Während die Zahlen der Corona-Neuinfektionen stetig ansteigen, wird in Südafrika eine neue Virusvariante entdeckt. Wissenschaft und Politik fordern schärfere Maßnahmen.
Bei den Corona-Neuinfektionen in Deutschland vermeldet das Robert-Koch-Institut kontinuierlich neue Höchststände und Intensivmediziner schlagen Alarm. In einer sich dramatisch zuspitzenden Situation bereitet die Omikron-Variante zusätzlich Sorge. Wissenschaft und Politik rufen zum Handeln auf.
Leopoldina: Kontaktbeschränkungen und Impfpflicht
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert vor dem Hintergrund des drastischen Anstiegs an Corona-Infektionen eine Impfpflicht und Kontaktbeschränkungen. Ungeimpfte müssten motiviert oder in die Pflicht genommen werden, heißt es in einem Appell von Wissenschaftlern.
Die Unterzeichner rufen dazu auf, bis Weihnachten neben Erst- und Zweit-Immunisierungen rund 30 Millionen Drittimpfungen zu ermöglichen. Dafür müssten auch andere medizinische Berufsgruppen einbezogen werden, die dann impfen sollen. Etwa: Apotheker, Amtsärzte, Zahnärzte, Pflegekräfte und Hebammen.
Kanzlerkandidat Scholz: Nichts, was nicht in Betracht genommen wird
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat in der sich dramatisch zuspitzenden Corona-Pandemie konsequentes Handeln angekündigt. Man werde alles tun, was getan werden müsse, sagte Scholz in Frankfurt beim Bundeskongress der Jusos und sprach von wieder neuen dramatischen Herausforderungen.
Es gebe nichts, was nicht in Betracht genommen werde. Ehrgeiziges Ziel sei, dass jetzt alle Betreffenden eine Booster-Impfung zur Auffrischung bekommen.
Berlins Gesundheitssenatorin: Bundesnotbremse ziehen
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) fordert ein schnelles Eingreifen der Bundesregierung: "Ich fordere den Bund auf, eine Bundesnotbremse einzusetzen", sagte Kalayci der "Berliner Morgenpost". Damit sollen Maßnahmen wie etwa das Verbot von Großveranstaltungen bundesweit durchgesetzt werden.
Ministerpräsident Hans: MPK und Impf-Turbo
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hat sich derweil für eine schnelle Ministerpräsidentenkonferenz ausgesprochen. Man stehe erneut vor einer "Stunde Null in der Pandemiebekämpfung", sagte Hans nach einer Mitteilung der Staatskanzlei in Saarbrücken.
Es brauche rasch bundeseinheitliche Maßnahmen zur Eindämmung, Engpässe bei der Bereitstellung von Impfstoff müssten mit aller Macht beseitigt werden, sagte Hans - "damit jetzt der Impf-Turbo gezündet werden kann von der Arztpraxis bis zu den Impfzentren".
CDU-Vorsitzkandidat Helge Braun: Impfpflicht wohl nicht vermeidbar
Der geschäftsführende Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) zeigte sich offen für eine allgemeine Impfpflicht. "Ich befürchte, dass eine Impfpflicht gesellschaftlich spaltet. Aber eine nicht enden wollende Pandemie spaltet auch", sagte er im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Kanzleramtschef Helge Braun fordert eine bundesweite Notbremse. Bei Markus Lanz spricht er sich für verschärfte Maßnahmen aus.
Grüne rechnen mit Nachschärfung des Infektionsschutzgesetzes
Die Grünen rechnen mit einer erneuten Nachschärfung des Infektionsschutzgesetzes. Die aktuelle Notlage sei sehr besorgniserregend. Der Düsseldorfer "Rheinischen Post" sagte der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen:
Es sei offensichtlich, dass es bisher nicht gelungen sei, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Zudem zeigte sich Dahmen offen für eine allgemeine Impfpflicht.
Kretschmann schließt Lockdown für alle nicht aus
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) schließt einen weiteren Lockdown auch für Geimpfte und Genesene nicht aus. Man müsse zwar immer verhältnismäßig agieren, sagte Kretschmann der "Schwäbischen Zeitung". Dies berge aber "immer die Gefahr, dass wir zu langsam sind".
Kretschmann ist für eine "rasche Ministerpräsidentenkonferenz" und "das volle Instrumentarium" aus dem Infektionsschutzgesetz.
Kretschmann verteidigte zudem seine gemeinsam mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) erhobene Forderung nach einer allgemeinen Impfpflicht.
Weltärztebund: Schließung aller Weihnachtsmärkte
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, fordert eine strikte Reduzierung der Kontakte, um die Infektionskurve wieder zu senken.
Länder und Kommunen sollten zudem zu Silvester größere Feiern, Feuerwerk und private Böllerei flächendeckend verbieten.
- Montgomery: Alle Weihnachtsmärkte schließen
Weltärztebund-Chef Montgomery warnt vor weiteren gefährlichen Corona-Varianten und fordert die Absage aller Weihnachtsmärkte.
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus: Weihnachtsferien vorziehen
Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus dringt in der "Welt am Sonntag" ebenfalls auf weitere rasche Maßnahmen. "Sollte sich die Lage noch verschlimmern, muss meines Erachtens auch darüber nachgedacht werden, die Weihnachtsferien überall ein bis zwei Wochen früher beginnen zu lassen, um die Kontakte zum Beispiel in den Schulen zu reduzieren."
Notfalls müsse es auch einen Teil-Lockdown geben, sagt der CDU-Politiker.
- Corona-Karte und Inzidenz in den Landkreisen
Die aktuellen Corona-Zahlen im Überblick: Wie hoch ist die Inzidenz in meinem Landkreis? Wie viele haben sich infiziert? Wie viele sind gestorben? Wie viele sind geimpft?
- Tabletten gegen Corona - was bringen sie?
Zwei Medikamente gegen Covid-19 gelten derzeit als vielversprechend: Paxlovid und Molnupiravir – mit antiviralem Wirkstoff, der die Virusvermehrung im Körper hemmt.