Weltweit war die Zahl junger Frauen, die als Kinder verheiratet wurden, um 15 Prozent gesunken. Corona könnte laut Unicef zehn Millionen weitere Kinderehen zur Folge haben.
Im Zuge der Corona-Pandemie könnten nach Angaben von Unicef weltweit rund zehn Millionen zusätzliche Kinderehen geschlossen werden. Damit würden jahrelange Fortschritte in der Bekämpfung dieser Praxis gefährdet, heißt es in einer Analyse des UN-Kinderhilfswerks anlässlich des Weltfrauentags am Montag.
Schulschließungen, wirtschaftliche Belastungen, Unterbrechungen von Dienstleistungen, Schwangerschaften und der Corona-Tod von Eltern setzten Mädchen einem erhöhten Risiko aus, verheiratet zu werden.
Unicef: 25 Millionen Kinderehen verhindert
Vor dem Ausbruch von Covid-19 wären den Angaben zufolge 100 Millionen Mädchen im nächsten Jahrzehnt dem Risiko einer Heirat ausgesetzt. Dabei sei in den vergangenen zehn Jahren der Anteil junger Frauen, die als Kinder verheiratet wurden, weltweit um 15 Prozent gesunken.
Das entspricht laut Unicef etwa 25 Millionen Ehen, die verhindert werden konnten. Mädchen, die im Kindesalter heiraten, müssen mit lebenslangen Folgen rechnen, wie das Hilfswerk betont.
Warum auch drei Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes gegen Kinderehen noch viele Minderjährige in rechtlich unwirksamen Ehen leben und wie Corona das Problem verschärft.
Gefahr häuslicher Gewalt und früher Schwangerschaften
Es sei wahrscheinlicher, dass sie häusliche Gewalt erlitten und nicht zur Schule gingen. Auch bestehe das Risiko einer frühen und ungeplanten Schwangerschaft, die zu Komplikationen und Sterblichkeit bei Müttern führen könne.
Mädchen könnten zudem von ihren Familien und Freunden isoliert und von der Teilnahme an ihren Gemeinschaften ausgeschlossen werden.
Weltfrauentag: Wichtiger Moment der Erinnerung
Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore erklärt: "Der Internationale Weltfrauentag ist ein wichtiger Moment, um uns daran zu erinnern, was diese Mädchen zu verlieren haben, wenn wir nicht rasch handeln - ihre Bildung, ihre Gesundheit und ihre Zukunft." Sie fordert:
Covid-19 habe "tiefgreifende Auswirkungen" auf das Leben von Mädchen, so die Analyse. Reisebeschränkungen und Distanz erschwerten den Zugang zu medizinischer Versorgung, sozialen Dienstleistungen und gemeinschaftlicher Unterstützung. Der Verlust von Arbeitsplätzen und wirtschaftliche Unsicherheiten könnten Familien dazu zwingen, ihre Töchter zu verheiraten.
Weltweit rund 650 Millionen Kinderehen
Weltweit wurden Unicef zufolge schätzungsweise 650 Millionen heute lebende Mädchen und Frauen im Kindesalter verheiratet, etwa die Hälfte davon in Bangladesch, Brasilien, Äthiopien, Indien und Nigeria. In den nachhaltigen Entwicklungszielen sei festgelegt, diese Praxis bis 2030 zu beenden.
Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore sieht aber auch sofortigen Handlungsbedarf:
- Millionen minderjährige Bräutigame
Dass Millionen Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet werden, ist ein bekanntes Problem. Weniger bekannt ist, dass es auch Jungen treffen kann.