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Krankenhaus-Fälle in USA und UK : Wie gefährlich ist Omikron für Kinder?

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In Ländern mit Omikron-Welle kommen vermehrt Covid-positive Kinder ins Krankenhaus. Spricht das gegen mildere Verläufe bei Omikron? Forscher sehen eher andere Gründe als Ursache.

SChulkinder mit Maske in einer Schule in London
Schulkinder in London: Wie bedrohlich ist die Omikron-Variante für Kinder und Jugendliche? (Archivbild)

Eltern beobachten mit Sorge eine Entwicklung in Ländern mit grassierender Omikron-Welle: In Teilen Großbritanniens und der USA hat die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen von positiv auf Omikron getesteten Kindern deutlich zugenommen.

Dass die neue Variante Kinder gesichert kranker macht als frühere Coronaviren, belegt das bislang aber nicht. Eine steigende Zahl von Hospitalisierungen lässt sich auch durch andere Faktoren erklären.

Das sind die Daten zur Hospitalisierung von Kindern

In den USA haben mehrere Bundesstaaten im Dezember vermehrt Hospitalisierungen von Kindern in Zusammenhang mit Covid-19 vermeldet. In der Woche zwischen dem 20. und 26. Dezember wurden täglich im Schnitt 1.200 Kinder mit positivem Corona-Test in US-Krankenhäusern behandelt. Ende November lag diese Zahl laut Gesundheitsministerium noch bei 800 pro Tag.

Auch in England stieg die Zahl der Hospitalisierungen bei Kindern zwischen null und 17 Jahren auf einen Rekordwert. In der Woche um Weihnachten wurden 512 Corona-positive Kinder in Kliniken behandelt.

Faktor 1: Krankenhaus-Fälle könnten auch an Test-Prozeduren liegen

Ein Grund, warum man diese hohen Zahlen vorsichtig deuten muss, sind sogenannte Zufallsdiagnosen. Die betroffenen Kinder könnten aus verschiedenen Gründen ins Krankenhaus gekommen sein - wurden sie dort dann positiv auf Omikron getestet, landeten sie in der Statistik.

Gegenüber "Zeit Online" verwies der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Burkhard Rodeck, darauf, dass solche Zufallsdiagnosen bei einem großen Teil dieser Kinder eine Rolle gespielt hätten. In einer gemeinsamen Stellungnahme schreibt die DGKJ, dass "detaillierte Analysen Befürchtungen relativieren würden". Ein besonderes Risiko von Kindern hätte sich bislang bei keiner Pandemiewelle bestätigt.

Faktor 2: Bei Kindern und Erwachsenen können Coronaviren unterschiedlich wirken

Der Virologe Björn Meyer untersucht an der Uniklinik Magdeburg die Funktionsweise von Coronaviren. Erste Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass Omikron die Art, wie das Virus in die Zelle gelange, ein wenig verändert habe, berichtet er ZDFheute. Coronaviren haben zwei verschiedene Optionen dafür:

"Bislang benutzte das Virus überwiegend eine körpereigene Protease namens TMPRSS-2. Diese Protease befindet sich auf der Zelloberfläche und schneidet das virale Spike-Protein, welches dann bewirkt, dass das Virus mit unserer Zellmembran fusionieren und eindringen kann", erklärt Meyer. Bei Omikron scheint das weniger gut zu funktionieren, das Virus würde nun vermehrt andere Mechanismen, die sogenannter Endosome, nutzen.

Wir wissen, dass Kinder weniger TMPRSS-2 auf ihren Zellen haben und somit, im Vergleich mit Erwachsenen, das Virus wenig gut in Zellen eindringen kann.
Björn Meyer, Virologe an der Universität Magdeburg

Mit dem Wechsel des Infektions-Mechanismus bei Omikron könnte der Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen nun geringer geworden sein, so eine mögliche Erklärung.

