Omikron zwingt immer mehr Menschen in häusliche Quarantäne und Isolation. Wie Betroffene die Zeit der Absonderung erleben und warum manche die Regeln bewusst verletzen.
Mehr als 1,3 Millionen Menschen in Deutschland sind aktuell mit dem Coronavirus infiziert und damit auch in Isolation - Tendenz steigend. Maximal zehn Tage müssen sich Infizierte aktuell absondern. Manche auch länger, wie Florian Weyand aus Aachen.
Er war fast vier Wochen isoliert, erst in selbstverordneter Quarantäne und ab positivem PCR-Test dann nochmal zwei Wochen in angeordneter Isolation. Vermutlich war er da schon nicht mehr infektiös, wie er sagt: "Mein Ct-Wert war schon bei 35, mir ging es aber noch ziemlich schlecht."
-
Weyand, seine Tochter und seine Partnerin hatten zwei Wochen zuvor Erkältungssymptome, aber: "Da alle Schnelltests negativ waren, sind wir nicht von Corona ausgegangen".
Quarantäne mit Kind "manchmal nicht einfach"
Erst als sein Husten sich nicht besserte, die Lunge brannte, machte die Familie einen PCR-Test, der bei dem 29-Jährigen positiv ausfiel. Für seine dreijährige Tochter - somit ungeimpfte Kontaktperson - wurde deshalb Quarantäne angeordnet. "Das war schon manchmal nicht einfach, die Zeit mit der Kleinen sinnvoll rumzukriegen", räumt Weyand ein. Mental war es für ihn schwierig:
Aus Angst, sich mit dem Virus anzustecken, war er bislang "immer sehr vorsichtig im Kontakt mit anderen". Gewissenhaft hat er sich auch an die Quarantäne sowie die Isolation gehalten.
Mit "gemischten Gefühlen" auf der Party statt in Quarantäne
Das machen längst nicht mehr alle. So wie die 61-jährige Ulrike Softing* aus Frankenthal. Sie hatte zu Weihnachten Kontakt mit ihrem corona-positiven Neffen: "Da ich symptomlos und geboostert war, dachte ich, dass für mich keine Quarantäne gilt." Bei dem Neffen wurde jedoch die Virusvariante Omikron festgestellt, daher galt auch für sie 14 Tage Quarantäne, wie ihr das Gesundheitsamt mitteilte.
Dennoch will sie nicht auf die Silvesterfeier mit Freunden verzichten und verlässt ihr Haus "mit gemischten Gefühlen, denn die professionellen Antigen-Tests waren bis dahin jeden Tag negativ und ich war symptomlos. Dennoch wusste ich, dass ich schwer Ärger bekommen kann".
Quarantäne und Isolation "beengend und freiheitsberaubend"
Die Feier hat Folgen: Ein paar Tage später erkranken sechs der acht Gäste. Ob das Virus durch Softing oder einen der anderen Partygäste verbreitet wurde, bleibt ungewiss.
"Ich habe aber auch nie einen PCR-Test gemacht", sagt Softing, "weil ich Angst vorm Ergebnis und einer noch längeren Quarantäne hatte." Sie empfand die Zeit in Abgeschiedenheit als "sehr beengend und freiheitsberaubend". Aus Angst hält sie sich nach Silvester weitestgehend an die Auflagen.
Mit Corona infiziert? Diese Regeln und Tipps gelten für die Quarantäne:
Weitestgehend hat sich auch Nina Reift* aus dem Odenwald an die Regelungen gehalten: "Ich bin schon mal mit dem Hund im Wald spazieren gegangen", gibt sie zu. Sie würde sich eine Art "Isolation light" beziehungsweise "Quarantäne light" wünschen, "also, dass man auch mal raus in die Natur gehen darf oder draußen Sport treiben".
Epidemiologe: Gerade jetzt Quarantäne beachten
Dass sich die von Isolation und Quarantäne Betroffenen in dieser Welle weniger streng an die Regeln halten, ist statistisch nicht belegt. Viele Epidemiologen gehen aber davon aus, bestätigt Professor Ralf Reintjes von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW).
Dieses Verhalten sei auch ein Grund, "warum die epidemiologische Situation deutlich dramatischer als bei den vergangenen Wellen ist". Gerade jetzt sei es wichtig, sich bei Symptomen oder bei einem vermuteten Kontakt sofort zu isolieren, sagt Reintjes: "Wir haben den Peak der Pandemie sicherlich noch nicht erreicht. Daher müssen wir aufpassen, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten."
* Name von der Redaktion geändert
- Wo die Ansteckungsgefahr besonders hoch ist
Corona-Infektionen können im Alltag an verschiedenen Orten passieren. Wo das Ansteckungsrisiko besonders hoch ist, zeigt diese interaktive Story.