Corona: Ab wann mit dem Omikron-Booster geimpft wird
FAQ
Neuer Impfstoff zugelassen:Ab wann mit dem Omikron-Booster geimpft wird
von Katharina Schuster
06.09.2022 | 13:27
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Lange hat Deutschland auf die Omikron-Booster gewartet. Jetzt sind sie da. Arztpraxen können die angepassten Impfstoffe schon bestellen - doch wann kann es mit dem Impfen losgehen?
Die EMA hat die beiden an die Omikron-Variante BA.1 angepassten Impfstoffe freigegeben.
Quelle: dpa
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat am Donnerstag grünes Licht für zwei an die Omikron-Variante BA.1 angepasste Impfstoffe gegeben. Gesundheitsminister Karl Lauterbach sprach von einem "Quantensprung im Kampf gegen die Pandemie". "Jetzt können Impfstoffe eingesetzt werden, die gegen alle bisher bekannten Virusvarianten sehr gut wirken."
Wann kommen die Booster-Impfstoffe in den Praxen an?
Eine erste Auslieferung der Impfstoffe an die Praxen soll laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG) wohl schon Ende der Woche erfolgen, spätestens jedoch am 12. September. "Dazu reichen Ärztinnen und Ärzte ihre Bestellung bis Dienstag (6. September), 12 Uhr, bei der Apotheke ein", erklärt die Kassenärztliche Vereinigung (KBV) gegenüber ZDFheute.
Wie viele Impfdosen erhält Deutschland?
Nach Auskunft des BMG erhält Deutschland innerhalb der nächsten zwei Wochen rund zehn Millionen Dosen des BA.1-Impfstoffs von Biontech/Pfizer. Hinzu kämen rund vier Millionen Dosen von Moderna. Beides sind mRNA-Impfstoffe. Zugelassen sind beide Impfstoffe für Personen ab 12 Jahren.
Erstmalig können Arztpraxen auch den Impfstoff Valneva anfordern. Für das Vakzin gibt es keine Höchstbestellmenge. Mit Valneva steht der erste "Totimpfstoff" bereit, der allerdings noch nicht an Omikron angepasst ist. Die EU-Kommission hat Valneva für Personen zwischen 18 und 50 Jahren zugelassen. Er kann für die Grundimmunisierung verwendet werden.
Geimpfte Deutschland
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Die Hausärzt*innen bereiten ihre Praxen schon auf die Impfungen mit dem Omikron-Vakzin vor. Mit einem Ansturm auf die Arztpraxen rechnet die Kassenärztliche Vereinigung (KBV) aber nicht. Auch weil es noch keine Empfehlung von der Stiko für den Omikron-Booster gibt.
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) geht davon aus, dass die vorhandenen Kapazitäten in seinem Bundesland ausreichen. Eine massenhafte Impfung wie Anfang 2021 erwarte das Land aktuell nicht. Für den Fall können die Impfkoordinatoren in jeder Stadt und jedem Landkreis die Infrastruktur hochfahren, hieß es.
In Bayern gibt es derzeit trotz geringer Impfnachfrage noch 80 Impfzentren - teils mit eingeschränkten Öffnungszeiten. "Wir können in Bayern zügig mit den Impfungen beginnen, sobald der angepasste Impfstoff im September angekommen ist", sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU).
In Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hesen und Sachsen-Anhalt werden die Corona-Impfstoffe vorrangig über die Arztpraxen verimpft. Impfzentren gebe es in Hamburg nur noch zwei, die bei einer größeren Nachfrage personell verstärkt werden können, erklärte die Gesundheitsbehörde. "Wir haben uns schon bei dem Aufbau der beiden Impfzentren und des mobilen Angebots darauf vorbereitet, die Kapazitäten hochzuskalieren", hieß es dort mit Blick auf den Herbst.
In Bremen gibt es noch vier zentrale Impfstellen, ein Kinderimpfzentrum, mobile Teams und Impffahrzeuge, wie das Gesundheitsressort mitteilte. Man könne "auch bei kurzfristig steigender Nachfrage die Kapazitäten hochfahren", teilte eine Sprecherin mit.
Auch Mecklenburg-Vorpommern hält an Impfzentren fest, die zunächst noch bis April 2023 laufen sollen. Insbesondere für Menschen, die keinen Hausarzt oder aufgrund eingeschränkter Mobilität keinen Zugang zu einer Arztpraxis hätten, seien die Impfzentren und mobilen Teams ein wichtiges Angebot, teilte das Gesundheitsministerium Mecklenburg-Vorpommerns mit.
Auch Niedersachsen setzt auf die Impfung in Arztpraxen. Außerdem sind derzeit rund 150 mobile Impfteams unterwegs.
Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen setzt vor allem auf Impfungen in den Arztpraxen. Dies ermögliche eine flexible Steuerung des lokalen Impfgeschehens und orientiere sich an der Nachfrage, teilte das nordrhein-westfälische Sozialministerium auf Anfrage mit. Den Angaben zufolge könne das Impfen bei Bedarf im Herbst kurzfristig wieder deutlich hochgefahren werden. Das Bundesland besitze Ressourcen, innerhalb 14 Tagen "wöchentlich mindestens 250.000 Impfungen durchzuführen - ergänzend zum Angebot in Arztpraxen und bei Betriebsärztinnen und -ärzten."
