Bundesärztekammer-Präsident Reinhardt hat die Beschlüsse zur Corona-Bekämpfung als unzureichend kritisiert. Divi-Präsident Marx fordert Kontaktbeschränkungen "am besten für alle".
Angesichts der angespannten Lage in der Corona-Pandemie fordert der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung Divi, Gernot Marx, schärfere Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt glaubt, es seien noch weitergehende Maßnahmen notwendig.
Divi-Präsident Gernot Marx sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mit Blick auf die Omikron-Variante:
Marx weiter: "Über die neue Virusvariante wissen wir einfach noch nicht genug. Wir können nicht ausschließen, dass die Impfstoffe vermindert wirken". Er erklärte: "Wegen dieses Nicht-Wissens ist es zwingend notwendig, besonders vorsichtig zu sein."
"Einheitliche Maßnahmen am effektivsten"
Zum Brechen der vierten Corona-Welle in Deutschland hatten sich Bund und Länder auf bundesweit deutlich schärfere Vorgaben und Einschränkungen geeinigt. Diese reichen von erheblichen Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte und Nicht-Genesene bis hin zu 2G-Regelungen etwa für den Besuch von Restaurants.
"Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass einheitliche Maßnahmen am effektivsten wirken", argumentiert Marx. Auch das Verbot für den Verkauf von Böllern und Feuerwerk zu Silvester hält Marx für die richtige Entscheidung.
„Warum sollen die jüngeren Leute sich jetzt impfen lassen, wenn die eigentliche Krankheitslast bei den über 60-jährigen liegt“, so Prof. Klaus Stöhr, Epidemiologe, zur Impfpflicht.
Divi-Präsident begrüßt Böllerverbot an Silvester
"Am Silvesterabend und beim Böllern auf der Straße kommen viele Menschen miteinander in Kontakt", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.
Für Notfallmediziner in den Notaufnahmen sei Silvester ohne Feuerwerk ebenfalls eine Entlastung, weil viele Menschen durch Feuerwerkskörper verletzt würden.
Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle haben Bund und Länder einheitliche Maßnahmen beschlossen. So soll im Einzelhandel künftig 2G gelten - unabhängig von der Inzidenz.
Ärzte-Präsident: 2G plus für alle
Seiner Meinung nach sollte für Geimpfte und Genesene bundesweit verpflichtend in Bars, Restaurants sowie für Sport und Kulturveranstaltungen in Innenräumen 2G plus gelten - dann müsste zusätzlich ein Test vorgelegt werden.
Vor allem müsse die Einhaltung der Zutrittsvoraussetzungen strikt kontrolliert und deren Missachtung verbindlich sanktioniert werden, mahnte Reinhardt.
„Wir brauchen eine allgemeine Impfpflicht, um die 5. Welle zu brechen“, so Ricarda Lang (B'90/Grüne), stellvertretende Bundesvorsitzende, zu den Bund-Länder-Beschlüssen.
Reinhardt begrüßt Pläne für Impfpflicht
Die Zuschauerbegrenzung etwa für Fußballspiele auf maximal 15.000 reicht Reinhardt nicht. Er plädierte für sogenannte Geisterspiele:
Er begrüßte die Pläne zur Einführung einer Impfpflicht. "Wir hätten alle lieber auf eine allgemeine Impfpflicht verzichtet. Mittlerweile sehen wir aber, dass sie das einzige Mittel ist, um aus der Lockdown-Endlosschleife herauszukommen."
Bund und Länder gehen davon aus, dass diese ab Februar kommen könnte. Der Ethikrat soll bis Jahresende eine Empfehlung dafür erarbeiten.
- Warum die Intensiv-Lage so angespannt ist
Die Corona-Neuinfektionen sind so hoch-, Personal auf den Intensivstationen so knapp wie nie. Warum sich die Lage gegenüber der 2. und 3. Welle verschärft hat: