Die Omikron-Variante breitet sich rasant aus. "Man muss schon schnell handeln", sagt die Virologin Protzer im ZDF. Die Zahlen in Deutschland seien auf einem noch niedrigen Niveau.
Virologin Prof. Ulrike Protzer begrüßt die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz, wegen der sich rasch ausbreitenden Omikron-Variante "direkt nach Weihnachten zu reagieren". Sie empfiehlt auch Geimpften, sich vor Personentreffen zu testen.
ZDF: Wieviel Zeit lässt einem diese Coronavirus-Variante Omikron, wie ist Ihre Einschätzung?
Ulrike Protzer: Leider nicht sehr viel Zeit. Wir sehen ja, wie schnell die Zahlen hoch gegangen sind in England, in Dänemark, jetzt auch in den USA. Deshalb: Man muss schon schnell handeln.
ZDF: In England ist der Omikron-Anteil innerhalb einer Woche gestiegen von 12, 13 Prozent auf fast 70 Prozent. Das ist ja rasend schnell.
Protzer: Das ist wirklich rasend schnell. Und die Verdopplungszeit der Infektionszahlen mit dieser Omikron-Variante ist zwischen zwei und drei Tagen - das ist schon einfach wirklich sehr, sehr schnell.
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ZDF: Kann man es sich da überhaupt noch erlauben, sieben Tage zu warten, bis zu etwas strengeren Kontaktbeschränkungen - oder hätten Sie sich als Virologin gewünscht, dass da schon schneller mit angefangen wird wie es beispielsweise in Hamburg der Fall ist?
Protzer: Wir sind zum Glück jetzt im Moment noch auf einem relativ niedrigen Niveau mit den Omikron-Infektionszahlen in Deutschland. Insofern hat man noch ein paar Tage Zeit. Ich bin sehr froh, dass die Ministerpräsidenten jetzt vor Weihnachten getagt haben - dass man sich entschieden hat, auch wirklich direkt nach Weihnachten zu reagieren und nicht bis ins nächste Jahr rein zu warten, bis dann man doch schon zu viel Schaden sieht und es auch zu spät wäre.
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ZDF: Wie genau wissen wir eigentlich, wie es in Deutschland um Omikron bestellt ist? Es heißt ja auch, dass nicht genug getestet wird und dass die Gesundheitsämter nicht mehr hinterher kommen. Haben wir da noch den Überblick oder ist das kritisch zur Zeit?
Protzer: Die Gesundheitsämter kommen tatsächlich nicht mehr hinterher - das hat aber jetzt noch gar nicht so viel mit Omikron zu tun, sondern das sind noch die Auswirkungen der Delta-Welle, die ja jetzt gerade mal am Abflauen ist. Also der Welle, die durch die Delta-Variante bedingt ist.
Trotzdem: In den Testungen sind wir sehr gut. Da können wir wirklich ausreichend testen. Und wir sind inzwischen auch sehr konsequent mit den sogenannten mutationsspezifischen PCR-Tests, die also dieses Virus mittels PCR-Reaktion sehr schnell nachweisen. Und auch mit den Sequenzierungen stehen wir inzwischen gut da.
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ZDF: Ein Frage an Sie als Virologin und Bürgerin. Wie werden Sie das an Weihnachten handhaben: Verlassen Sie sich auf Schnelltests? Ich gehe davon aus, dass Sie geboostert sind. Aber man soll ja darüber hinaus - um ältere und vorerkrankte Menschen zu schützen - sich trotzdem noch selber testen. Sind diese Tests, die man zuhause machen kann, eigentlich sicher genug, auch bei Omikron?
Protzer: Wir sind alle drittgeimpft, die da hingehen - auch die Jüngeren, um eben die Älteren zu schützen. Trotzdem testen wir uns alle nach Möglichkeit mit einem PCR-Test. Aber das wird einfach nicht für alle möglich sein. Dann eben mit einem vom Paul-Ehrlich-Institut empfohlenen Schnelltest. Dann hat man, glaube ich, schon die höchstmögliche Sicherheit, die man im Moment bekommen kann.
Das Interview führte ZDF-Moderatorin Marietta Slomka.
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