Spanien ist Hochinzidenzgebiet, Deutschland streitet über eine Testpflicht. Vier #Corona-Protokolle von Urlaubsreisen in Risikogebiete.
Felix*, 24 Jahre, Industriemechaniker, war unlängst auf Mallorca
Ich bin Mitte Juli mit meinen Freunden an den Ballermann geflogen. Wir haben ziemlich kurzfristig gebucht, als Spanien sogar schon Risikogebiet war. Aber das hat uns eigentlich keine Sorgen bereitet, außerdem wollten wir nach der langen Corona-Zeit nicht auf unseren Urlaub verzichten. Es lief auch alles echt unkompliziert - von der Organisation bis hin zu den QR-Codes scannen. Wir mussten nicht einmal einen Test vorzeigen.
Im Flieger galt zwar die Maskenpflicht - aber da hat sich definitiv nicht jeder dran gehalten. Auch Essen und Trinken war erlaubt, obwohl es nicht nur eng gewesen ist, sondern das Flugzeug auch fast komplett voll war. Vor Ort war die Lage dann vergleichbar mit Deutschland. In der Innengastro mussten wir zum Beispiel die Masken bis zum Tisch tragen, man brauchte hier aber keinen Test.
Man konnte selbst drinnen auf jeden Fall gut Party machen, musste aber an seinem eigenen Tisch bleiben. Und draußen vor den Bars hat niemand den Betrieb kontrolliert, Polizei habe ich dort auch nicht gesehen, das war schon nicht so Corona-konform.
Es wundert mich also nicht, dass die Zahlen gestiegen sind und die Leute sich vor Ort anstecken. Inzwischen gibt es ja auch wieder zusätzliche Beschränkungen.
Zurück zuhause habe ich einen Schnelltest gemacht, einfach um sicherzugehen. Aber ehrlich gesagt habe ich mich auf Mallorca nicht einer größeren Gefahr ausgesetzt gefühlt als in Deutschland. Ich würde auch wieder fliegen - trotz der Einstufung zum Hochinzidenzgebiet. [Eine Auflistung des Robert-Koch-Instituts mit allen Risikogebieten weltweit finden Sie hier.]
Muriel, 19 Jahre, Abiturientin, ist derzeit auf Teneriffa
Als meine Freundin und ich den Urlaub gebucht haben, war Teneriffa noch kein Risikogebiet. Dann kam die Meldung - und ich habe mir schon etwas Sorgen gemacht. Wir haben uns dann informiert, was das konkret bedeutet und welche Unterlagen wir brauchen. Weil für uns aber klar war, dass wir uns an die Regeln halten werden, hatte ich dann relativ schnell keine Bedenken mehr. Beim Abflug mussten wir auch keinen Test vorzeigen, sondern nur das Einreiseformular und den QR-Code. Der Aufwand war also schon eher stressig - richtig gefreut habe ich mich dann erst, als wir gelandet sind.
Es ist auch gut, dass wir hier nicht in einem Hotel sind, sondern unser eigenes Haus haben. Wir haben kaum Kontakte, das macht die Situation entspannter.
Ich fühle mich also schon sicher. Wir sind meistens in der Natur, benutzen keine öffentlichen Verkehrsmittel, passen uns an die Spanier*innen an und tragen selbst immer einen Mundschutz. Das ist schon echt ein komisches Gefühl. Aber trotzdem hat alles geöffnet, man kann viel unternehmen und es sind auch wirklich viele Tourist*innen vor Ort, vor allem aus Deutschland.
Quelle: Privat
Trotz Corona genießen wir die Zeit auf jeden Fall. Auch, wenn der Urlaub irgendwie anders ist als Urlaube vor der Pandemie. Aber man weiß das alles jetzt wieder viel mehr zu schätzen.
Gespannt bin ich allerdings tatsächlich auf die Heimreise und ob wir in Quarantäne müssen, weil Teneriffa ja jetzt als Hochinzidenzgebiet gilt. Aber wir werden auf jeden Fall auf Nummer sicher gehen und vor dem Rückflug einen Test machen. Vor allem, um niemanden zu Hause zu gefährden. Denn man hört ja schon oft den Vorwurf, man würde das Virus aus dem Urlaub "mitbringen". Ich denke aber nicht, dass das so wahrscheinlich ist. Jede*r sollte in der Hinsicht einfach das machen, was man selbst für richtig empfindet.
Harald, 49 Jahre, Informatik Projektleiter und Barbara, 48 Jahre, Pflegefachfrau, sind derzeit in Südafrika
Wir wollten eigentlich letztes Jahr schon nach Südafrika, wegen Corona funktionierte das aber leider nicht. Deshalb war für uns klar: Wenn die Flüge dieses Jahr nicht storniert werden, dann fliegen wir. Ich (Barbara) war aber schon verunsichert und hatte etwas Angst, weil es meine erste Reise in das Land ist. Die erschwerten Umstände und die Tatsache, dass wir mehr oder weniger die "einzigen" Tourist*innen sind, haben mir schon Sorgen bereitet. Mein Mann war eher positiv gestimmt.
