Gerade bei Kindern steigen die Corona-Zahlen stark, bei den Jüngsten viel stärker als in der zweiten Welle. Doch die Bund-Länder-Beschlüsse zu Kitas und Schulen bleiben vage.
Wie geht es in Schulen und Kitas weiter? Diese Frage streifte der Corona-Gipfel in seinem finalen Beschlusspapier lediglich. Schulen sind zwar ohnehin Ländersache und im Endeffekt werden die in den Ländern beschlossenen Verordnungen maßgebend sein. Dennoch wurden Schulen und Kitas nun weniger Aufmerksamkeit geschenkt.
Bund und Länder beziehen sich in ihrem Beschluss vor allem auf das Testen an Schulen und Kitas. In dem Papier heißt es: "Die Testungen von Beschäftigten im Bildungsbereich und von Schülerinnen und Schülern werden weiter ausgebaut, es werden baldmöglichst zwei Testungen pro Woche angestrebt. Auch im Kitabereich werden die Beschäftigten baldmöglichst zweimal pro Woche in entsprechenden Verfahren getestet." Von Tests für Kita-Kinder ist - anders als in Entwürfen vor dem Gipfel und von Franziska Giffey (SPD) gefordert - keine Rede mehr.
Inzidenzen in jungen Altersgruppen steigen deutlich
Baldmöglichst soll mehr getestet werden. Wie, bleibt aktuell weitgehend offen. Ein Blick auf die aktuellen Inzidenzwerte zeigt allerdings, dass in Schulen und Kitas durchaus Eile geboten ist. Das betonte zuletzt auch das Robert-Koch-Institut (RKI): Die dritte Corona-Welle zeichne sich vor allem auch durch erhöhte Infektionszahlen bei Kindern aus. Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprach zuletzt davon, dass die britische Mutante sich unter Kindern besonders stark verbreite.
Auffällig ist vor allem die Entwicklung der Inzidenz in der Altersgruppe bis vier Jahre. Ihren bisherigen Spitzenwert erreichte die Inzidenz bei den Jüngsten in der zweiten Welle vor Weihnachten mit einem Wert von 78,6. Mittlerweile liegt der Wert auch in dieser Gruppe über 100 - erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland. In der Gruppe der Fünf- bis Neunjährigen liegt die Inzidenz mit 126 sogar über der der Gesamtbevölkerung (110). Seit einigen Wochen stiegen die Inzidenzen in fast allen Altersgruppen wieder, schreibt das RKI in seinem Lagebericht vom Dienstagabend.
Warnungen vor Ausbreitung der Corona-Variante unter Kindern
Bereits im Januar erklärte der Virologe Christian Drosten mit Blick auf die damalige Situation und die stark steigenden Infektionszahlen in Großbritannien: "Aber es scheint so zu sein, dass das Ganze losgegangen ist mit sehr viel Rückenwind in den Schulen. Also auf einer gewissen Schulwelle, die entstanden ist im Hintergrund eines Lockdowns, ist dieses Virus also gesegelt", so Drosten im NDR-Podcast "Coronavirus-Update".
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Lauterbach bezeichnete bereits Mitte März "Schulöffnungen vor Ostern und ohne Tests" als "hochriskant und planlos". Das Beschlusspapier von Bund und Ländern konstatierte zur aktuellen Situation derweil: "In den Ländern werden derzeit mit der steigenden Verfügbarkeit von Schnell- und Selbsttests flächendeckende Tests in Schulen und Kitas eingeführt."
Lauterbach: R-Wert unter 1 mit zweifacher Testung in Schulen und Betrieben möglich
Insgesamt zeigen sich in den aktuellen Zahlen zwei Trends deutlich: Die Inzidenz in den älteren Altersgruppen bewegt sich mittlerweile auf einem niedrigeren Niveau. In der zweiten Corona-Welle war noch die Altersgruppe 85+ deutlich am stärksten betroffen. In diesem Alterssegment sind die Wirkungen der Impfung erkennbar.
Anders sieht es in den jungen Altersgruppen aus. Hier ist der Anstieg der dritten Welle deutlich erkennbar - auch bei den Jüngsten. "Wenn wir die Kindertagesbetreuung in Kitas und in der Kindertagespflege aufrecht erhalten wollen, werden wir nicht umhin kommen, auch die Kinder zu testen", sagte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey.
"Schulen und Kitas werden zu Pandemietreibern", sagte derweil die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Hinweis auf dort weiter fehlenden Gesundheitsschutz. Die Strategie, Schulen und Kitas wieder zu öffnen und trotz hoher Inzidenzwerte so lange wie möglich offen zu halten, sei "krachend gescheitert". Lauterbach betonte heute im Nachgang zu den Beschlüssen erneut, wie wichtig Testungen in Schulen und Betrieben aus seiner Sicht sind.
"Mit der zweifachen Testung in Schulen und Betrieben könnten wir den R Wert bei B.1.1.7 unter 1 senken. Das ist die positive Perspektive", schrieb Lauterbach weiter. Wie genau das schnell funktionieren soll, lassen die aktuellen Beschlüsse von Bund und Ländern allerdings offen. Abzuwarten bleibt, ob die in den kommenden Tagen erscheinenden Länderverordnungen konkretere Antworten liefern.
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