Viele Kinder starten pandemiebedingt mit einem Lernrückstand in das neue Schuljahr. Mit Lerncamps will man dem in Sachsen-Anhalt entgegenwirken. Klappt das?
Lernen mitten in den Sommerferien - das steht für viele Schüler in Sachsen-Anhalt diese Woche auf dem Programm. In der Jugendherberge in Naumburg gilt: freiwillig nachholen, was pandemiebedingt während des Schuljahres untergegangen ist. Bei 33 Grad wird hier deshalb das Englisch-Hörverstehen draußen im Innenhof geübt. In entspannter Umgebung werden Fragen beantwortet und in Ruhe wiederholt, was nicht verstanden wird.
Diese Lernatmosphäre schätzen vor allem die Schüler: Die monatelangen Schulschließungen und Unterrichtsausfälle der letzten Jahre haben bei einigen Kindern große Lernlücken hinterlassen. Viele können dem täglichen Unterricht in der Schule nicht mehr folgen und tun sich schwer, den Stoff alleine zu Hause nachzuholen.
Die Angst, versäumte Schulinhalte der Pandemiezeit zu verschleppen und sich so im nächsten Jahr noch größere Rückstände einzuhandeln, ist groß, erzählt Emilie aus dem Camp:
"Aufholen nach Corona" soll Defizite wettmachen
Um das zu verhindern, setzt Sachsen-Anhalt auf die Unterrichtseinheiten in den Sommerferien. Das Lerncamp in Naumburg ist Teil des bundesweiten Aktionsprogramms "Aufholen nach Corona". Dafür arbeitet das Bildungsministerium mit den Volkshochschulen und Jugendherbergen zusammen.
Zwischen Juli und August finden im Bundesland rund 26 Lerncamps an neun Standorten statt. Fast 500 Schüler der fünften bis neunten Klasse sollen hier in fünf Tagen lernen, was in den Fächer Biologie, Mathematik, Deutsch und Englisch liegen geblieben ist.
Lehrkräfte gehen davon aus, dass ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler durch Corona Defizite beim Lernen entwickelt hat. Es gebe einen enormen Bedarf an Nachhilfeunterricht.
Lernerfolge in den Camps gering - Regierung hält daran fest
Der Landeselternrat Sachsen-Anhalt ist aber überzeugt: Es ist kaum möglich, die Lernlücken aus zwei Jahren durch Lerncamps in den Ferien wieder aufzufüllen. Auch Lehrer Frank Drechsler sieht den Druck auf die Kinder größer werden:
Obwohl die Lernerfolge in den Feriencamps gering sind, hält die Landesregierung weiter an ihnen fest - auch im nächsten Jahr möchte das Bildungsministerium die Lerncamps wieder anbieten. Bildungsstaatssekretär des Landes Frank Diesener sieht sie als Möglichkeit, um die Schüler wieder an das Lernen zu gewöhnen: "Fünf Tage kann man als kurz empfinden, aber auch als Chance, wieder zueinander zu finden."
Trotzdem ist auch ihm klar, dass es dauern wird, bis die Rückstände vollständig abgebaut sind.
- "Politik macht Hausaufgaben nicht"
Corona-Winter Nummer drei: Die Ampel verhandelt über neue Maßnahmen. Wenig Erwartungen hat der Lehrerverband. "Die Politik macht ihre Hausaufgaben nicht", sagt Präsident Meidinger.