Inmitten der vierten Corona-Welle fordern Experten langfristige Konzepte für Schulen. Der Druck auf die Kultusministerkonferenz, zügig Lösungen zu erarbeiten, wächst.
Angesichts der erwarteten neuen Corona-Welle wächst der Druck auf die Kultusministerkonferenz, in einer Sondersitzung Lösungen für eine mögliche Belastungssituation in den Schulen zu erarbeiten. Experten fordern dafür dringend Konzepte.
An diesem Donnerstag will das Präsidium der Kultusministerkonferenz (KMK), dem sechs der 16 Ressortchefs angehören, digital tagen und über das Thema beraten. Beschlüsse werden nach Angaben eines Sprechers nicht erwartet. Bisher pochen die Minister darauf, die Schulen so lange wie möglich offen zu halten.
Erst vor wenigen Wochen haben sich die Kultusminister*innen getroffen, um unter anderem über die Lage an den Schulen in der Corona-Pandemie zu beraten.
Bundesregierung hält an Präsenzunterricht fest
Der Thüringer Helmut Holter (Linke) hatte am Mittwoch gesagt, er erwarte, dass die KMK noch vor der nächsten Schaltkonferenz der Regierungschefs von Bund und Ländern am 7. Januar neue Empfehlungen formuliere. Er sprach sich für eine Änderung des Bundesinfektionsschutzgesetzes aus, um an Schulen auch flächendeckend Distanzunterricht zu ermöglichen.
Bundesregierung und Bundesbildungsministerium hatten aber erst zu Wochenbeginn ihr Ziel bekräftigt, Schulen und Kitas offenzuhalten. Der für Kinder und Jugendliche so wichtige Präsenzunterricht solle weiter stattfinden. Zu beachten seien die psychischen und sozialen Herausforderungen und Folgen möglicher Schließungen, hieß es.
Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken sprach sich gegen die Schließung von Schulen aus. "Es hat die allerhöchste Priorität, diese Orte der Bildung und der persönlichen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen offenzuhalten", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Flächendeckende Schulschließungen nicht das Ziel
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte dem Berliner "Tagesspiegel", das Prinzip "Augen zu und durch" habe in der Pandemie schon mehrfach nicht funktioniert:
Auch er plädierte dafür, am Präsenzunterricht nicht um jeden Preis festzuhalten - auch wenn flächendeckende Schließungen keineswegs das Ziel seien. Aber die Inzidenzraten bei Fünf- bis 14-Jährigen seien schon jetzt teilweise doppelt und dreifach so hoch wie der Durchschnitt. Auch drohende Ausfälle bei den Lehrkräften müssten eine Rolle spielen.
Die Generalsekretärin der Bundesschülerkonferenz, Katharina Swinka, plädiert für die Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts, da der digitale Unterricht noch nicht funktioniere und soziale Kontakte "extrem wichtig" seien.
OECD: Schulen müssen mit Coronavirus leben lernen
OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher sagte der Zeitung: "Es rächt sich das Fehlen einer mittelfristigen Strategie, es geht ja immer nur um Überbrückungslösungen." Zu einer solchen Strategie gehöre, die mittelfristigen Folgen sowohl des Schließens wie des Offenhaltens der Präsenzunterrichts für das Wohlergehen von Schülern, Lehrkräften und der Gesellschaft insgesamt abzuwägen.
Entscheidend sei, dass Schulen lernten, mit dem Virus zu leben: "Dazu sind Investitionen in Infrastruktur genauso wichtig wie mehr Handlungsspielräume und Verantwortung vor Ort."
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