Es gibt zu wenig und das Vertrauen in manche Impfstoffe ist zu gering. Abhilfe könnte die Kombination mehrerer Vakzine nacheinander schaffen. Ist das möglich?
Kaum ist das Problem mit der Verfügbarkeit der Corona-Impfstoffe einigermaßen gelöst, gibt es ein neues Hindernis im Kampf gegen die Pandemie: Das Vertrauen in den Impfstoff von Astrazeneca ist so gering, dass reihenweise Impftermine abgesagt oder nicht wahrgenommen werden.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden bisher nur knapp 107.000 der fast 740.000 an die Länder gelieferten Astrazeneca-Dosen in Deutschland verimpft. Ein Grund dabei ist die Sorge, dass eine Impfung mit dem Vektorimpfstoff von Astrazeneca eine spätere Impfung mit den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer unmöglich machen. Doch ist diese Sorge berechtigt?
Ist es möglich Impfstoffe zu kombinieren?
Die Möglichkeit mehrere Impfstoffe von verschiedenen Herstellern zu kombinieren, würde die Logistik hinter der Impfkampagne stark vereinfachen und Impfstoff-Engpässe, wie sie noch einige Wochen anhalten dürften beheben. Alle Studien zur Wirksamkeit der Impfstoffe beruhen aber auf der Annahme, dass nur ein Impfstoff gespritzt wird:
Als möglichen Vorteil der Kombination sieht Virologe Martin Stürmer, dass es vermutlich zu einer breiteren Immunantwort des Geimpften kommt und er damit besser auf eine zukünftige Infektion mit dem Coronavirus vorbereitet ist.
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Studie in Großbritannien soll Klarheit bringen
Die fehlenden Daten in dieser Frage wollen Forscher der Oxford Universität in Großbritannien sammeln und haben am 4. Februar eine Studie gestartet, in der zwei COVID-19-Impfstoffe kombiniert werden.
Die bisher in Europa zugelassenen Corona-Impfstoffe werden in zwei Injektionen verabreicht: eine anfängliche "Prime"-Dosis, gefolgt von einem "Boost", um die Gedächtniszellen des Immunsystems zu stimulieren und die Immunantwort auf das Virus zu verstärken. In der Studie werden die Immunantworten einer Anfangsdosis des Pfizer-Impfstoffs gefolgt von einem Booster von Astrazeneca sowie umgekehrt in Intervallen von vier und zwölf Wochen untersucht.
Weitere Impfstoffe sollen in die Studie aufgenommen werden, sobald sie zugelassen und eingeführt werden, etwa das russische Vakzin Sputnik V.
Studie wird kein abschließendes Bild liefern können
Laut den Wissenschaftlern werden mehr als 800 Probanden an der Studie teilnehmen. Das macht sie viel kleiner als die klinischen Studien, die verwendet wurden, um die Wirksamkeit der Impfstoffe einzeln zu bestimmen. In der Studie wird also vermutlich nicht die Gesamtwirksamkeit der Schusskombinationen bewertet werden können, die Forscher wollen aber die Antikörper- und T-Zell-Reaktionen messen und auf unerwartete Nebenwirkungen überwachen.
Matthew Snape, Leiter der Studie und Impfstoffexperte der Uni Oxford, sagte, erste Ergebnisse könnten den Impfstoffeinsatz in der zweiten Jahreshälfte verändern:
Praxisbeispiel: Ebola-Impfung
Tatsächlich gibt es bei der Bekämpfung anderer Viren schon erfolgreiche Kombinationen aus Impfstoffen: So hat die Europäische Arzneimittelbehörde Ema im vergangenen Sommer ein neues Impfschema gegen das Ebola-Virus zugelassen.
Dabei werden Impfstoffe der Firmen Janssen und Bavarian Nordic jeweils im Abstand von acht Wochen verabreicht. Die Kombination der beiden Impftsoffe soll eine robuste und langanhaltende Immunität ermöglichen.
Ob sich dieser Ansatz auch auf die relativ neue Technologie der mRNA-Impfstoffe von Moderna und Biontech übertragen lässt, muss noch geklärt werden.