30 Grad im September, die Kneipen sind geöffnet: Viele Touristen genießen die Spätsaison auf der Urlaubsinsel Mallorca. Doch etwas vermissen viele der Urlauber noch: das Tanzen.
Deutsch wird auf der Playa de Palma ohnehin viel gesprochen. Derzeit ist besonders viel Kölsch zu hören. "Es ist Kölner Woche. Das ist jedes Jahr die zweite Septemberwoche", sagt einer, der zu einer Gruppe aus sieben älteren Herren gehört, die am Strand von Mallorca schon zu früher Stunde am Alkoholpegel arbeiten. Seit 40 Jahren reist die Gruppe jedes Jahr auf die spanische Insel. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist es das erste Mal.
Der September ist nicht nur der Monat der Kölner, sondern auch der Kegelclubs, sprich Gruppen meist reiferer Herrschaften. Das Durchschnittsalter im Vergleich zur Hochsaison ist an der Playa deutlich gestiegen.
Tanzflächen bleiben weiter geschlossen
Besonders am Abschnitt vor dem Balneario 6, dem berüchtigten Ballermann, tummeln sich jetzt wieder viele Leute, das Wetter mit 30 Grad lädt zum Sonnenbaden ein. Doch etwas vermissen viele der Urlauber noch: das Tanzen. Die Regionalregierung hat das seit Ende Juli geltende nächtliche Versammlungsverbot zwar wieder aufgehoben, doch die Tanzflächen der Bars bleiben geschlossen.
Mallorca: Letzte Ausfahrt Schinkenstraße.
Auch Diskotheken wie der "Megapark" sind noch dicht. "Da kommt keine Partystimmung auf. Es ist wie im Restaurant. Man trinkt etwas, und im Hintergrund dudelt Musik", meint einer aus der Kölner Gruppe.
Reisenabieter zufrieden
Der Sprecher des Reiseanbieters Tui, Aage Dünhaupt, ist dennoch zufrieden:
Schon seit dem Wegfall der Reisewarnung Ende August seien Buchungen für Spanien "sprunghaft angestiegen", sagte Dünhaupt der Deutschen Presse-Agentur. "Für Mallorca sehen wir seitdem eine Steigerung von bis zu 300 Prozent im Vergleich zu den Vorwochen."
Viele Flieger aus München, Stuttgart und Frankfurt starteten zuletzt nach Dünhaupts Worten "jeden Tag fast ausgebucht".
"Es ist eine Katastrophe"
Für die Kneipenbesitzer laufen die Geschäfte gut, dennoch sehnen einige die Aufhebung des Tanzverbots herbei. "Es ist eine Katastrophe", sagt Beatrice Ciccardini, Wirtin der Bar "Zur Krone" direkt am Strand. Die gebürtige Schweizerin befürchtet illegale Trinkgelage großer Gruppen im Freien. "Die Bars müssen nachts öffnen dürfen, damit die Leute einen Ort haben, wo sie hingehen können", fordert sie mit Blick auf den weiterhin ab zwei Uhr morgens geltenden "Zapfenstreich".
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In den Bars werden die Kunden an Tischen zusammengesetzt, damit möglichst kein Platz frei bleibt. Sicherheitsleute kontrollieren dabei streng, dass niemand tanzt oder von Tisch zu Tisch geht.
Sommersaison "besser als erwartet"
Von einer Sommersaison, die "unendlich besser als erwartet" gewesen sei, sprach die balearische Regionalpräsidentin Francina Armengol dieser Tage. Am Ballermann und in anderen Gebieten der Insel ist man nun allerdings auch auf ein gutes Herbstgeschäft angewiesen, damit die Erholung nach den schwersten Pandemie-Monaten mit vielen Bankrotterklärungen nicht im Keim erstickt.
Wenn es mit den Corona-Zahlen so weitergeht, werden sicherlich irgendwann auch die Tanzflächen wieder öffnen. Mallorca und Spanien haben mit die höchste Impfquote überhaupt. Und derzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 64, niedriger als in Deutschland.
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