Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind für Menschen mit Behinderung besonders hart. Von der negativen Entwicklung sind alle Bundesländer betroffen.
Menschen mit Behinderung sind besonders hart von der Corona-Krise betroffen. Das geht aus dem "Inklusionsbarometer Arbeit" der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institute (HRI) hervor. Laut der Studie waren im Oktober in Deutschland fast 174.000 Menschen mit Schwerbehinderung ohne Arbeit, rund 13 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Einbeziehung von Menschen mit Schwerbehinderung auf dem Arbeitsmarkt sei durch die Pandemie um vier Jahre zurückgeworfen worden, berichtete die Aktion Mensch und sprach von einer deutlichen Trendwende.
Rürup: Corona eine große Herausforderung für Inklusionsbetriebe
"Seit 2013 verbesserte sich die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderung fast stetig", berichtete HRI-Präsident Bert Rürup. Doch Corona habe die Erfolge der letzten Jahre in kürzester Zeit zunichte gemacht. Die Covid-19-Pandemie stelle gerade für Inklusionsbetriebe, eine große Herausforderung dar, heißt es in der Studie:
Denn viele dieser Betriebe seien in Branchen wie Gastronomie, Hotellerie und Catering tätig, die in besonderem Maße vom Lockdown im März und dem Teil-Lockdown im November sowie von den andauernden Beschränkungen des Wirtschaftslebens betroffen seien.
Aktion Mensch: Folgen der Pandemie sind härter für Behinderte
Zu befürchten sei auch, dass viele Inklusionsunternehmen - bundesweit rund 650 - in den kommenden Monaten Insolvenz anmelden könnten, hieß es. Zwar stieg die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung langsamer an als die allgemeine Arbeitlosenquote - doch die negativen Folgen der Corona-Pandemie dürften für die Schwerbehinderten deutlich länger andauern, warnte die Aktion Mensch.
"Haben Menschen mit Behinderung ihren Arbeitsplatz erst einmal verloren, finden sie sehr viel schwerer in den ersten Arbeitsmarkt zurück als Menschen ohne Behinderung", berichtete die Sprecherin der Hilfsorganisation Christina Marx. HRI-Präsident Bert Rürup fürchtet:
Im Durchschnitt suchten arbeitslose Menschen mit Behinderung zuletzt 100 Tage länger nach einer neuen Stelle als Menschen ohne Behinderung. Den höchsten Anstieg der Arbeitslosenzahl bei Behinderten gab es laut Inklusionsbarometer in Bayern mit 19,1 Prozent und in Hamburg mit 18,9 Prozent.
Ostdeutsche Länder schneiden besser ab
Auch in Baden-Württemberg und Hessen seien die Werte mit einem Plus von 16,4 und 16,2 Prozent im bundesweiten Vergleich besonders hoch. Hier zeige sich eine Überlagerung der coronabedingten Konjunkturkrise mit der ohnehin anhaltenden Strukturkrise, die etwa in der Automobil-Industrie deutlich spürbar sei.
Die östlichen Bundesländer schneiden mit einem Anstieg der Behinderten-Arbeitslosenzahlen mit jeweils einstelligen Prozentzuwächsen noch vergleichsweise gut ab - bis auf Sachsen mit einem Anstieg um knapp elf Prozent.
Am niedrigsten fiel der Anstieg bundesweit in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit 6,6 beziehungsweise 6,7 Prozent aus, gefolgt von Bremen (plus 8,6 Prozent) und Thüringen (plus 8,7 Prozent).