Abwasserproben aus New York City könnten auf eine Mutation des Coronavirus hindeuten - ob die Variante menschlichen oder tierischen Ursprungs ist, ist unklar.
Bereits seit Mai 2020 untersucht Marc Johnson, Virologe und Professor für molekulare Mikrobiologie und Immunologie der University of Missouri im Labor regelmäßig Abwasserproben aus New York City. Im Gespräch mit ZDFheute erklärt er:
Überwiegend werde das Verfahren genutzt, um sich einen Überblick über den Corona-Befall in einzelnen Stadtteilen schaffen zu können. Vor etwa einem Jahr stieß Johnson dabei auf Spuren einer Mutation des Coronavirus, die bis heute einige Fragen aufwirft. Die Mutation wurde bisher weder bei Patient*innen nachgewiesen, noch ist ihr Ursprung geklärt. Es bestehe die Möglichkeit, dass die Mutation durch Menschen mit geschwächtem Immunsystem begünstigt wurde.
Möglicher Ursprung der Mutation: Ratten
Johnson sieht die Überpopulation an Ratten in New York City als weiteren möglichen Ursprungs- und Übertragungsherd der untersuchten Virus-Fragmente. Die Annahme, dass die neue Mutation tierischen Ursprungs ist, wird durch die Tatsache unterstützt, dass sich in den Monaten Mai und Juni vergangenen Jahres trotz sinkender Fallzahlen, der Anteil an Virus-Fragmenten im Abwasser nicht verändert hatte. Die gefundene Mutation weise, so Johnson, einige Gemeinsamkeiten mit der momentan dominierenden Omikron-Variante auf.
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Dass sich die Sequenzen der einzelnen Mutationen auf den ersten Blick kaum unterscheiden, sieht Johnson als problematisch an. "Hätten wir im vergangenen Jahr nicht bereits von der Omikron-Variante erfahren und gezielt nach Partikeln im Abwasser gesucht, so wäre uns die Mutation wahrscheinlich gar nicht aufgefallen." Bisher deutet zwar alles darauf hin, dass die im New Yorker Abwasser gefundene Mutation für den Menschen kein erhöhtes gesundheitliches Risiko darstellt. Johnson rät trotzdem zur Vorsicht.
Es ist schwer, die Verbreitung zu beobachten
"Es ist problematisch, dass man, ähnlich wie bei der derzeit dominierenden Omikron-Variante, nicht genau feststellen kann, ob die Mutation menschlichen oder tierischen Ursprungs ist. Daher kann man die Verbreitung und Entwicklung desselben nicht gezielt innerhalb einer Bevölkerungsgruppe oder Tierpopulation beobachten."
Dass in der Zukunft noch weitere Corona-Mutationen auftauchen werden, ist laut Johnson mit Sicherheit zu erwarten. Ob es sich bei den im New Yorker Abwasser gefundenen Virus-Fragmenten jedoch tatsächlich um Vorboten einer weiteren Covid-Variante handelt, bleibt abzuwarten.
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