Der Infektiologe Leif Erik Sander geht davon aus, dass jeder über kurz oder lang mit Omikron Kontakt haben wird. Nur das Boostern könne das Ansteckungsrisiko senken.
"Beim Schutz vor schweren Erkrankungen machen die Impfungen weiterhin einen Riesenunterschied", sagt Leif Erik Sander, Leiter der Impfstoffforschung an der Charité Berlin.
Die Neuinfektionen mit Omikron schießen in Deutschland in die Höhe, die Corona-Inzidenz liegt in manchen Regionen bereits bei mehr als 1.000. Der Impfstoffexperte Leif Erik Sander, der auch im Corona-Expertenrat der Bundesregierung sitzt, erklärt im ZDF-Morgenmagazin, welche Herausforderungen die neue Corona-Variante mit sich bringt.
Forscher: Boostern senkt Ansteckungsrisiko bei Omikron
Die Omikron-Variante sei an vielen Stellen verändert, so Sander, und habe möglicherweise auch veränderte Viruseigenschaften.
Es scheine so zu sein, dass der Impfschutz gegen eine Ansteckung bei Omikron deutlich reduziert sei - das Risiko einer Infektion werde durch die Zweifachimpfung kaum herabgesetzt.
Laut Sander lässt sich nur mit der Boosterimpfung gegensteuern. Auch damit gebe es zwar noch ein Restrisiko sich anzustecken, aber das sei auf jeden Fall deutlich gesenkt. Die dritte Impfung mache einen großen Unterschied bei Omikron - das habe eine Immununtersuchung gezeigt.
Aber es gebe noch viele Menschen, die bislang keine Gelegenheit hatten, oder die es noch nicht geschafft hätten, sich boostern zu lassen. Es sei ganz wichtig, bei diesen Impfungen weiter voranzukommen. Eine vierte Impfung, glaubt Sander, brauche es derzeit aber nicht.
Sander: Impfung schützt vor schweren Verläufen
Die gute Nachricht aber sei, dass der Impfschutz weiterhin sehr gut zu halten scheine, wenn es um den Schutz vor schweren Verläufen gehe, stellt Sander fest.
Was den Schutz vor schweren Erkrankungen angehe, machten die Impfungen weiterhin einen Riesenunterschied. Die Menschen, die wegen Corona im Krankenhaus behandelt werden müssten, seien in der Regel Menschen, die nicht genesen und nicht geimpft sind.
Jede werde über kurz oder lang tatsächlich mit dem Coronavirus Kontakt bekommen, glaubt der Forscher. Man müsse daher jetzt sehr gut aufpassen, dass sich nicht zu viele Menschen gleichzeitig ansteckten. Denn dann könnte es zu Problemen in der kritischen Infrastruktur kommen, vor allem auch in Krankenhäusern, warnte Sander. In den USA habe es deswegen bereits hohe Ausfälle gegeben.
Weil vermutlich sehr viele Menschen gleichzeitig infiziert oder quarantänepflichtig sein werden, könnte kritische Infrastruktur kollabieren.
Bundestag stimmt über Quarantäneregeln ab
Der Bundestag soll am Abend über die zwischen Bund und Ländern verabredeten neuen Corona-Quarantäneregeln abstimmen. Eine entsprechende Verordnung soll festlegen, welche generellen Ausnahmen es als Kontaktperson von Infizierten und als selbst Infizierter geben kann, wenn man geimpft oder genesen ist. Quarantäne-Verkürzungen sollen wichtige Versorgungsbereiche am Laufen halten, auch wenn die Infiziertenzahlen stark steigen.
Sander begrüßt, dass die Quarantäneregeln der aktuellen Situation mit Omikron angepasst werden.