Die Corona-Lage in Portugal spitzt sich zu. Das Land verzeichnet mit einem Wert von 790 die derzeit höchste Inzidenz weltweit. Krankenhäuser sind zunehmend überlastet.
Portugal hat aktuell den höchsten 7-Tages-Inzidenzwert auf der Welt - nämlich 790. Für diesen Anstieg ist laut Regierung vor allem die britische Virus-Mutation verantwortlich.
Die Corona-Pandemie hat in Portugal dramatische Ausmaße erreicht. Das Land mit 10,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern hat mit einem Wert von 790 aktuell die weltweit höchste Inzidenz, wie aus den Zahlen der Johns-Hopkins-Universität hervorgeht. Täglich werden etwa 14.000 neue Fälle gemeldet.
Die Corona- und Intensivstationen waren am Freitag durchschnittlich zu rund 90 Prozent ausgelastet. Rettungswagen mit Corona-Patientinnen und -Patienten standen vor den Notaufnahmen von Krankenhäusern Schlange. Portugals Krankenhauspersonal arbeitet am Limit - und noch darüber hinaus.
Portugals Gesundheitswesen erreicht Belastungsgrenze
Helfen kann es aber angesichts der dramatischen Lage immer weniger. Es fehlt schlicht der Platz für all die Menschen, die Hilfe bräuchten. Das bestätigt auch Anabela Oliveira, Leiterin einer Corona-Station:
An den Ärztinnen und Ärzten sowie dem Pflegepersonal geht die dramatische Lage im Land nicht spurlos vorbei. Viele sind angesichts der enormen Arbeitsbelastung und auch dem psychischen Druck am Rande ihrer Kräfte.
Vor den Krankenhäusern stehen die Rettungswägen Schlange, drinnen sind die Intensivstationen zu rund 90 Prozent ausgelastet – die Corona-Situation in Portugal ist derzeit dramatisch.
Hoch ansteckende Virus-Variante: Sprunghafter Anstieg der Corona-Zahlen
Dabei kam Portugal lange recht gut durch die Krise. Aber eine ansteckendere Corona-Mutante (B.1.1.7), die zunächst in Großbritannien festgestellt wurde, lässt die Infektionszahlen in Portugal seit kurzem sprunghaft ansteigen. Die Bundesregierung stufte Portugal wegen der besonders hohen Corona-Zahlen neben weiteren Ländern zuletzt als Hochrisikogebiet ein.
Portugal reagierte auf die britische Corona-Variante B.1.1.7 mit einem Flugverbot von und nach Großbritannien. Auch der nationale Shutdown wurde verschärft: "Alle schulischen Aktivitäten" würden "für die nächsten zwei Wochen eingestellt", erklärte Portugals Premierminister António Costa.
Zeichen für die Demokratie: Präsidentschaftswahl findet statt
Trotz der besorgniserregenden Corona-Lage gehen die Vorbereitungen für die Präsidentschaftswahl am Sonntag weiter. Damit wolle man den Portugiesen und Portugiesinnen auch signalisieren, "dass es die Wahlen gibt und die Demokratie nicht ausgesetzt ist", betonte der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa.
In Portugal steigen die Corona-Infektions- und Todeszahlen so stark wie nie seit Beginn der Pandemie. Nun muss das kleine Land die nächsten sechs Monate die EU-Ratspräsidentschaft meistern, mit Corona im Rücken und der Migrationspolitik vor Augen.
Die Wiederwahl des Amtsinhabers Rebelo de Sousa gilt bislang als weitgehend sicher. Wegen der Infektionsgefahr erwarten sowohl die Kandidaten als auch unabhängige Beobachter aber eine historisch niedrige Wahlbeteiligung. Das könnte sich auch auf das Wahlergebnis auswirken.
Zur Stimmabgabe aufgerufen sind 9,8 Millionen registrierte Wähler, davon 1,5 Millionen im Ausland. Für das Amt des Präsidenten, der in Portugal vorwiegend repräsentative Aufgaben übernimmt, gibt es außer Rebelo de Sousa noch sechs weitere Kandidaten.
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