Mit voller Wucht breitet sich die neue Virusvariante in England und Dänemark aus - so könnte es bald auch hier sein. Wie bei Max, der seine Infektion wohl aus Afrika mitbrachte.
Ein paar Wochen war Max, ein junger Mann aus dem Münchner Raum, in Afrika unterwegs. Erst beruflich in Mosambik, danach gönnte sich der 27-Jährige noch ein paar Tage in Südafrika. Alles schien perfekt. Der Corona-Test am Flughafen in Kapstadt: negativ.
Am Abend des 1. Dezember landet er in München. Wie alle Reiserückkehrer aus Südafrika wird er getestet. Das Ergebnis: positiv. "Es war schon erstmal ein Schock," so Max, "ich hatte zwar schon eine gewisse Vorahnung, weil ich Erkältungssymptome hatte". Doch der Test in Kapstadt hatte ihn beruhigt.
Max hat sich in Südafrika mit Omikron infiziert - trotz Impfung. Daraufhin verbringt er seine Quarantäne in einem Hotel am Münchner Flughafen.
Wie ihm erging es weiteren Mitreisenden. "Auf meinem Flug waren neun Leute positiv, am Sonntag davor waren es 15." Wie alle Einreisenden aus Südafrika kam er in Quarantäne und wurde in einem Hotel am Münchner Flughafen untergebracht. Und ab da hieß es: Warten.
Delta- oder die Omikron-Variante?
Die ersten Tage verbrachte er in seinem Bett, erholte sich erstmal von seiner Infektion: "Die Nase ist ständig gelaufen, ich hatte permanenten Hustenreiz, Müdigkeit, war einfach angeschlagen."
Nur eine Genom-Analyse konnte klären, ob er sich mit Omikron infiziert hat. Nach neun Tagen bekam er endlich den Befund: Es ist Omikron.
"Ich sehe keinen Grund, warum das Virus sich bei uns langsamer ausbreiten sollte", so Virologin Prof. Ulrike Protzer über die Ausbreitung der Omikron-Variante.
Wo hat er sich mit dem Coronavirus angesteckt?
Zwar geht es ihm mittlerweile wieder gut, doch besorgt ist er dennoch: "Man macht sich schon Gedanken, wie das langfristig ist, ob etwas bleibt, ob es dann doch auf die Lunge geht."
Wo und wie er sich angesteckt hat, da tappt Max im Dunkeln. Alle Leute, mit denen er in der Zeit Kontakt hatte, hatte er angemailt, keiner hatte Symptome oder war positiv getestet.
Infektiologe rechnet mit starker Omikron-Welle
Nur wenige Wochen zuvor, am 4. November 2021 war Omikron erstmals in Südafrika bemerkt worden. Seitdem gibt die neue Virusvariante den Wissenschaftlern weltweit Rätsel auf.
Tatsache ist, dass diese Variante hoch ansteckend ist und sich rasend schnell verbreitet. Schon wenige Tage nach ihrer Entdeckung wurde sie auf allen Kontinenten festgestellt.
"Wir gehen davon aus, dass sich Omikron innerhalb von zwei bis vier Tagen verdoppelt", sagt Prof. Dr. Clemens Wendtner, Infektiologe und Chefarzt an der München Klinik Schwabing, "und deshalb rechnen wir mit einer sehr starken Infektionswelle, auch hierzulande."
Erste Berichte von Todesfällen durch Omikron
In jedem Bundesland wurden Menschen, die sich mit Omikron infiziert haben, registriert, so RKI-Chef Lothar Wieler. Er rechnet aktuell mit über 100 Omikron-Fällen, von der Dunkelziffer ganz zu schweigen.
Auch wenn der Verlauf der Erkrankungen hierzulande bislang eher harmlos war, so Infektiologe Wendtner, dürfe man Omikron auf keinen Fall unterschätzen. In Großbritannien gäbe es erste Patienten, die wegen Omikron im Krankenhaus behandelt werden müssten, und "es gibt leider auch die ersten Berichte von Todesfällen auf der Basis einer Omikron-Infektion".
Das Virus befällt auch Geimpfte und Genesene
Auch Zweifach-Geimpfte können sich infizieren, so Wendtner. Aber wie kann man sich schützen? Auf keinen Fall abwarten, bis ein auf Omikron modifizierter Impfstoff vorhanden ist. "Denn der wird voraussichtlich erst im April zur Verfügung stehen, und dann ist es zu spät". Deshalb die klare Botschaft des Mediziners: "Jetzt boostern lassen, um sich damit auch vor Omikron zu schützen."
Und Max? Der 27-Jährige hatte sich infiziert, trotz Impfung mit Moderna. Dennoch ist er froh, geimpft zu sein, "weil wer weiß, wenn ich es nicht wäre, wäre es nicht nur eine leichte Erkältung gewesen". Seine Quarantäne im Hotelzimmer ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Der letzte Test war negativ.
Sibylle Bassler arbeitet im ZDF-Studio in München.
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