In Brasilien genießen die Menschen dank guter Impfquote und Sommeranfang ein Abflachen der Corona-Infektionszahlen. Auch die Karnevalssaison ist gerettet.
Savia David kann es kaum erwarten. Die Brasilianerin gehört zu den Stars des Karnevals in Rio de Janeiro. Die 33-Jährige ist selbst als "Musa" eine der Vorzeigefiguren einer der größten und erfolgreichsten Sambaschulen "Beija- Flor" und zudem Königin von "Unidos de Vila Maria".
In der vielleicht größten Karnevalsmetropole der Welt laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Während in Deutschland mit dem Winter die Corona-Pandemie und damit die Ausgangsbeschränkungen zurückkommen, genießen die Brasilianer das Abklingen von Corona zu Beginn des Sommers in vollen Zügen.
"Jeder hofft, die Kostüme aus dem Schrank holen zu können, einen der Viertelszüge zu genießen, von den Tribünen aus zuzusehen oder einfach nur beim Karneval mitzulaufen", sagt Savia David.
Brasilien stark von Corona betroffen
Dass dies möglich ist, ist aber nicht nur den wärmeren Temperaturen geschuldet. Vor einem Jahr musste Karneval ausfallen. Brasilien war eines der am härtesten betroffenen Länder weltweit.
Bislang sind mehr als 610.000 Menschen an den Folgen einer Covid-Infektion gestorben. Doch dann begann in dem größten südamerikanischen Land eine Impfkampagne ohnegleichen.
Zwar verzögerte die Regierung des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro anfangs den Ankauf von Impfdosen in fahrlässiger Weise, weil sie auf entsprechende Anfragen der Impfstoffhersteller nicht reagierte. Bis heute spottet Bolsonaro zudem über die Impfmittel und verbreitet auch wissenschaftlich nicht belegte Aussagen über die Gefahr durch Vakzine. Doch inzwischen ist genug Impfstoff da und das brasilianische Volk strömt in Massen zu den Impfzentren.
Menschen haben Grundvertrauen in Impfungen
Das liegt einerseits daran, dass die Menschen angesichts zahlreicher Tropenkrankheiten ein Grundvertrauen in Impfungen haben. Aber auch daran, dass bei einer Quote von einem Covid-Toten pro 350 Einwohnern fast jeder in Brasilien im direkten Umfeld, Nachbarschaft oder im Viertel von einem Todesfall betroffen ist.
Die Corona-Pandemie ist Brasilien in den räumlich beengten Armenvierteln und den bevölkerungsreichen urbanen Metropolen sehr nah gekommen. Das alles soll nun weggefeiert werden, sagt Savia David:
Karneval 2022 wird besonders kreativ, ist David überzeugt, "weil die Menschen die Zeit der Corona-Depression überwinden wollen".
Durch Impfungen weniger Corona-Tote
Dass das überhaupt möglich ist, dafür haben die Brasilianer die Grundlage selbst gelegt: Die Tageszeitung "Folha" berichtet in ihrer Statistik von einer Erstimpfquote in Sao Paulo von 98 Prozent der Erwachsenen. Im November meldete die Region - mit 22 Millionen Menschen eine der bevölkerungsreichsten Lateinamerikas - erstmals seit Beginn der Pandemie wieder einen Tag ohne Corona-Tote.
Auch für Rio meldete das Netzwerk der öffentlichen Krankenhäuser am Samstag erstmals seit Pandemiebeginn: Es gibt auf Station keinen einzigen Covd-19-Patienten mehr. Die Erst-Impfquote bei den über 18-Jährigen lag im Bundesstaat Rio de Janeiro zuletzt bei knapp 95 Prozent.
Die Querdenker-Szene in Brasilien ist trotz eines Impfskeptikers im Präsidentenamt vergleichsweise klein. Zumindest für einen Sommer zeichnet sich ab, dass Brasilien aus dem Gröbsten raus sein könnte.
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