Bald kommt die Novavax-Impfung gegen Covid-19. Impfgegner verbreiten Gerüchte, ein Inhaltsstoff des Vakzins sei gefährlich. Was zu den Wirkverstärkern aus Saponin bekannt ist.
Ende Februar soll der Nuvaxovid genannte Impfstoff in Deutschland verfügbar sein, in verschiedenen Bundesländern gibt es bereits Wartelisten für Impftermine.
Gerüchte über Inhaltsstoffe im Vakzin
Doch seit der Start des Impfstoffs näher rückt, verbreiten sich in den sozialen Medien Gerüchte über angebliche Gefahren von Inhaltsstoffen. Im Zentrum stehen dabei vor allem seine sogenannten Adjuvantien, also Wirkverstärker.
Impfgegner bringen Wirkverstärker immer wieder mit Impfschäden oder Allergien in Verbindung - in Social-Media-Posts wird etwa häufig von "toxischen Aluminium-Verbindungen" geschrieben. Mit Blick auf Novavax ist das aber irreführend und das Zulassungsverfahren lieferte keinerlei Anzeichen für solche Risiken.
"Saponin-basierte Adjuvantien (…) werden in den vergangenen 40 Jahren in einer großen Zahl an Entwicklungsprogrammen für Impfstoffe eingesetzt", heißt es im EMA-Prüfbericht.
So funktioniert der Novavax-Impfstoff.
Wie funktioniert der Wirkverstärker bei Novavax?
Tot- und Proteinimpfstoffe benötigen Wirkverstärker. Andernfalls ignoriert das Immunsystem etwa die bei Novavax enthaltenen Spike-Proteine und würde die gewünschten Gegenmaßnahmen nicht einleiten.
"Die Proteine werden zwar als 'fremd' erkannt, setzen das Immunsystem aber nicht in Alarmbereitschaft. Adjuvantien haben die Aufgabe, die Alarmbereitschaft hervorzurufen", erklärt Anke Huckriede, Professorin für Vakzinologie an der Uniklinik Groningen in den Niederlanden.
Dieses Problem haben die mRNA-Impfstoffe nicht - sie funktionieren auch ohne Adjuvantien. Dort kann dafür der Wirkstoff selbst heftigere Reaktionen des Immunsystems auslösen.
Warum setzt Novavax auf Saponine als Wirkverstärker?
Es gibt verschiedene Arten von Adjuvantien: Aluminiumsalze, Wasser-Öl-Emulsionen oder, wie nun bei Novavax, Saponine. Die werden aus einem Extrakt des chilenischen Quillay-Seifenbaums hergestellt. Natürliche Saponine können giftig sein, werden für die Impfstoffproduktion aber aufbereitet. Die in den Vakzinen eingesetzte Dosis ist für Menschen nicht gesundheitsschädlich.
Entsprechend ist der Verweis auf "toxisches Aluminium" bei Novavax auch völlig falsch - ungeachtet, dass Studien auch bei Aluminiumverbindungen in konkreten Impfstoffen keine Belege für das Auslösen dauerhafter Nebenwirkungen finden konnten.
"Aluminiumsalze werden vor allem eingesetzt, wenn man eine starke Antikörper-Produktion erreichten will. Sie sind weniger geeignet, wenn man auch die sogenannten T-Zellen aktivieren will", sagt Impfstoff-Expertin Huckriede ZDFheute. T-Zellen hätten sich beim Schutz gegen Sars-CoV-2 als sehr wichtig erwiesen, vor allem für den Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe.
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Was ist zu Nebenwirkungen von Adjuvantien bei Novavax bekannt?
Vieles von dem, was gemeinhin als unerwünschte Nebenwirkung beschrieben wird, wie Kopfschmerzen, Erkältungssymptome oder Müdigkeit sind Anzeichen, dass der Impfstoff eine Wirkung zeigt und das Immunsystem erfolgreich reagiert.
Bleibende Gesundheitsschäden durch Wirkverstärker seien "sehr unwahrscheinlich", aber wie bei jedem anderen Arzneimittel nie vollständig auszuschließen, so Huckriede. Wer hingegen bereits allergische Reaktionen auf Medikament-Inhaltsstoffe hatte, sollte sich informieren - wie vor jeder Impfung. Ein Vorteil der Saponine: Da die Novavax-Adjuvantien pflanzlichen Ursprungs seien, könnte der Körper sie biologisch abbauen.
Die Stiko empfiehlt den Einsatz von Novavax ab 18 Jahren. Prof. Hummers erklärt bei ZDFheute live warum der Impfstoff Ungeimpfte überzeugen könnte.
Wie steht es um Langzeit-Schäden bei Novavax-Impfungen?
Von den häufen Impfreaktionen abzugrenzen sind seltene, schwere Nebenwirkungen, womöglich sogar mit dauerhaften Gesundheitsfolgen. Sie können so selten oder nur in Kombination mit bestimmten Faktoren auftreten, dass sie in den umfangreichen Zulassungsstudien unerkannt blieben - so war das etwa bei Sinusvenenthrombosen und Astrazeneca.
Diese Nebenwirkungen treten üblicherweise innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen nach der Impfung auf. Echte Langzeitschäden, die sich erst Jahre später bemerkbar machen, "sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt", so Klaus Cichutek, Chef des Paul-Ehrlich-Instituts.
Lesen Sie hier mehr darüber, warum Langzeitschäden bei Impfungen unwahrscheinlich sind:
- Warum es keine Langzeit-Nebenwirkungen gibt
Noch immer wollen sich manche aus Angst vor Spätfolgen nicht gegen Corona impfen lassen. Doch Experten sagen: Bei Impfungen sind generell keine Langzeit-Nebenwirkungen bekannt.