Seit rund einem Monat werden in den USA Fünf- bis Elfjährige gegen Corona geimpft. Bisher läuft es so, wie es sich Präsident Biden wünscht. Doch es kündigen sich Probleme an.
In der Cohen-Kinderklinik in New York feiern sie jeden einzelnen Piks. Im Foyer des Krankenhauses haben die Mitarbeiter ein kleines Impfzentrum für Kinder aufgebaut. Nach jeder erfolgreichen Verabreichung ertönt Applaus von Kindern, Eltern oder dem medizinischen Personal. Zurzeit werden in den USA täglich Zehntausende Fünf- bis Elfjährige gegen Covid-19 geimpft.
In der New Yorker Klinik ist die siebenjährige Nora als nächstes dran. Ihr Vater arbeitet hier als leitender Kinderkardiologe. Er weiß, dass schwere Verläufe bei jungen Menschen selten sind, und doch hat er einige erlebt, erzählt er: "Als Kinder-Herz-Spezialist habe ich selbst gesehen, welche Auswirkungen eine Covid-Infektion auf das Herz von Kindern haben kann, wie zerstörerisch das Virus wirkt, und wie Kinder daran sterben."
Keine unerwarteten Nebenwirkungen
Seit der Zulassung des Pfizer/Biontech-Vakzins vor gut einem Monat haben rund 13 Prozent der amerikanischen Kinder zwischen fünf und elf Jahren, etwa 3,7 Millionen, mindestens eine Spritze erhalten. Verabreicht wird eine deutlich geringere Dosis als bei Menschen, die älter als elf Jahre sind.
Neue Nebenwirkungen, die nicht aus den Studien bekannt waren, sind seit der Zulassung des Impfstoffs für Fünf- bis Elfjährige Ende Oktober nicht gemeldet worden. Zu denen, die zu erwarten gewesen sind, äußerte sich die Direktorin der US-Gesundheitsbehörde CDC:
Daten werden auch Deutschland helfen
Die Erfahrungswerte, die in den USA mit jedem Tag größer werden, sind auch für die deutsche Ständige Impfkommission (Stiko) von großem Wert. Auf Basis dieser Daten, etwa denen zu seltenen Impfkomplikationen, muss die Stiko beurteilen, welche Nachteile eine Impfung für Fünf- bis Elfjährige mit sich bringen könnte und mit den möglichen Auswirkungen einer Infektion abwägen.
Experten der amerikanischen Arzneimittel-Zulassungsbehörde FDA bestätigen, dass selbst wenn das Infektionsrisiko gering sei, die Nutzen-Risiko-Bilanz des Impfstoffs positiv ausfalle. Jene Fünf- bis Elfjährigen, die mit einer Covid-19-Infektion in eine Klinik eingeliefert würden, seien tendenziell kränker und länger angeschlagen als Kinder, die beispielsweise mit einer Herzmuskelentzündung eingewiesen würden. Außerdem fehlten bislang jegliche Hinweise darauf, dass die Impfungen bei Fünf- bis Elfjährigen eine solche Herzerkrankung auslösen könnten.
Hitzige Diskussion um Impfpflicht in den USA
Trotz diesen bisher positiven Erfahrungen reißt die Diskussion um die Corona-Impfungen, insbesondere um Impfpflichten, auch in den USA nicht ab. So sind nicht einmal ein Drittel der Eltern entschlossen, ihre Kinder zwischen fünf und elf Jahren impfen zu lassen. Demnach ist zu erwarten, dass das Impftempo bald sinken wird. Zahlreiche Schulen und Betreuungseinrichtungen haben daher bereits eine Impfpflicht für diese Altersgruppe eingeführt.
Die vielerorts strengen Vorgaben in den USA scheinen also zunächst Früchte zu tragen, sie führen aber auch dazu, dass sich die Fronten weiter verhärten. Wie bei so vielen großen Themen dieser Zeit verdeutlicht auch die Diskussion um verpflichtende Impfungen, gerade für Kinder, den so oft zitierten Spalt in der amerikanischen Gesellschaft.