China greift gegen Corona durch und fährt eine harte Zero-Covid-Linie. Das trifft auch ganze Schulen. Lange Quarantänezeiten sind Pflicht - bei einer Infektion auch ohne Eltern.
China fährt eine Null-Infektionspolitik - auch an Schulen. Wenn es einen Corona-Fall gibt, dürfen die Kinder zunächst nicht mehr nach Hause.
Morgens früh in Peking. Da richtet sich dieser Tage der erste Blick immer auf die neusten Neuigkeiten in WeChat-Gruppen. Das ist auch bei uns so. Heute ist die Nachricht für Eltern eher beunruhigend. Zwei Schulen im Nord-Osten Pekings haben geschlossen, wegen Corona-Fällen. Beim Weiterlesen kommen dann die Fakten, die wir alle in China Lebenden schon kennen, in diesen Pandemiezeiten.
China greift konsequent durch
Und doch ist es immer wieder erstaunlich, wie China seine Null-Infektionen-Politik brachial durchzieht. Situationsbeschreibung eines Alltags unter Chinas Corona-Politik:
In einer Familie gibt es vier Corona-Fälle. Die Mutter ist Lehrerin an einer Grundschule. Sie unterrichtet in der dritten Klasse. Das Kind der Familie geht in die 7. Klasse einer Oberschule. Der Maßnahmenapparat greift.
Um 17 Uhr werden sowohl die Grund- als auch die Oberschule vorerst geschlossen. Gleichzeitig werden alle Familien gewarnt, dass die Schüler zum sogenannten Erst- oder Zweitkontakt gehören. Anschließend werden alle Kinder isoliert, müssen in den Klassenzimmern warten. Dann wird ein Teil in eine Hotelquarantäne geschickt.
Kinder im Zweifel alleine in Quarantäne
Jedes Kind darf später, nachdem es negativ getestet wurde, ein Elternteil mit in die 14-tägige strikte Quarantäne nehmen. Wenn es positiv getestet wird, kommt es in eine Fieberklink, und zwar allein. Bis das Kind wieder zweimal negativ getestet wurde.
Die anderen Kinder (Zweitkontakt) können nach Hause, dort müssen sie in einer 14-tägigen strikten Hausquarantäne bleiben. Während der Quarantäne werden alle Kinder und engsten Familienmitglieder mehrmals getestet.
Im Netz kursieren Bilder aus der Schulklasse. Zu sehen sind Kinder, die auf dem Boden liegen, schlafen und warten, bis sie raus können. Mehrere Stunden harren sie aus. Dann ziehen sie weiße Schutzanzüge an und werden mit Bussen abtransportiert, um in Quarantäne zu gehen.
- Oder einfach mal die Zelle wechseln
Wenige Meter bis zu meinem Zimmer. Drei Wochen Quarantäne, eingesperrt in einem chinesischen Luxushotel im Namen der Virusbekämpfung. Chinas Botschaft: Die Gefahr kommt von außen.
Freitesten unmöglich
Insgesamt wurden 2.814 Personen der Grundschule über Nacht getestet. Schüler, Lehrer, Familienmitglieder. In der Oberschule machten insgesamt 1.329 einen Test. Alle Ergebnisse sind negativ. In den 14 Tagen Quarantäne werden alle noch mehrmals getestet. Freitesten kann sich in China keiner.
Mittlerweile wurden 16 weitere Schulen geschlossen, weil Personen an den Schulen in irgendeiner Art und Weise eventuell Kontakt zu einer der vier infizierten Personen, oder zu einem Erst- oder Zweitkontakt hätten haben können.
Wir fragen uns, ob und wann der Kindergarten unserer beiden Kinder betroffen ist und lesen die nächste Push-Nachricht, die sich auf unser Handy schiebt. Das Wirtschaftsministerium fordert chinesische Familien auf, sich vor dem Winter Vorräte für den täglichen Bedarf anzulegen. Es sollen Notfallvorräte des täglichen Bedarfs sein, falls es überraschend zu einem Shutdown von Wohnvierteln oder Stadtteilen kommt. Begründet wird es mit Covid-19-Ausbrüchen und Versorgungsengpässen.
Lieferengpässe, Hochwasser, Stromausfälle
Was schon jetzt zu spüren ist: China wird in den nächsten Tagen und Wochen noch weniger reisen. Denn die Regierung suggeriert: bleibt zu Hause.
China geht es insgesamt im Moment nicht gut. Es gibt massive wirtschaftlichen Einbußen, Lieferengpässe wegen der weltweiten Pandemie, wegen Hochwasser im eigenen Land, wegen Stromausfällen, auch wegen der massiven Corona-Maßnahmen.
Die Liste der Probleme ist lang in China, da wirken die 16 geschlossenen Schulen wegen vier Corona-Fällen dann von außen betrachtet etwas viel. Das Gros der chinesischen Bevölkerung wiederum beschimpft den Schuldirektor, der es zuließ, dass auch nur ein Fall an der Schule sein konnte und kauft derweil schonmal ein paar Vorräte ein, falls der große Lockdown dann doch kommt und keiner mehr rausgehen kann. Vielleicht ja rund um die Olympischen Winterspiele im Februar 2022.
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