Corona-Pandemie: Chinas Grenzen sind wieder geöffnet

    Corona-Pandemie:Chinas Grenzen sind wieder geöffnet

    Elisabeth Schmidt
    von Elisabeth Schmidt, Peking
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    Seit Sonntag entfällt bei der Einreise in die Volksrepublik China die Quarantäne. Auch im Inland dürfen die Menschen wieder reisen. Experten warnen vor einer neuen Corona-Welle.

    Yu Fei hat drei Jahre lang auf diesen Moment gewartet: Er ist Reiseführer, spricht fließend Deutsch. Vor der Corona-Pandemie zeigte er deutschen Touristen die Sehenswürdigkeiten in Peking und reiste mit Chinesen nach Deutschland.

    Die meisten Leute, die ich kenne, die im Tourismus arbeiten, waren die letzten drei Jahre Arbeitslose, sie mussten sich einen neuen Job suchen.

    Yu Fei, Reiseleiter

    Auch Fei schlug sich irgendwie mit Gitarrenunterricht durch - Verdienstausfälle zahlt der chinesische Staat nicht. Mit der Grenzöffnung jetzt hofft Fei auf viele Touristen, spätestens ab Ostern.

    Einreise noch vorrangig für Geschäftsreisende und Studierende

    An den Flughäfen in Peking spielten sich am Sonntag bereits rührende Szenen ab. Universitätsprofessor John und seine Ehefrau konnten endlich wieder ihre Tochter in die Arme schließen: "Wir freuen uns unfassbar, dass China die Einreisequarantäne aufgehoben hat. Deshalb hat sie gleich den ersten Flug genommen, bei dem man einfach ins Flugzeug steigt und dann direkt heimfahren darf", sagt er.
    Noch bevorzugt die chinesische Staatsführung Geschäftsreisende und Studierende bei der Einreise, aber auch Touristen-Visa soll es bald wieder häufiger geben. Vor Abreise ist noch ein negativer PCR-Test nötig.

    Jetzt schon mehr als zwei Milliarden Reisen in China gebucht

    Experten blicken allerdings mit Sorge auf die anstehende Reisewelle in China selbst: Rund um das Chinesische Neujahr am 22. Januar machen sich zum ersten Mal seit drei Jahren Pandemie Millionen Chinesen auf, um ihre Verwandten zu besuchen.
    Laut offiziellen Angaben wurden bereits mehr als zwei Millionen Flug-, Bus- und Zugverbindungen gebucht. Doch die Staatsführung redet die Gefahr einer neuen Viruswelle klein:

    Unsere großen Städte haben den Höhepunkt der Covid-Infektionen bereits hinter sich.

    Jiao Yahui, Nationale Gesundheitskommission

    "Deshalb glaube ich nicht, dass es rund um die Neujahrs-Feiern einen neuen Spitzenwert geben wird", erklärt Jiao Yahui.

    Größte Corona-Welle, die die Volksrepublik je gesehen hat

    Die Öffnung des Landes folgt einer abrupten Kehrtwende in Chinas Covid-Politik: Die Pandemie wurde herabgestuft auf eine Erkältung mit Fieber. Seit dem Ende der vielen Lockdowns, den Massentests und den Zwangsquarantänen rollt die größte Covid-Welle durch China, die das Land je gesehen hat.
    Der in London ansässige Datenverarbeiter Airfinity geht von 2,5 Millionen Neuinfektionen jeden Tag aus, 16.600 Menschen sterben demnach. Die Zahlen konterkarieren die offiziellen Statistiken. Denn danach sind seit dem Beginn der Covid-Pandemie gerade einmal 5.267 Chinesinnen und Chinesen an dem Virus gestorben.
    Zu den Neuinfektionen legt die Gesundheitskommission mittlerweile überhaupt keine Zahlen mehr vor. Bereits jetzt machen sich Millionen Chinesen, überwiegend von den großen Städten, zu ihren Verwandten aufs Land auf, um das Chinesische Neujahr zu feiern.

    Heilmann: Reisefreiheit wirkt wie "Virenschleuder"

    Professor Sebastian Heilmann, China-Experte an der Universität Trier, befürchtet, dass die Feierlichkeiten zu einer "Virenschleuder" werden könnten:

    Es ist klar, dass sich mit solchen Riesen-Reise-Wellen durch das Land die Pandemie natürlich nochmal beschleunigen wird.

    Sebastian Heilmann, China-Experte Universität Trier

    Westliche Impfstoffe, etwa von Biontech und Moderna werden in der Volksrepublik bislang nur Ausländern gespritzt. Selbst kostenlose Dosen vonseiten der EU hat die Regierung in Peking immer abgelehnt.

    China impft nur Ausländer mit Omikron-angepassten Impfstoffen

    Chinesen erhalten nach wie vor Vakzine der ersten Generation, die nicht an die Omikron-Virusvariante angepasst sind. Bislang ist es chinesischen Forschern und Pharma-Unternehmen nicht gelungen, einen eigenen mRNA-Impfstoff auf den Markt zu bringen.
    Die Firma CanSino Biologics sei aber auf einem guten Weg, heißt es jetzt. Ihr mRNA-Vakzin, das auf neue Omikron-Subtypen abziele, befinde sich nun in der letzten Testphase. Wann es erhältlich sein wird, dazu gab es keine Antwort. Chinas Staatsführung spielt auf Zeit.
    Elisabeth Schmidt ist Ostasien-Korrespondentin im ZDF-Studio Peking.

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    :Berlin rät von unnötigen China-Reisen ab

    Das Auswärtige Amt rät derzeit von nicht notwendigen Reisen nach China ab. Die Infektionszahlen im Land befänden sich auf dem höchsten Stand seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020.
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