Wie wahrscheinlich ist ein Krankenhaus-Aufenthalt in Folge einer Omikron-Infektion? Neue britische Studien geben Anlass zur Hoffnung - vor allem wenn man eine Booster-Impfung hat.
Es ist eine der zentralen offenen Fragen zur Omikron-Variante des Coronavirus: Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Infektion zu einem schweren Krankheitsverlauf führt? Zwei neue Studien aus Großbritannien geben nun wichtige Hinweise.
Hospitalisierungsrate um zwei Drittel gesunken
Forscher der Universität Edinburgh haben schottische Gesundheitsdaten untersucht, die auf eine geringere Wahrscheinlichkeit für einen Krankenhaus-Aufenthalt bei Omikron hindeuten:
Bemerkenswert sei laut den Autoren insbesondere die niedrige Zahl an Krankenhausfällen in der Altersgruppe über 65 Jahren. Das könne aber auch ein Effekt der kürzlichen Booster-Impfungen in dieser Altersgruppe sein, der mittelfristig nachlässt. Insgesamt sieht die Untersuchung deutliche Belege für eine Schutzwirkung der Booster gegen schwere Omikron-Verläufe.
Die Autoren betonen, dass ihre Funde weitreichende Implikationen für staatliche Pandemie-Maßnahmen haben könnten, geben selbst jedoch keine Empfehlungen.
Drosten: "Wegweisende Studie"
Ebenfalls am Mittwoch veröffentliche das Imperial College in London eine vergleichbare Untersuchung britischer Gesundheitsdaten. Auch dort fanden die Forscher Belege, dass Omikron seltener schwere Krankheitsverläufe verursacht.
Wie groß die Reduzierung ausfällt, hänge etwa davon ab, welche Kriterien man an einen Krankenhaus-Aufenthalt lege. Insgesamt seien 20 bis 25 Prozent weniger Hospitalisierungen mit Omikron gezählt worden, bei Aufenthalten mit einer Dauer von mindestens einem ganzen Tag seien es sogar 40 bis 45 Prozent weniger Fälle, so die Studie.
Beide Untersuchungen existieren bislang nur als sogenannter Preprint, sind also noch von keinem Fachjournal begutachtet worden. Experten reagierten jedoch mit großem Interesse.
Der Virologe Christian Drosten sprach auf Twitter mit Blick auf die Arbeit am Imperial College von einer "wegweisenden Studie".
Falk: Risiko für Ungeimpfte bleibt hoch
Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, warnt gegenüber ZDFheute jedoch vor falschen Schlüssen.
Der Immunitätsstatus sei entscheidend für die Frage nach der Omikron-Hospitalisierungsrate. "Bei Menschen ohne Impfung oder Immunisierung durch überstandene Infektion ist das Risiko einer Hospitalisierung laut den Studien ähnlich hoch", sagt Falk. "Hier in Deutschland haben wir noch sehr viele Ungeimpfte. Das ist die große Gruppe, bei der Omikron durch seine hohe Ansteckungsrate Sorgen bereitet."
Die Forscher am Imperial College schreiben, dass die die Hospitalisierungsrate der Ungeimpften durch Omikron - verglichen mit Delta - um rund ein Viertel sinke. Bei Menschen mit Booster-Impfung sind es hingegen bis zu minus 93 Prozent, wobei je nach Altersgruppe und Impfstoff-Kombination teils nur sehr kleine Fallzahlen untersucht werden konnten.
Omikron ist Gefahr für kritische Infrastruktur
Der Expertenrat der Bundesregierung wies in der vergangenen Woche auf die Bedrohung für öffentliche und kritische Infrastruktur durch Omikron hin. Eine deutliche Zunahme der Infektionen, selbst ohne Hospitalisierung, könnte wegen Krankmeldungen und Quarantänepflichten schwere Folgen haben.
Für die Immunologin Falk ist das ein wichtiger Faktor: "Bei den hohen Infektionszahlen, die Omikron bedeuten kann, besteht die Gefahr, dass wir ein Problem mit unserer kritischen Infrastruktur bekommen könnten. Auch wenn Omikron bei Geimpften zu weniger Hospitalisierungen führt, würden hohe Infektionszahlen hohe Ausfälle durch Quarantäne bedeuten. Daher können wir jetzt nicht einfach lockern. Wir sollten an der Stelle präventiv unterwegs sein, um unsere Infrastruktur und damit uns alle zu schützen.“