Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung, plädiert ebenso wie Verkehrsminister Wissing für ein Ende der Maskenpflicht. Grünen-Gesundheitsexperte Dahmen widerspricht.
Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), interpretiert die vom Robert-Koch-Institut angegebenen 25 Millionen Covid-Genesenen - deren Zahl er zwei- bis dreimal so hoch vermutet - als Zeichen für eine hohe Immunität. Der "Rheinischen Post" sagte er in Bezug darauf:
Bundesweit seien auf den Intensivstationen nur noch 1.000 Corona-Patienten, davon knapp 400 mit Beatmung. Damit liege nur noch in jeder fünften Klinik ein beatmeter Patient, sagte der KBV-Chef.
Gassen: Brauchen Corona-Konzept für den Herbst
Gassen und KBV-Vizechef Stephan Hofmeister forderten daher ein Ende der Maskenpflicht, die aktuell noch in Bussen, Bahnen und Flugzeugen gilt. Hofmeister sagte:
Zudem forderte Gassen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ein Corona-Konzept für den Herbst. "Statt die Bevölkerung zu verunsichern, sollte der Minister jetzt zügig die Maßnahmen der vergangenen zwei Jahre unabhängig evaluieren lassen und ein Impfkonzept für den Herbst vorbereiten".
Wenn es im Herbst einen an Omikron angepassten Impfstoff gebe, müsse der Staat den Praxen davon ausreichend zur Verfügung stellen.
Grünen-Politiker Dahmen gegen Ende der Maskenpflicht
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte ebenfalls für ein Ende der Corona-Maskenpflicht in Bussen, Bahnen und Flugzeugen plädiert. Widerspruch bekam er dabei vom Koalitionspartner. Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sagte:
Dahmen weiter: "Wir brauchen Schutzmasken in Bahn und Bus für einen sicheren Sommer." Er verwies auch auf das Gedränge in vielen Fahrzeugen. "Die Pandemie mag manchem aus dem Sinn sein, sie ist aber nicht aus unserem Leben verschwunden."
Die Maskenpflicht ist deutschlandweit größtenteils weggefallen. Jetzt ist es jedem selbst überlassen zu entscheiden, ob man die Maske weiterhin trägt. In Düsseldorf halten viele noch an dem Schutz fest.
EASA und ECDC heben Maskenpflicht auf
Am Montag hatten zwei EU-Behörden ihre Empfehlungen für den Luftverkehr gelockert. Die Luftsicherheitsagentur EASA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC nahmen die generelle Empfehlung zum verpflichtenden Maskentragen in Flughäfen und Flugzeugen zurück.
Dahmen sagte, einen Widerspruch zwischen europäischen und nationalen Vorgaben könne er nicht erkennen. "Die europäischen Empfehlungen schließen eine nationale Maskenpflicht ausdrücklich mit ein." Die bundesweite Maskenpflicht in Flugzeugen und Fernzügen ist im Infektionsschutzgesetz bis 23. September festgelegt.
RKI: Infektionsdruck weiter hoch
Allgemeine Maskenpflichten für Veranstaltungen oder beim Einkaufen waren seit Anfang April in weiten Teilen Deutschlands weggefallen. Unabhängig von staatlichen Vorgaben gibt es vielerorts, etwa in Kultureinrichtungen, aber weiter Schutzregeln mit Maskenpflichten.
Das Robert Koch-Institut erklärt in seinem Wochenbericht, der Infektionsdruck sei mit knapp einer halben Million Covis-19-Fällen in der letzten Woche aber noch immer hoch. Auch die Gefährdung durch Covid-19 für die Gesundheit der Bevölkerung schätzt das RKI noch als "hoch" ein.
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