Rund 1,8 Millionen israelische Impfdaten wurden ausgewertet: Der Pfizer/Biontech-Impstoff verhindert schwere Covid-Verläufe und könnte vielleicht sogar Übertragungen unterbinden.
Der Pfizer-Biontech-Impfstoff gegen das Coronavirus senkt einer israelischen Untersuchung zufolge das Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken oder zu sterben deutlich. Die Wahrscheinlichkeit einer symptomatischer Erkrankung nahm um 93,7 Prozent ab, zu sterben um 92,9 Prozent.
Brisant ist jedoch, dass auch das Infektionsrisiko laut der Auswertung um 89,4 Prozent gesenkt werden konnte. Für die Pandemie-Bekämpfung könnten das erfreuliche Nachrichten sein. Bislang war nicht umfassend belegt, dass Impfungen auch Übertragungen effektiv unterbinden können. Im schlimmsten Fall wären Geimpfte zwar selbst geschützt, hätten das Virus aber weitergeben können. Die neuen Daten sind ein Hinweis, das dem nicht so ist.
Journalist warnt vor voreiligen Schlüssen
Die Zahlen gehen aus einer Datenauswertung von Pfizer und dem israelischen Gesundheitsministeriums hervor, über die das israelische Nachrichtenportal "Ynet" zuerst berichtete. Offiziell veröffentlicht wurde sie bislang noch nicht. Untersucht wurden dabei die Werte von rund 1,8 Millionen Menschen, die zwischen dem 17. Januar und dem 6. Februar geimpft wurden.
Am Sonntag wies der "Ynet"-Journalist Nadav Eyal auf Twitter jedoch darauf hin, dass die Studiendaten zu den Übertragungsraten laut Mitarbeitern im israelischen Gesundheitsminsterium noch lückenhaft seien. "Sie hängen zu sehr von den Testprozeduren ab", so Eyal.
Fokus der Erhebung sei laut Eyal die Auswertung von schweren Verläufen und Todesfällen gewesen, weniger die Infektionen. Um aus diesen Zahlen abzuleiten, dass die Biontech-Impfung zuverlässig zur Herdenimmunität führen kann, ist es also noch zu früh.
Wirksamkeit trotz Mutante gegeben
Auch mit Blick auf die Mutanten sind die Studienergebnisse erfolgsversprechend und scheinen frühere Meldungen über eine Wirksamkeit des Biontech-Vakzins gegen die B.1.1.7-Variante zu bestätigen. "Die landesweite Beobachtungsstudie wurde durchgeführt, während die B.1.1.7-Variante die dominierende Sars-CoV-2-Version in Zirkulation war", heißt es in der Studie.
Mehr als 45 Prozent der israelischen Bevölkerung haben bereits mindestens eine Impfdosis des Pfizer-Biontech-Impfstoffs erhalten. Datenbanken wie die der israelischen Krankenkassen lassen darum aktuell die besten Rückschlüsse zu, ob Impfstoffe die Pandemie stoppen können.
Impfschutz steigt über Wochen weiter an
Am Sonntag ergänzte das israelische Gesundheitsministerium, dass der Impfschutz mit einigen Wochen Abstand sogar noch weiter steigen würde. Zwei Wochen nach der zweiten Dosis sinke das Infektionsrisiko um 95,8 Prozent und die Wahrscheinlichkeit kritischer oder tödlicher Verläufe um rund 99 Prozent.
Weitere Studien bestätigen die Wirksamkeit
Eine am 18. Februar im Fachjournal "The Lancet" veröffentlichte Studie des Sheba Medical Centers, dem größten Krankenhaus Israels, belegt ebenfalls eine hohe Effektivität des Impfstoffs. Dort sank das Infektionsrisiko um 75 Prozent und das Risiko einer symptomatischen Erkrankung um 85 Prozent.
"Ob die Senkung 75 oder 90 Prozent beträgt, ist nicht wichtig – es ist ein deutlicher Rückgang an Übertragungen", sagte Michal Linial, Professor für Molekularbiologie an der Hebrew University in Jerusalem der Nachrichtenagentur Reuters. Die Impfung würde also nicht nur die Person selbst schützen, sondern auch das Umfeld, so Linial.
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