Corona trifft auch die Polizei: Sie hat auf Demos viel zu tun, kontrolliert die Maskenpflicht, der Nachwuchs wird digital ausgebildet. Vier Polizistinnen und Polizisten berichten.
Kim*
"Ich war auf mehreren Demos gegen die Corona-Politik im Einsatz. Am Anfang war ich noch nicht geimpft, jetzt zum Glück aber schon. Viele haben dort keine Maske getragen oder Abstand gehalten.
Bei einer "Querdenker"-Demo, für die ich eingesetzt war, nahmen Tausende Menschen teil, es gab Ausschreitungen. Wir haben Ketten gebildet, die die Leute durchbrechen wollten. Überall standen Menschen, die gefilmt haben, das ist mittlerweile Standard.
Bei den Demos kommen zum Teil Personen zusammen, die äußerlich ganz normal aussehen, wie aus der Mitte der Gesellschaft. Doch das darf über ein gewisses Gewaltpotenzial bei manchen von ihnen nicht hinwegtäuschen."
- "Schon am Limit, bevor es Corona gab"
Fast ein Drittel der Pflegekräfte denkt aktuell über den Berufsausstieg, kurz "Pflexit", nach. Vier Pflegekräfte erzählen, was ihren Alltag so schwierig macht.
Anne, Kommissaranwärterin und "Cop-Influencerin"
"Ich studiere im fünften Semester an der Hochschule der Polizei in Brandenburg und bin derzeit vor allem im Homeschooling. Die Theorie-Teile hören wir von den Dozenten in Online-Vorlesungen. Gerade stehen Strafrecht und Kriminologie auf dem Stundenplan.
Ungefähr einmal pro Woche sind wir auf dem Campus, für Praxis-Übungen.
Bis März war ich im Praktikum auf einer Dienststelle, da bin ich Streife gefahren und war mal vom Laptop erlöst. Nebenbei mache ich als 'Insta-Cop' Nachwuchsarbeit für die Polizei und poste dort Fotos und Videos aus meinem Studium. Gerade haben wir noch einige Fotos aus dem Praktikum in petto, aber demnächst muss ich wohl anfangen, Inhalte aus dem Lernen im Homeschooling zu posten."
Mark*, Polizeihauptkommissar
"Ich arbeite in einer großen Stadt und mache auch Corona-Kontrollen. Wir fahren vor allem an Orte, an denen erfahrungsgemäß gegen die Auflagen verstoßen wird - etwa in der Innenstadt. Dort trifft man sich häufig mit mehr als der erlaubten Anzahl oder ist ohne Mund-Nasen-Bedeckung unterwegs, was geahndet werden kann. Es obliegt dem Beamten, ob er eine mündliche Verwarnung ausspricht oder auch ein Bußgeldverfahren einleitet. Wenn sich jemand weigert, eine Maske aufzusetzen, wird in der Regel eine Sanktion folgen.
Man muss sich auch sehr häufig zu Widersprüchen bei den Verfahren äußern, wird also doppelt belastet, da man einmal den Verstoß schreibt und danach nochmal - Wochen später - den Widerspruch beantwortet.
Das raubt natürlich immense Kapazitäten für andere Dinge und lässt einem normalen Polizeialltag weniger Spielraum als zuvor. Dadurch kann man etwa weniger präventiv Streife fahren und hat weniger Zeit für den Bürger.
Die Menschen dagegen, die sich an die Regeln halten oder gar Verstöße melden, sind eigentlich angetan von den Kontrollen beziehungsweise freuen sich, dass die Polizei Verstöße erkennt und ahndet."
Iris, angehende Cyberkriminalistin
"Ich habe mitten in der Pandemie meinen Job gewechselt. Früher habe ich bei einer großen Bank in Frankfurt mit Wertpapieren gehandelt. Seit Februar studiere ich bei der Polizei in Mühlheim am Main mit dem Schwerpunkt Cyberkriminologie.
Die Verbrechen im Bereich Cyber nehmen zu, die Corona-Pandemie hat das beschleunigt. Vieles verlagert sich ins Digitale - seien es Drogen- und Waffenkäufe im Darknet, Hatespeech-Delikte oder Identitätsklau. Ich möchte später im Bereich Wirtschaftskriminalität arbeiten, das bietet sich aufgrund meines vorigen Jobs an."
*Name von der Redaktion geändert