Lange vermisst - jetzt wieder hoch im Kurs: Klassenfahrten. Mit dem Wegfall vieler Corona-Regeln starten auch Schulen wieder durch. Doch was, wenn Corona die Reisenden einholt?
Die Corona-Regeln fallen, die Reiselust steigt. Auch Klassenfahrten sind wieder angesagt - trotz hoher Inzidenzen.
Das sagt Hendrik Förster, Schulleiter aus Rheinland-Pfalz. Möglich seien die Reisen schon länger, möglich gemacht hätte seine Schule sie gerade im März mit zwei Skifahrten für die siebten Klassen. Im Gepäck: Corona-Tests, die zu der Zeit noch Pflicht waren.
Unterschiedliche Szenarien
"Bei der ersten Fahrt wurde praktisch kein Kind mit Corona getestet" erzählt Förster. "Und auf der zweiten Skifahrt eine große Anzahl." Vier Klassen waren gemeinsam nach Österreich gereist.
Und so ging das weiter: täglich vier bis fünf positive Corona-Tests. Auch Lehrkräfte steckten sich an.
In Niedersachsen startet die Schule nach den Osterferien ohne Maskenpflicht. Das Gesundheitsministerium des Landes setzt weiterhin auf Testungen und bittet um freiwilliges Maskentragen.
Statt gemeinsam Neues zu entdecken, hieß es für die infizierten Schüler*innen: In einem Isolationsraum der Herberge auf die Eltern warten, die sie auf eigene Kosten abholen mussten. "Wir lassen uns das vorher unterschreiben", sagt Förster. "Ansonsten findet die Fahrt nicht statt." Eine Verordnung gibt es dafür nicht. Eigenverantwortung heißt das Prinzip - auch mit Blick auf den Wegfall der Testpflicht ab Montag.
Verantwortung liegt bei den Ländern
"Wir machen keine Vorgaben", bestätigt Ulrich Gerecke, Sprecher des Landesbildungsministeriums. Fragen wie die, ob Eltern ihre Kinder abholen müssten, seien an die Schulen delegiert worden. Grundsätzlich gelten bei Infektionen die Regelungen des Zielortes, etwa für die Isolationsdauer oder eine Meldung ans Gesundheitsamt. Mögliche Stornierungskosten würden nicht übernommen. Die Schulen sollten also die rechtlichen Rahmenbedingungen vor der Reise prüfen.
Unter welchen Bedingungen Klassenfahrten stattfinden, regeln die Länder selbst. So stellt etwa das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen auf seiner Homepage klar, dass "Schulen in eigener Verantwortung über Schulfahrten im In- und Ausland entscheiden". Und gibt detaillierte Infos, auch über Kosten, die für Eltern möglicherweise entstehen.
- Wo die Corona-Testpflicht an Schulen endet
Erst fiel die Maskenpflicht an den Schulen, nun folgt die Corona-Testpflicht - nur wenige Bundesländer testen erstmal weiter. Kritik kommt von Lehrerverbänden und Gewerkschaften.
Aus Sachsen heißt es, Klassenfahrten seien möglich, es gelten die Regeln wie beim Schulbesuch. Konkrete Handlungsempfehlungen habe es darüber hinaus nicht gegeben. Mit dem neuen Infektionsschutzgesetz hätten die Länder auch "außerunterrichtliche Beschränkungen aufgehoben", erklärt der Sprecher der Kultusministerkonferenz. Die ersten seien nach den Osterferien zum Normalbetrieb zurückgekehrt.
Lehrerverband: Gemischte Gefühle
Diese "Rückkehr zur Normalität" - etwa mit dem Wegfall der Testpflicht an Schulen - sieht Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, mit gemischten Gefühlen. "Im Endeffekt sind wir da natürlich im Blindflug", sagt er ZDFheute. Bis auf Isolations- und Meldepflicht gebe es dann eigentlich "keine großartigen Regeln" mehr.
Dennoch begrüße der Lehrerverband, dass jetzt wieder Fahrten möglich seien. "Aber man soll die Risiken und den zusätzlichen Aufwand, der damit verbunden ist, nicht geringschätzen," sagt Meidinger.
Für den Bundeselternrat hingegen steht fest: Klassenfahrten sollen stattfinden. "So viel Normalität wie möglich - so viel Sicherheit wie nötig. Fahrten werden benötigt, um das soziale Miteinander zu fördern," erklärt Christiane Gotte, Vorsitzende des Bundeselternrates - gerade jetzt, nachdem viele Veranstaltungen durch Corona ausgefallen seien. Kritisch sieht sie aber die Rückholvorgaben in einigen Bundesländern und die damit verbundenen Kosten, die viele Eltern und Schulen abschreckten.
Schulleiter: Pandemie ist nicht vorbei
Auch an der Schule von Hendrik Förster gehen Eltern in der Pandemie sehr unterschiedlich mit Klassenfahrten um. Manche seien extrem vorsichtig, für andere seien die Reisen selbstverständlich. Lehrkräfte und Schüler*innen hätten mittlerweile eine "hohe Routine" entwickelt im Umgang mit Corona.
"Leider", sagt Förster und wünscht sich mehr Unterstützung von der Politik, um die Krise bewältigen zu können. "Für uns ist die Pandemie eben nicht vorbei", sagt er. "Wir werden sicherlich noch lange damit leben müssen. Und auch viel, viel Arbeit damit haben."
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