Nicht nur an Impfstoffen, sondern auch an Medikamenten gegen Corona wird mit Hochdruck geforscht. Warum sie bei der Pandemie-Bekämpfung nur eine untergeordnete Rolle spielen.
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Nachrichten über die Entwicklung von Corona-Impfstoffen lassen nicht nur die Börsenkurse in die Höhe schießen, sondern machen Menschen weltweit Hoffnung, dass die Corona-Pandemie in absehbarer Zeit bekämpft werden könnte.
Doch auch ein Medikament gegen Covid-19 fehlt noch. Auch hier wird geforscht und auch hier werden Fortschritte vermeldet. Im Vergleich zum Corona-Impfstoff stehen sie aber nicht so stark im Fokus. Das liegt nicht daran, dass sie weniger wichtig sind. Ihre Rolle ist nur eine andere.
Der Unterschied zwischen Medikament und Impfstoff
Während ein Impfstoff präventiv wirkt, kann ein Medikament eine Covid-19-Infektion nicht verhindern. Durch eine Impfung wird der Körper gegen das Virus immun. Wer sich gar nicht erst infiziert, kann auch keine weiteren Personen anstecken. Nur so wird die Pandemie gestoppt.
Ein Medikament hilft dagegen erst, wenn sich eine Person bereits infiziert hat. Und auch hier sind die Möglichkeiten begrenzt: Viren können - anders als bei bakteriellen Infektionen - nur vom Immunsystem selbst getötet werden. Medikamente können die Virusausbreitung im Körper also nur verlangsamen und den Krankheitsverlauf dadurch abmildern.
Hoher Bedarf an Corona-Medikamenten
Dennoch sind Medikamente ein wichtiger Aspekt im Kampf gegen Covid-19. "Da es noch Jahre dauern wird, bis ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist und es immer auch Ungeimpfte gibt, werden sich Menschen auch immer wieder mit dem Coronavirus infizieren", sagt der Virologe Bodo Plachter von der Uniklinik Mainz.
Deshalb bleibt die Forschung an einer geeigneten Therapie für Covid-19-Erkrankte mindestens genauso wichtig wie die Anstrengungen für einen Impfstoff.
Was bringen Medikamente im Kampf gegen Corona?
Bisher gibt es kein Medikament, das speziell für die Therapie von Covid-19 entwickelt wurde. Ärztinnen und Ärzte greifen deshalb auf Medikamente zurück, die zur Behandlung anderer Virusinfektionen eingesetzt werden. Diese sind unter anderem:
- Remdesivir (Ebola)
- Hydroxychloroquin (Malaria)
- Lopinavir in Kombination mit Ritonavir (HIV)
- Interferon (Hepatitis)
Diese Medikamente müssen noch auf ihre Wirksamkeit bei Covid-19 untersucht werden. Hoffnung machen erste Auswertungen aber nicht: Mitte Oktober veröffentlichte die WHO ernüchternde Studienergebnisse, die besagen, dass die oben genannten Medikamente wenig oder gar keinen Effekt auf den Krankheitsverlauf eines Corona-Infizierten hatten.
Dass die Fortschritte bei der Medikamenten-Entwicklung noch nicht so groß sind, überrascht Bodo Plachter nicht.
Bis zu einem Covid-19-Medikament sei es also noch ein weiter Weg mit "vielen Fragezeichen", sagt der Virologe der Uniklinik Mainz.
- So kann Corona dem Körper schaden
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Beispiel für Komplexität: HIV
Wie bedeutsam wirksame Medikamente bei Viruserkrankungen sein können, zeigt das Beispiel HIV. Hier können Medikamente die Ausbreitung des Virus im Körper so weit verlangsamen oder stoppen, dass ein beinahe symptomfreies Leben möglich ist. Auch eine Übertragung des Virus kann dadurch verhindert werden.
Das Beispiel zeigt aber auch, wie schwierig es ist, antivirale Medikamente zu finden. "Hier hat es Jahre gedauert, bis eine Therapie gefunden wurde", sagt Plachter. Hoffnungen auf eine frühzeitige Therapie bei einer Covid-19-Infektion machen dem Virologen momentan die Fortschritte bei der Antikörper-Therapie.
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Die Impfstoff-Suche hat den wohl größten Wettlauf ausgelöst, den die Wissenschaft je gesehen hat. Am Ausgang des Rennens entscheidet sich, wer den Corona-Schutz zuerst bekommt.
Prophylaxe besser als Heilen
Weil noch unklar ist, wann und ob es überhaupt ein Medikament gibt, das erfolgreich gegen das Coronavirus eingesetzt werden kann, blickt die Welt mit so großer Spannung auf die Entwicklung eines Impfstoffes. "Prophylaxe ist immer besser als Heilen", sagt Plachter.
Doch es zeigt sich auch: Die Methoden konkurrieren nicht gegeneinander, vielmehr ergänzen sie sich.
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Ein Blick in Labore, in denen an einem Medikament gegen Corona geforscht wird.