Die Intensivbetten sind ein wichtiger Gradmesser in der Pandemie. Im ersten Corona-Jahr 2020 wurden sie noch aufgestockt. Doch dieser Trend wird nicht andauern.
Weniger Behandlungen insgesamt aber mehr Betten für Schwerstkranke: Die Zahl der Intensivbetten in deutschen Krankenhäusern ist im ersten Jahr der Corona-Pandemie 2020 um fünf Prozent gestiegen. Das ist ein Anstieg um 1.400 auf insgesamt 27.000 Betten im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte.
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, erklärte dazu:
Weitere Zahlen aus erstem Jahr der Pandemie
- Die Zahl der Behandlungen in den Kliniken nahm um 13,1 Prozent oder 2,5 Millionen ab.
- Die Gesamtzahl der Krankenhausbetten in den 1.901 Kliniken in Deutschland ging den Statistikern zufolge im Jahresdurchschnitt um 7.400 auf 486.700 zurück.
- Auch die Behandlungstage in den Krankenhäusern waren im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 rückläufig. Mit rund 122,6 Millionen waren es rund zwölf Prozent oder 16,7 Millionen Tage weniger.
Intensivbetten-Zuwachs wie in 2020 nicht zu halten
Leider sei festzustellen, so Gaß, dass auch das hohe Niveau der Intensivbetten über das Jahr 2021 nicht gehalten werden konnte. Viele Krankenhausstandorte hätten ihre Intensiv-Kapazitäten wegen Personalmangels wieder reduzieren müssen.
Intensivbetten an zwei von drei Tagen belegt
Die durchschnittliche Bettenauslastung lag 2020 den Statistikern zufolge bei 68,8 Prozent und ging damit um 8,4 Prozent zurück. "Das heißt, die Krankenhausbetten waren durchschnittlich an zwei von drei Tagen belegt", heißt es in der Mitteilung des Statischen Bundesamtes.
Am höchsten war sie in Berlin mit 74,2, am niedrigsten in Rheinland-Pfalz mit 63,1 Prozent.
Regelversorgung 2020 stark eingeschränkt
Die Zahlen zeigen nach Ansicht von Gaß sehr deutlich, wie stark die Krankenhäuser die Regelversorgung 2020 hätten einschränken müssen. Die durchschnittliche Bettenauslastung ging um mehr als acht Prozent zurück - fast 2,5 Millionen weniger Krankenhausbehandlungen. "Viele Eingriffe mussten verschoben werden."
Vielfach hätten Kliniken aber auch aus Infektionsschutzgründen Mehrbettzimmer in Einzelzimmer umwandeln müssen. Diese Zahlen zeigen, dass Ausgleichszahlungen im Jahr 2020 unbedingt notwendig waren.
Patientenschützer fordern von Politik klare Kriterien
Eugen Brysch vom Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz erklärt:
Nicht einmal 70 Prozent der Betten seien belegt. Die meisten Kliniken würden mittlerweile mit dem Begriff der verschiebbaren Operationen arbeiten. Einen einheitlichen Maßstab gebe es für diesen inhaltsleeren Begriff aber nicht. "Das hat Folgen für krebskranke, neurologische und kardiologische Patienten." Es sei überfällig, dass der Bundestag verbindlich Kriterien dazu erlässt. Schließlich sei nur das Parlament demokratisch legitimiert, Kriterien über die Verteilung von Lebenschancen festzulegen.
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