner Klinik scheint sich die Situation eher zu entspannen:
Wie lässt sich Pims behandeln
Pims könnte zwar ein schweres Krankheitsbild auslösen, sei aber gut behandelbar, so Armann. Etwas mehr als die Hälfte der gemeldeten Pims-Patienten mussten laut DGPI auf die Intensivstation. In der Regel könnten betroffene Kinder aber nach zwei bis fünf Tagen die Intensivstation wieder verlassen, so Armann. Folgeschäden sind den Daten zufolge mit 34 Fällen insgesamt eher selten, Todesfälle sind nicht bekannt.
Armann betont: "Die Zahl der Kinder insgesamt, die schwer erkranken, hat sich durch die Pandemie kaum verändert." Auch schon vor Corona habe es jedes Jahr etwa 500 Fälle des Kawasaki-Syndroms gegeben, eine Entzündung der Blutgefäße. "Nun haben wir etwa 1.000 Pims-Fälle, davon ist die Hälfte der Kinder schwer erkrankt. Das ist etwa die gleiche Größenordnung."
mit Material von dpa