Ich (Harald) fand das mit dem PCR-Test vor Abreise etwas stressig. Wenn der nicht negativ gewesen wäre, hätte halt nichts geklappt. Und die Garantie hat man ja nie. Aber wir sind beide vollständig geimpft und auch das war ein Grund, die Reise anzutreten.
Am Flughafen lief alles problemlos, im Flieger war zwischen den einzelnen Passagieren immer genügend Abstand. In Kapstadt gelandet, wurde uns dann erstmal Fieber gemessen. Und vor Ort nutzen wir die Covid Alert South Africa App, die uns anzeigt, ob, wo und wann man Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatte. Auch sonst sind die Leute hier sehr vorsichtig und halten sich an die Maßnahmen.
Im Restaurant wird immer Temperatur gemessen, in Einkaufszentren wird darauf geachtet, sich die Hände zu desinfizieren und draußen tragen eigentlich alle eine Maske - sogar kleine Kinder.
Aber hier ist wirklich wenig los, man sieht kaum international Reisende. Deswegen sind hier alle sehr hilfsbereit und froh, dass wir da sind, denn die Armut im Land ist durch Corona viel größer geworden. Einige haben erzählt, sie hätten ihren Job verloren, müssten Hunger leiden.
Einmal haben uns zwei Frauen auf der Straße sogar gefragt, ob sie unser Essen bekommen könnten - trotz der Corona-Ansteckungsgefahr. Sie gehen das Risiko hier einfach ein, viele hatten das Virus ohnehin schon.
Quelle: Privat
Aber zusammenfassend kann man den Urlaub - auch wenn Südafrika als Virusvariantengebiet eingestuft ist - genießen. Natürlich mit Einschränkungen, abends gilt zum Beispiel eine Ausgangssperre und ab 19 Uhr schließt die Küche in den Restaurants. Aber man muss sich eben mit Corona abfinden. Das ist die neue Normalität.
Sarah, 24 Jahre, Studentin, war in Guatemala
Ich bin schon Anfang Februar in Urlaub geflogen und habe zunächst gezögert, weil nicht nur Guatemala Risikogebiet war, sondern sich zu dem Zeitpunkt auch die Infektionslage in Deutschland zugespitzt hatte. Es war auf jeden Fall ein Risiko, aber sobald ich die Entscheidung getroffen hatte, zu fliegen, habe ich weniger über Corona nachgedacht - und versucht, mich gedanklich auf den Urlaub einzulassen.
Der Lockdown im Winter war wirklich hart für mich, ich war fast nur zuhause und habe mich oft schlecht gefühlt, wenn ich soziale Kontakte hatte. Mein Tag bestand quasi aus Studium und Arbeiten - einen Ausgleich gab es nicht.
In Deutschland am Flughafen galt natürlich noch die Maskenpflicht - aber sobald man in der Schlange stand und auch im Flugzeug selbst hatten schon viele die Maske ausgezogen. Auch in Guatemala war alles weniger strikt als in Deutschland.
Viele Bars hatten geöffnet, Clubs teilweise auch und es gab größere Veranstaltungen. Die Leute haben sich weniger an die Regeln gehalten. Für mich persönlich war es aber spannend zu sehen, wie man sich selbst an die Situation vor Ort anpasst. Anfangs hatte ich oft noch ein mulmiges Gefühl, wenn ich gesehen habe, dass die Leute keine Maske tragen, aber irgendwann wurde ich unbeschwerter. Die Stimmung im Land war einfach positiver, es gab mehr Lebensfreude. Das hat man auch an den Stränden gesehen.
Für mich war es einfach schön, dass durch die Reise das positive Lebensgefühl wieder zurückgekehrt ist. Ich musste mir nicht ständig über alles Gedanken machen und konnte den Alltag vergessen. Reisen ist irgendwie meine persönliche Therapie.
Quelle: Privat
Natürlich muss es nicht direkt Guatemala sein. Im Großen und Ganzen geht es aber einfach darum, mal rauszukommen und dadurch Distanz zum Alltag zu gewinnen. [Wie Studierende die Corona-Krise erlebt haben, lesen Sie hier.]
*Name von der Redaktion geändert
- Urlaub im Risikogebiet? Was bei Reisen gilt
Das Corona-Gefahr an vielen Urlaubsorten steigt, seit heute gelten auch Griechenland, die Niederlande und Teile Dänemarks als Risikogebiete. Was das für Reisende bedeutet.