Geschäfte öffnen wieder, Betriebe schieben die Produktion an. Davon sind auch Eltern betroffen - und benötigen eine Notbetreuung für die Kinder. Aber wie soll das ablaufen?
Eine Ausweitung der Notbetreuung in den Kitas - wie genau soll das funktionieren? Mundschutz für die Kleinsten - oder vielleicht doch eher für die Erzieher? Weder noch, sagt Fabienne Becker-Stoll. Die Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik sieht im Tragen von Gesichtsmasken mehr Nachteil als Schutz.
Gerade Kinder unter drei Jahren seien durch die ungewohnte Situation ohnehin schon verunsichert. "Aber eine Gesichtsmaske verunsichert Kinder nur noch mehr, weil sie den Gesichtsausdruck der Erzieher nicht sehen können", erklärt die Professorin. Der sei aber wichtig, damit das Kind stets sehen könne, ob eine Situation ungefährlich ist oder eben nicht. Durch ein freundliches Lächeln etwa erfahren Kleinkinder, dass die Situation nicht bedrohlich ist, und sie können sich entspannen.
Kleinkinder in Kleingruppen
Das gleiche gelte auch für den Körperkontakt, den kleine Kinder brauchen, um sich emotional zu regulieren. "Körperkontakt aus Angst vor Ansteckung zu verweigern, verängstigt Kinder schon sehr und ist letztlich auch gar nicht möglich", so Becker-Stoll.
Für Kleinkinder, die mehrere Wochen nicht in der Kindertagesstätte waren, hält die Bindungsexpertin auch eine Mini-Eingewöhnung für nötig. Die Psychologin empfiehlt für die Notbetreuung in Krippen kleine Gruppen von jeweils nicht mehr als fünf Kindern und zwei Erziehern. Dabei sollte es sich um feste Gruppen handeln, die nicht mit Kindern aus anderen Gruppen durchmischt werden.
Kinderbetreuung in Zeiten von Corona - in einer Hamburger Kita ist das im Moment nur per Video möglich.
Variables Kohortenmodell
"Für 3- bis 6-Jährige kämen auch Gruppen mit bis zu zehn Kindern in Frage. Dann allerdings mit drei Erziehern", sagt Waltraud Weegmann. Die Vorsitzende des Deutschen Kitaverbandes nennt solche kleinen Gruppen Kohorten. Auf denen könnte ein Modell für die nächste Zeit aufbauen.
Die Gruppe mit ihren zwei oder drei festen Erziehern bleibe immer zusammen und benutzt Gemeinschaftsräume nur dann, wenn eine andere Gruppe dort raus ist und der jeweilige Raum desinfiziert wurde.
Kitaverband für stufenweise Rückkehr
Die Expertin denkt mit diesem Modell schon weiter: "Wir brauchen eine Lösung für die nächsten Monate - bis es einen Impfstoff gibt." Das könne allerdings nicht für alle Kinder einer Kita funktionieren, sondern nur für einen Teil. Deshalb bräuchte es eine der aktuellen Corona-Lage angepasste Prozentlösung. "Wir könnten beispielsweise mit 25 Prozent beginnen und den Prozentsatz dann langsam steigern", so Weegmann.
Der Prozentsatz könnte je nach Coronalage aber auch wieder zurückgefahren werden. Doch wie entscheidet man, welche Kinder wieder in die Kita dürfen? "Kriterien müsste sich jede Kita genau überlegen, etwa Kinder mit Förderbedarf, beengten Wohnsituationen oder anderen familiären Notsituationen", sagt Weegmann. Die tägliche Betreuungszeit würde Weegmann vorerst auf sieben Stunden beschränken.