Die Delta-Variante gibt in der Corona-Pandemie nun auch in Deutschland den Ton an. Immunologen warnen vor zu viel Übermut und raten zur Maskenpflicht. Sie haben Gründe.
Die besonders ansteckende Delta-Variante ist in der Corona-Pandemie in Deutschland zur vorherrschenden Mutante geworden. Sie dominiere erstmals mit einem Anteil von 59 Prozent, hieß es am Mittwochabend in der jüngsten Auswertung des Robert Koch-Instituts mit Blick auf die 25. Kalenderwoche (21.-27. Juni). Damit habe sich ihr Anteil innerhalb einer Woche erneut fast verdoppelt.
Corona: Delta-Anteil binnen einer Woche verdoppelt
Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk, rät deshalb dringend weiter zum Maskentragen und anderen Corona-Regeln bis hin zum Testen.
Das sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Es sei anzunehmen, dass es sich nun bei knapp zwei Dritteln der PCR-bestätigten neuen Corona-Infektionen in Deutschland um eine Ansteckung mit der Delta-Variante (B.1.617.2) handele, heißt es beim Robert Koch-Institut (RKI).
Experten: Masken tragen, Corona-Regeln einhalten und testen
Nur noch bei einem Drittel gingen Infektionen auf die Alpha-Mutante zurück, die im vergangenen Winter die Infektionszahlen in Deutschland in die Höhe getrieben hatte. Der Alpha-Anteil sank damit rasch von 91 Prozent Ende Mai auf nur noch 33 Prozent Ende Juni. Andere Virusvarianten spielen hierzulande momentan keine Rolle.
Für Professorin Falk zeigen die jüngsten RKI-Ergebnisse, dass sich die Delta-Variante bei den momentan niedrigen Inzidenzen in Deutschland leichter durchsetzen kann. "Es sind nur wenige neue Fälle insgesamt, aber von denen beruhen viele auf Delta", erläuterte sie. "Wir haben seit Dienstag wieder steigende Zahlen. Man kann jetzt schon den Schluss ziehen, dass diese Variante dazu beiträgt, dass sich wieder mehr Menschen anstecken. Denn es ist für das Virus ein Leichtes, von einer Person zur nächsten zu springen." [Wie gut die Corona-Impfstoffe gegen Delta wirken.]
RKI: Viele wissen nicht von ihrer Ansteckung durch das Coronavirus
Für die wöchentliche RKI-Analyse wird nur ein Teil der positiven Corona-Proben auf Varianten hin untersucht. Dazu kommt das Risiko einer Unter-Erfassung der Fälle: Mehr als 40 Prozent aller mit dem Coronavirus Infizierten wissen nach einer Studie der Universitätsmedizin Mainz nichts von ihrer Ansteckung.
Für das RKi steht fest, dass der Anteil der Variante Delta weiterhin stark zunimmt - zuletzt von 37 auf 59 Prozent innerhalb von nur einer Woche. Diese starke Zunahme gehe mit einer leichten Erhöhung der Fallzahlen und einem weiterhin niedrigen einstelligen Niveau der Sieben-Tage-Inzidenz einher.
Trotz steigender Impfquoten Trendumkehr befürchtet
Viele Fachleute befürchten mit zunehmender Delta-Verbreitung trotz steigender Impfquoten eine Trendumkehr. Das war unter anderem in Großbritannien im Mai beobachtet worden. "Wenn wir jetzt klug sind, sollten wir nicht wieder denken: Das wird schon von alleine", mahnte Falk. "Denn das hatten wir schon mal." Was wir bisher über Delta wissen, erklären wir hier im Video:
Was wissen wir über die Delta-Variante des Corona-Virus? Wie gefährlich ist sie? Soll man Kinder jetzt doch impfen und oder ist alles nicht wirklich so schlimm?
Man sehe jetzt Menschengruppen, die feierten ohne Schutz, ob beim Fußball oder privat. "Das ist aber einfach keine gute Idee mit dieser Variante. Noch können wir es bei den geringen Inzidenzen durch milde Maßnahmen schaffen." Wenn die Zahlen durch die Decke gingen, müssten auch die Maßnahmen wieder verschärft werden. "Also muss man sagen: Leute, handelt jetzt. Verhaltet euch so schlau wie möglich." Die Delta-Variante sei wahrscheinlich nicht weniger krankmachend.
- Brauchen wir eine Impfauffrischung?
Viele Impfungen müssen mit der Zeit aufgefrischt werden. Auch bei Corona könnte das der Fall sein. Welche Szenarien möglich sind - und wovon sie abhängen.