Faktor 3: Höhere Infektiosität - Omikron befällt mehr Körperzellen als Delta

Diese Modifikationen verändern auch, welche Zellen des menschlichen Körpers Omikron angreifen kann. "TMPRSS-2 ist limitiert auf eine kleinere Anzahl an Zelltypen. Mit dem anderen Infektionsweg kann Omikron jetzt wahrscheinlich in mehr Zellen, besonders in den oberen Atemwegen, eindringen, so dass sich das Virus damit insgesamt mehr vermehren kann. Dies könnte einen Teil der erhöhten Infektiosität erklären", sagt Meyer.

In Lungenzellen hingegen scheine Omikron weniger gut wachsen zu können. Das könnte erklären, warum es insgesamt weniger schwere Krankheitsverläufe gibt. Sollte diese verringerte Krankheitslast auch bei Kindern zutreffen, bleibe laut Meyer weiterhin das Problem der hohen Fallzahlen.

Es könnten weniger Kinder pro Infektion erkranken, aber durch die hohen Infektionszahlen dann doch mehr Kinder als bislang in Krankenhäuser eingewiesen werden.
Björn Meyer, Virologe an der Universität Magdeburg

Problematisch sei, dass man das erst sagen könne, wenn es fast zu spät sei, so Meyer.

Faktor 4: Viele Kinder haben weiterhin keinen Impfschutz

Dass trotz der Rekord-Infektionszahlen durch Omikron Gesundheitssysteme in betroffenen Ländern noch nicht kollabiert sind, liegt insbesondere am Impfschutz der Bevölkerung.

Auch Geimpfte können sich mit der Omikron-Variante anstecken und diese weitergeben. Der Impfschutz insbesondere gegen Infektion nimmt im Laufe der Zeit natürlich ab, Faktoren wie Alter oder Immunsystem können das Tempo beeinflussen. Das Risiko schwerer Verläufe hingegen senken die Impfstoffe nach aktuellem Wissensstand auch bei Omikron zuverlässig für einen längeren Zeitraum.

Da auch in den USA und Großbritannien viele Kinder ungeimpft sind, oder je nach Alter noch gar nicht geimpft werden, fehlt ihnen dieser Schutz.

Faktor 5: Warum es schwer ist, gesicherte Aussagen zu treffen

Virologe Meyer ist zuversichtlich, dass Omikron mit ausreichend Zeit- und Arbeitsaufwand genau untersucht werden könne. "Das Problem ist, bis genaue Daten kommen, könnte die momentane Winterwelle schon vorbei sein."

Epidemiologische Daten wie die zu den Kinder-Hospitalisierungen seien immer schneller als biologische Charakterisierungen aus dem Labor. "Was das alles für Kinder heißt, steht meiner Meinung nach leider noch ein wenig aus. Wir erhalten leider immer noch widersprüchliche Informationen."

Endgültig auflösen, wie die zunehmenden Krankenhauseinweisungen bei Kindern mit den Berichten über insgesamt weniger schwere Omikron-Verläufe zusammenpassen, kann auch Meyer noch nicht.

Was folgt daraus für Schulen und Kitas?

Kein Bundesland würde derzeit die S3-Leitlinie zum Schutz von Kindern und Jugendlichen konsequent durchsetzen, so Meyer.

Somit sind Kinder in Schulen weiter nicht adäquat geschützt.
Björn Meyer, Virologe an der Universität Magdeburg

"Eine Abhilfe können natürlich Impfungen der 5- bis 17-Jährigen liefern. Aber ich sehe momentan keine weiteren Ansätze, die kleinere Kinder bis fünf Jahren, besonders in Kitas, schützen würden", sagt Meyer. Diese Punkte sollten von den Kultus- und Familienministern in den nächsten Tagen sehr genau durchdacht werden.

Auf der Illustration ist eine Frau zu sehen, die beide Arme zur Schulter zieht. Über der linken Hand schwebt ein Symbol mit Daumen runter, über der rechten Hand schwebt ein Symbol mit Daumen hoch.

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31.05.2023
von Sven Rieken
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