Die Impfkampagne in Deutschland stockt gewaltig. Mit dem Impfstoff von Novavax gibt es nun ein neues Vakzin. Es ist kein mRNA-Impfstoff und könnte bisher Ungeimpfte überzeugen.
Der neue Impfstoff Novavax könnte Impfskeptiker überzeugen, die mRNA-Vakzine ablehnen. Er soll heute ankommen und dann im Land verteilt werden.
Es ist nicht mehr viel los in der Impfstation mitten in der Stuttgarter Innenstadt, genauso wie in den meisten anderen Impfstellen in Deutschland. Wurden in der Spitze im letzten Dezember bundesweit noch bis zu 1,6 Millionen Menschen am Tag geimpft, waren es in der letzten Woche gerade einmal maximal 190.000.
Die meisten Impfungen: Booster-Impfungen, bisher Ungeimpfte kommen derzeit nur wenige. Die Hoffnung der Politik: Der neue Impfstoff von Novavax könnte der Impfkampagne in Deutschland neuen Schwung geben. Denn anders als die bisher verbreitetsten Impfstoffe in Deutschland von Biontech und Moderna nutzt dieser eine andere Technologie, die schon seit Jahrzehnten bei Impfstoffen eingesetzt wird.
Nuvaxovid: proteinbasierter Impfstoff
Nuvaxovid, so heißt der Impfstoff von Novavax, ist ein sogenannter proteinbasierter Impfstoff. Die Technologie dahinter wird beispielsweise auch für Grippe-Impfstoffe genutzt.
Beim Novavax-Impfstoff wird im Labor künstlich ein Oberflächenprotein des Coronavirus, das sogenannte Spike-Protein, hergestellt. Im Körper reagiert das Immunsystem dann auf dieses ungefährliche Protein, setzt die Immunabwehr in Gang und baut einen Schutz vor einer Corona-Infektion auf.
Auf diesen Impfstoff würden diejenigen warten, "die Zweifel an den bisherigen Impfstoffen hatten", so Prof. Bernd Salzberger, Infektiologe Universitätsklinikum Regensburg.
Die Schutzwirkung des Impfstoffes in Zulassungsstudien lag nach zwei Dosen bei rund 90 Prozent, die Wirksamkeit ist damit vergleichbar mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna.
Die ersten 1,4 Millionen Dosen sollen am Montag (21.2.2022) an den Bund geliefert und dann an die Länder verteilt werden. Zunächst soll Nuvaxovid vorrangig für bisher ungeimpfte Beschäftigte im Gesundheitswesen eingesetzt werden.
Impfstart möglicherweise noch diese Woche
Während das Bundesgesundheitsministerium mit einem voraussichtlichen Impfstart in den Kalenderwochen neun und zehn, also ab dem 28. Februar, rechnet, ist Jan Steffen Jürgensen vom Klinikum Stuttgart optimistischer:
Rund 800 Menschen haben sich bei der vom Klinikum betriebenen Impfstation in der Stuttgarter Innenstadt schon vorab für eine Impfung mit dem Vakzin Nuvaxovid registriert und angemeldet. "Das sind teilweise Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen, für die ab März ja die Impfpflicht gilt, aber auch Menschen aus anderen Branchen und Berufen." Bundesweit gibt es bereits mehrere Zehntausend Voranmeldungen.
Ab 21. Februar 2022 werden zunächst 1,4 Millionen Dosen des Novavax-Impfstoffs zur Verfügung stehen. Der sogenannte Tot-Impfstoff ist zunächst für bisher ungeimpfte Beschäftigte im Gesundheitswesen vorgesehen.
Novavax-Impfstoff als Gamechanger?
Taugt Nuvaxovid also zum Gamechanger? Bringt dieser neue Impfstoff die Impfquote in Deutschland entscheidend nach oben? Lars Korn, Mitautor einer aktuellen Studie der Universität Erfurt, ist da skeptisch: Zwar würden ungeimpfte Deutsche den proteinbasierten Impfstoffen etwas mehr vertrauen als den mRNA-basierten Alternativen, doch zwei Drittel der befragten Ungeimpften lehnten der Umfrage zufolge eine Corona-Impfung komplett ab.
Und auch in sozialen Netzwerken kursieren unter Impfskeptikern Warnungen vor dem Novavax-Impfstoff: "Finger weg von dem Dreck", heißt es da etwa. Vor allem die bei proteinbasierten Impfstoffen grundsätzlich benötigten Wirkverstärker seien gefährlich. Experten widersprechen dem allerdings, sehen keine Gefahren.
Fazit: Viele bisher Ungeimpfte werden sich auch weiter nicht von einer Impfung überzeugen lassen. Und dennoch, das zeigt auch die Zahl der Voranmeldungen für eine Novavax-Impfung, wird der neue Impfstoff einige zu einer Impfung bewegen und somit die Impfquote, die in Deutschland niedriger ist als in vielen anderen westeuropäischen Ländern, zumindest etwas nach oben schrauben.
Die Ständige Impfkommission spricht sich für den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Novavax ab 18 Jahren aus. Doch wie funktioniert der proteinbasierte Impfstoff?