Hohe Inzidenzen und Personalmangel: Die Gesundheitssysteme in Europa geraten wegen der Corona-Variante Omikron an ihre Grenzen. Wie die Länder gegen die neue Welle kämpfen.
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In allen Teilen Europas strampeln sich Länder damit ab, ihre durch Omikron schwer strapazierte Krankenfürsorge sicherzustellen.
Die neue hochansteckende Corona-Virusvariante hat die Gesundheitssysteme zweifach getroffen. Kliniken haben es mit einer Welle von Infizierten zu tun, und zugleich mangelt es ihnen an Personal, weil auch in der Belegschaft viele krank sind oder sich isolieren müssen.
Weltweiter Höchststand an Corona-Neuinfektionen
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO vom Donnerstag wurde in der vergangenen Woche weltweit ein Höchstwert von 9,5 Millionen Covid-Fälle gezählt - ein 71-prozentiger Anstieg im Vergleich zu der Sieben-Tage-Periode davor.
Die Zahl der wöchentlich registrierten Toten ging erstmal jedoch zurück. Aber wenn Omikron auch milder zu sein scheint als die Delta-Variante, warnte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus, das Virus zu unterschätzen.
London: Militär hilft in Krankenhäusern aus
Das spiegelte sich am Freitag in London wider, wo etwa 200 Militärangehörige in Krankenhäusern mit "außergewöhnlichem" Personalmangel entsandt wurden.
Zu Beginn des Jahres stieg die Zahl der im Zusammenhang mit Covid-19 abwesenden medizinischen Fachkräfte in englischen Krankenhausgruppen um 59 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.
Krankenhäuser in ganz England haben aufgrund von Engpässen nicht lebensnotwendige Operationen verschoben. Luftwaffengeneral John Lyle zufolge laufen Gespräche darüber, die Unterstützung des Militärs für den NHS auch auf andere Teile des Landes auszuweiten.
- Warum Dänemark so hohe Corona-Werte hat
Dänemark zählt zu den Spitzenreitern bei den Neuinfektionen - auch wegen der Omikron-Variante. Experten glauben, für die Höchstwerte gebe es aber noch einen ganz anderen Grund.
Frankreich: Krankenhausmitarbeiter ohne Symptome sollen arbeiten
Frankreich erlaubt seit dieser Woche infizierten Krankenhausmitarbeitern, die nur geringe oder keine Symptome haben, weiter Patienten zu behandeln anstatt sich selbst zu isolieren.
Am Mittwoch hatte das Land mehr als 330.000 bestätigte Corona-Fälle vermeldet - die bislang höchste Zahl an einem einzelnen Tag in Europa.
Griechenland: Niedergelassene Ärzte sollen Kliniken helfen
In Griechenland hat die Regierung am Freitag eine zivile Mobilisierungsanordnung erlassen, die niedergelassene Ärzte der Fachrichtungen Pathologie, Pulmologie und Anästhesie betrifft. Eine Reihe von ihnen soll ab nächstem Mittwoch in Krankenhäusern in vier Regionen in Nordgriechenland aushelfen, die unter akutem Personalmangel leiden.
Italien: Die Lage ist regional "kritisch"
In der sizilianischen Stadt Palermo wurden vor drei Kliniken zusätzliche Zelt-Einrichtungen geschaffen, um die Notaufnahmen zu entlasten und Patienten rasch in Betten unterbringen zu können, anstatt sie auf den Parkplätzen warten zu lassen. "Wir stehen absolut unter Druck", sagte Tiziana Maniscalichi, Direktorin der Hospitäler Cervello und Civico Palermo.
Auch in der süditalienischen Stadt Neapel sind die Kliniken stark überlastet. "Die Lage ist kritisch", so der Chef der örtlichen Vereinigung der Krankenhausärzte, Bruno Zuccarelli. Das gesamte medizinische Personal in der Stadt - von Pflegekräften auf den Intensivstationen bis hin zu Krankenwagenfahrern - stehe unter "nicht mehr zu bewältigendem Stress".
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