In sechs Berliner Clubs kann am Wochenende wieder gefeiert werden - mit negativem PCR-Test. Kultursenator Lederer ist "happy" über das Pilotprojekt und die Partygänger freuen sich.
Aufregung und Vorfreude - vor dem "Metropol"-Club im Berliner Szenebezirk Schöneberg war am Freitagabend beides zu spüren. 300 PCR-getestete Partygänger fieberten ihrer ersten Nacht in einem Tanzclub seit Beginn der Corona-Pandemie entgegen. Und Politik wie Clubbetreiber beobachten gespannt den Verlauf des Wochenendes. Mit dem dreitägigen Projekt "Reboot Clubculture" sollen der international gefeierten Berliner Clubszene nach 18 Monaten im Corona-Aus neue Perspektiven aufgezeigt werden.
Kultursenator "total happy" über Projekt
Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) blickt optimistisch auf das Corona-Pilotprojekt in sechs Clubs in der Stadt. "Ich glaube, dass wir hier alle Sicherungsleinen eingezogen haben, die man einziehen konnte", sagte Lederer vor dem Club "Metropol" im Szenebezirk Schöneberg. Zudem sei er "total happy" über den Start des Projekts: "Clubkultur gehört zur DNA der Stadt", sagte der Politiker.
In sechs Clubs kann von Freitag bis Sonntag in zwei Nächten wieder getanzt werden - ohne Maske und Abstand, dafür aber mit negativem PCR-Testergebnis.
Eintritt mit negativem PCR-Test
2.000 Tickets wurden innerhalb kürzester Zeit verkauft. Am "Kitkat", wo sich eines der drei eigens eingerichteten PCR-Testzentren befindet, bildete sich am Abend eine lange Schlange. Nach Angaben von Florian Kainzinger von der Think.Health Hygiene Solutions wurden am Freitag über 2.000 PCR-Tests durchgeführt.
Auch Künstler und Personal sind getestet worden. Sieben positive Tests habe es insgesamt gegeben. "Die betroffenen Personen sind kontaktiert und in Quarantäne geschickt worden", sagt Leichsenring. Einlass in die Clubs gibt es nur mit negativem Ergebnis. Dabei soll nicht unterschieden werden, ob Menschen schon geimpft sind.
Nach Angaben von Lutz Leichsenring sind die Partys am Freitagabend gut besucht. Voll wurde es allerdings erst später, auch weil die Besucher zum Teil noch auf ihr Ergebnis warten mussten.
Clubben, Hausparty, Urlaub - alles unter der Bedingung getestet, geimpft, genesen wieder erlaubt, aber das schlechte Gewissen bleibt.
Veranstalter und Besucher erleichtert
Um 22 Uhr treffen am "Metropol" die ersten Gäste ein. Am Eingang nehmen Partygänger erleichtert die Masken ab. Ein Mann umarmt seinen Begleiter, ein anderer tänzelt in den Club. "Ich fühl mich, als wenn ich heute die erste Party mache", sagt Veranstalter Bork Melms.
Auch die Berliner Clubs hatten vor anderthalb Jahren schließen müssen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Mit #UnitedWeStream übertrugen sie Musik von leeren Tanzflächen in viele Wohnzimmer. Mittlerweile darf auf Außenflächen wieder getanzt werden - unter Einhaltung von Hygienevorschriften.
Pilotprojekt von Forschern begleitet
Mit dem Pilotprojekt "Reboot Clubculture" soll herausgefunden werden, wie und ob in einer Pandemie auch drinnen sicher getanzt werden kann - draußen Tanzen ist unter Einhaltung der Hygieneregeln seit Ende Juni wieder erlaubt. Laut Mitteilung der Stadt wird das Pilotprojekt von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Charité begleitet. Teil des Projekts ist auch ein zweiter PCR-Test eine Woche nach dem Ereignis.
Clubs zählten zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 zu den Orten auf die Superspreading-Ereignisse zurückgeführt werden konnten. Eines davon ereignete sich Ende Februar 2020 unweit des "Metropols", in der "Trompete".
- Das schlechte Corona-Gewissen bleibt
Darf ich das? Werde ich dafür verurteilt? Junge Menschen mussten in der Pandemie auf vieles verzichten. Jetzt ist wieder mehr erlaubt, doch die Freiheit bleibt weiterhin belastend.