Für Muslime weltweit hat der Ramadan begonnen. Und so asketisch die Gläubigen tagsüber verzichten - wenn die Dunkelheit kommt, beginnt das Fastenbrechen. Dann wird gefeiert.
Der Verkehr hat deutlich abgenommen in der 20-Millionen-Metropole Kairo. Gearbeitet wird in dieser Zeit oft nur einen halben Tag. Denn die Menschen sind müde vom Feiern bis spät in die Nacht, schlaftrunken vom frühen Aufstehen vor Sonnenaufgang, vom Verzicht aufs Trinken, bei bis zu 30 Grad Wärme tagsüber.
Auch Karim Magdy hat weniger als sonst geschlafen. Lange saßen seine Frau, seine Eltern und Geschwister zusammen. Zu siebt waren sie - nur. Corona. "Eigentlich wären wir 15 Personen gewesen, aber man ist vorsichtiger geworden", erklärt der 38-jährige Magdy, der zur gehobenen Mittelschicht Ägyptens zählt.
Zweiter Ramadan unter Corona-Bedingungen
Das Virus hat den Ramadan verändert, schon zum zweiten Mal. Im vergangenen Jahr waren allerdings die Einschränkungen noch größer. Da mussten die Moscheen geschlossen bleiben. Diesmal bleiben sie mit Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen offen - zu wichtig sind die Gebete, die religiösen Zeremonien. Die Menschen litten damals stark unter dem Verbot.
Nach dem Ramadan 2020 stiegen die Infektionszahlen trotz geschlossener Moscheen und trotz des Verbots von Armenspeisungen deutlich an. Derzeit, so die offiziellen Zahlen der Regierung, sind rund 212.000 von etwa 104 Millionen Ägyptern mit Covid infiziert.
Doch ein landesweites Meldesystem ist nur rudimentär vorhanden, die Zahlen dürften zehnmal höher sein, das bestätigt auch das hiesige Gesundheitsministerium. So warnen, appellieren die Behörden vor allem, die privaten Feiern einzuschränken - wissend, dass hier die größte Ansteckungsgefahr lauert.
"Die Zahlen werden explodieren"
Zaineb Hussein hat schon im vergangenen Ramadan die Kontakte zu Familie und Freunden eingeschränkt, das gilt für sie auch in diesem Jahr.
Da ist sich die 51-jährige gebürtige Irakerin sicher. Ramadan ist auch wichtig für sie, obwohl es mehr Arbeit bedeutet, denn letztlich, wie in den meisten Teilen der Welt, besorgen die Frauen die Lebensmittel und bereiten die Speisen zu.
Zaineb lebt in Kairos bevorzugtem Ausgehviertel Zamalek. Farbenfroh geschmückt sind die Straßen, in den Restaurants herrscht nach Sonnenuntergang mehr als Normalbetrieb. Masken tragen hier viele, aber nicht alle. Desinfektionsmittel stehen bereit, mit den Abstandsregeln wird es jedoch nicht so genau genommen.
Mäßige Impfbereitschaft in Ägypten
Immerhin sind die ersten Lieferungen mit Impfstoff in Ägypten eingetroffen, 100 Millionen Dosen seien bestellt, davon 20 Millionen von Astrazeneca. Doch die 198 Impfzentren landesweit sind alles andere als ausgelastet, zumal auch die Impfbereitschaft der Ägypter mäßig ist. Die Probleme mit Astrazeneca haben sich bis hierher rumgesprochen.
Dabei kennt fast jeder Ägypter mittlerweile Verwandte oder Freunde, die am Coronavirus erkrankt sind. Offiziell sind knapp 13.000 Menschen daran verstorben, die tatsächlichen Zahlen kennt aber niemand.
Corona in Ägypten, zum Ramadan: Die Menschen hier machen sich weniger verrückt als in Deutschland, so scheint es. Inschallah - so Gott will, heißt es. Man muss hier leben, um das wirklich zu verstehen.
Für Millionen Muslime hat der Fastenmonat Ramadan begonnen. Sie sollen von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex verzichten.