In Rheinland-Pfalz sind etliche mobile Impfteams unterwegs. Das Deutsche Rote Kreuz könne mit seinen Teams rund 35.000 Menschen pro Monat impfen - vor allem in Altenheimen, wie das Gesundheitsministerium in Mainz mitteilte. Hinzu kämen 26 stationäre Impfangebote und sechs Impfbusse mit insgesamt rund 200.000 Impfungen pro Monat.
In Sachsen werden die 13 Impfstellen aufgestockt. Auf Anfrage teilte das Sozialministerium in Dresden mit, dass die bestehenden Impfstellen zur kühlen Jahreszeit besonders personell verstärkt werden sollen.
Schleswig-Holstein hat ausgerechnet, auf wie viele Impfungen die Kapazitäten ausgeweitet werden können: "Bei Bedarf können vorhandene Kapazitäten (Impflinien) und die Öffnungszeiten in den vorhandenen Impfstellen aufgestockt werden", erklärte das Gesundheitsministerium in Kiel. Demnach sei es dann möglich, innerhalb von sechs Wochen mehr als 1,8 Millionen Impfungen durchzuführen.
Auch in Thüringen werden die Kapazitäten abgesehen von zwei Städten - Erfurt und Gera - vorerst nicht hochgefahren. Dort seien die Öffnungszeiten nicht reduziert worden, so der Impfmanager der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Jörg Metz. Gerade sei die Bereitschaft, sich zu impfen, gering. "Wenn die Nachfrage wieder größer wird, werden wir reagieren", sagte Mertz. Das Bundesland hat die Impfstellen bereits halbiert.
Quelle: dpa
Wie kommen Patient*innen an einen Booster-Termin?
Die KBV empfiehlt Patient*innen bei ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin anzurufen und einen Termin zu vereinbaren.
Wie wirkt der Booster?
Nach Angaben der EMA haben Studien gezeigt, dass die Vakzine bei zuvor geimpften Personen eine starke Immunantwort gegen Omikron BA.1 und den ursprünglichen SARS-CoV-2-Stamm auslösen können, stellt die KBV fest. Bei den neuen Vakzinen handelt es sich um bivalente Impfstoffe, so die KBV gegenüber ZDFheute – eine Kombination aus dem Originalimpfstoff und der an BA.1 angepassten Komponente. Die beobachteten Nebenwirkungen seien mit denen der Originalimpfstoffe vergleichbar.
Ob der neue Impfstoff vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützt, ist für den Virologen Hendrik Streeck unklar. Im Gespräch mit ZDFheute sagt er:
Der Booster sorgt noch einmal für etwas gesteigerte Antikörperspiegel im Blut von Geimpften. Wie gut er vor einer Infektion schützt, wurde nicht getestet.
Hendrik Streeck, Virologe
Ein Schutz vor Ansteckung für einen längeren Zeitraum sei nicht bewiesen "und auch nicht wahrscheinlich", so der Direktor des Instituts für Virologie der Universität Bonn. Trotzdem sei ein guter Schutz vor schwerer Erkrankung wie bei den vorherigen Impfstoffen gegeben.
Schützen die neuen Impfstoffe auch gegen die Omikron-Variante BA.5?
Sowohl Biontech/Pfizer als auch Moderna haben darüber informiert, dass bei Anwendung ihrer angepassten Impfstoffe auch die Titer, also die Anzahl, der Antikörper gegen BA.4 und BA.5 steigen – allerdings ist dieser Anstieg niedriger als gegen BA.1, stellt ein KBV-Sprecher im Gespräch mit ZDFheute fest.
Ein an die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 angepasstes Vakzin wird für den Herbst erwartet.
Anteil der Corona-Varianten in Deutschland
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Die aktuelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu Booster-Impfungen von Mitte August bezieht sich auf die bisherigen nicht an die Omikron-Varianten angepassten Impfstoffe.
Die Stiko empfiehlt Impfungen unabhängig von dem neuen Omikron-Booster für:
Personen über 60 Jahre
Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und Vorerkrankungen (ab 5 Jahren)
Personal in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen frühestens sechs Monate nach der letzten Impfung beziehungsweise Corona-Infektion
Personen mit Immunschwäche frühestens drei Monate nach der letzten Impfung beziehungsweise Corona-Infektion
Die Stiko kündigte aber bereits an, dass sie – sobald Varianten-adaptierte Impfstoffe verfügbar sind, die Evidenz hierzu aufarbeiten und ihre Empfehlung gegebenenfalls anpassen wird. "Wichtig ist, dass die Stiko nun ihre aktualisierte Empfehlung für Impfungen gegen Covid-19 abgibt", sagte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister der ZDFheute. Denn sie bilde die wissenschaftliche Richtschnur, nach der sich die Ärzt*innen orientierten.
Angesichts hoher Corona-Zahlen fragen sich auch jüngere Menschen, ob sie eine zweite, an Omikron angepasste Boosterimpfung brauchen. Kann es zu einer "Überimmunisierung" kommen?