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Interview

Corona-Variante Omikron : "Das Virus hat immer Überraschungen bereit"

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Selbst wenn die Omikron-Variante zu mehr milden Verläufen führt, könnte sie das Gesundheitssystem vor eine neue Belastungsprobe stellen, erklärt Dr. Clemens Wendtner im Interview.

Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner spricht über die Gefahren der Omikron-Variante.

Beitragslänge:
12 min
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Trotz vieler offener Fragen bereitet die Omikron-Variante des Coronavirus weltweit weiter für große Sorgen. In Dänemark und Großbritannien sind die Infektionszahlen regelrecht explodiert. In Deutschland sehen die Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts strengere kontaktbeschränkenden Maßnahmen und eine rasche Erhöhung der Impfrate für zwingend notwendig.

Das ZDF hat mit Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, über die aktuelle Lage gesprochen und was im Januar auf uns zukommen könnte.

Lesen Sie das Interview hier in Auszügen und sehen Sie das gesamte Interview im obigen Video. Das sagte Prof. Wendtner ...

... zur Möglichkeit, dass Infektionen mit der Omikron-Variante einen milderen Krankheitsverlauf haben könnten:

"Also ich warne und mahne zur Vorsicht. Es ist so, dass wir jetzt bereits in England die ersten hospitalisierten Fälle haben, also Patienten, die wegen Omikron im Krankenhaus behandelt werden müssen. Es gibt leider auch die ersten Berichte von Todesfällen auf der Basis einer Omikron-Infektion.

Die Daten aus Südafrika sind erhoben worden bei einem Kollektiv, welches gut geimpft war, junge Menschen, wenig ältere Patienten, die in Südafrika leben. Das heißt, wir haben hier in Europa, auch zuletzt in Deutschland einen anderen Bevölkerungszuschnitt, mit vielen älteren Patienten, und wir gehen schon davon aus, dass auch Omikron zu gefährlichen klinischen Verläufen führen kann.

Ich muss auch Folgendes sagen: Selbst wenn die Rate an schweren, intensivpflichtigen Fällen reduziert ist, allein die Tatsache, dass wir sehr schnell viele Infizierte haben könnten, im Januar, im Februar, könnte auch das das Gesundheitssystem wieder vor eine Belastungsprobe stellen. Und da müssen wir, glaube ich, wachsam sein und uns auch entsprechend vorbereiten."

... zur Ausbreitung in Deutschland und der Bedeutung von Tests:

"Wir müssen davon ausgehen, dass Omikron schon längst auch in Deutschland angekommen ist, dass sozusagen die Reiseanamnese per se nicht alleine auf diese Infektion hinweist. Das heißt, wir haben schon eine Transmission, Infektionsketten innerhalb des Landes. Und das macht natürlich die Lage nicht einfacher. Das heißt, es reicht nicht, einfach Flüge zu kappen, um dann zu denken, man würde keinen Import von Infektionsfällen haben. Omikron ist schon in Deutschland.

Ich glaube, es ist wichtig, auch sehr niederschwellig zu testen und dann eben auch Mutations-PCRs, also besondere Verfahren anzuwenden, idealerweise auch Sequenzierungen durchzuführen, um wirklich die verdeckte Frequenz an Omikron-Fällen aufzudecken, weil die würden uns sonst entgehen. Das heißt, man muss schon mit speziellen Techniken nachschauen, um sozusagen einen guten Überblick über die Lage zu bekommen."

... wie man sich vor der Omikron-Welle schützen kann:

"Also wichtig ist jetzt in dieser Lage mit einer drohenden Omikron-Welle, dass man sich möglichst boosten lässt. Wir wissen aus Daten aus England, dass ein Boost noch einmal den Schutz erhöht von 30 Prozent auf 70 Prozent, was eine einfache Infektion angeht. Und wir wissen auch, dass die schweren Fälle auch verhindert werden können im Bereich von 70 Prozent auf 90 Prozent allein durch den Boost.

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Das ist das, was wir jetzt in der Hand haben. Man sollte nicht warten, das sage ich auch explizit auf einen modifizierten Impfstoff, was Omikron angeht. Dieser wird voraussichtlich erst im April zur Verfügung stehen und dann ist es zu spät. Also klare Botschaft: Jetzt Boosten lassen, um sich auch vor Omikron schützen zu lassen."

Auf der Illustration ist eine Frau zu sehen, die in der Hand ein Impffläschchen hält. Es trägt die Aufschrift Booster. Sie schaut es fragend an.

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... zur Frage, wie die Pandemie beendet werden könnte:

"Man sieht, das Virus hat immer Überraschungen für uns bereit. Wir denken, dass wir es einigermaßen in Griff bekommen durch die Impfung et cetera. Es gibt neue Varianten. Ich bin sozusagen noch ein wenig zurückhaltend zu sagen, dass wir Ende 2022 die Pandemie im Griff haben.

Haben wir ausreichend Impfstoff? Viele Arztpraxen sind schon jetzt unterversorgt. Und die Omikron-Welle kommt erst noch.

Beitragslänge:
2 min
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Ich glaube, wir werden uns noch länger mit dem Thema beschäftigen. Hoffentlich in einer abgepufferten Version, das heißt durch Impfung wird hoffentlich auch Corona den Schrecken verlieren. Ich glaube, wir sind technisch in der Lage, uns zu wappnen. Trotzdem wird es niederschwellig nie ganz verschwinden. Ich hoffe, dass wir Ende 2022 nicht wieder über eine neue Welle hier diskutieren müssen."

Das Interview führte Sibylle Bassler aus dem ZDF-Studio München.

Auf der Illustration ist eine Frau zu sehen, die beide Arme zur Schulter zieht. Über der linken Hand schwebt ein Symbol mit Daumen runter, über der rechten Hand schwebt ein Symbol mit Daumen hoch.

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